Der Zeitungsleser

Kolumne Israel und Palästina - das es als Staat gar nicht gibt - sind zwei Töpfe, die auf dem Feuer stehen, in denen das Wasser kocht und kocht, und es nur ...

Israel und Palästina - das es als Staat gar nicht gibt - sind zwei Töpfe, die auf dem Feuer stehen, in denen das Wasser kocht und kocht, und es nur eine Frage der Zeit ist, und zwar einer immer kürzer werdenden Zeit, bis sie überkochen.
Das heißt, bis aus den militärischen Aktionen Israels ein Krieg wird, von dem zwar sicher ist, wer ihn zunächst gewinnen würde, eben die Israelis, aber ganz unsicher, welche Staaten, die USA inklusive, an ihm teilzunehmen gezwungen sind. Oder wartet Bush nur darauf, mit einem neuen Golfkrieg gegen den Irak den Anfang zu machen?
Auch Washington befürchtet eine Verschlimmerung der militärischen Situation. Es nicht dahin kommen zu lassen, gäbe es nur das Mittel, die Regierung Scharon zurückzupfeifen. Nichts lässt auf eine solche Initiative schließen.

Ein Artikel im Feuilleton der FAZ vom 18. Mai hat den Titel: "Wer bezahlt Berlin?" Daraus geht unter anderem hervor, dass die Stadt Frankfurt am Main von allen deutschen Großstädten am meisten für "Kultur" ausgibt. Ich setze den Begriff in Auführungszeichen, weil es dafür keine inhaltlich präzise Eingrenzung gibt. Was die Bundeshauptstadt angeht, so verfügt sie zwar über eine "reichhaltige Kulturausstattung", aber sie hat zu wenig Geld, um sie angemessen zu präsentieren. Für Erhaltung und Betrieb kultureller Institutionen konnten 1994 621 Millionen aufgewendet werden. Jetzt wären es noch 558 Millionen.

Ich hatte die Weimarer Republik als Teenager erlebt und gehörte zu der Minorität, die durch sie zu einem Anti-Nationalsozialisten geworden war, obwohl (oder weil?) ich einen nationalistischen Vater hatte.
Erstaunlicherweise kommt in meinen täglichen Aufzeichnungen während des Krieges - den ich als Soldat von Oktober 1939 bis zur amerikanischen Gefangenschaft im Herbst 1944 (in Frankreich) ohne den geringsten Nutzen für das Vaterland überlebte - Hitler nur mit ein paar Worten vor. Während ich jetzt über ein ganzes Regal mit NS-Dokumentationen und -Erinnerungen verfüge. Es ist, als hätte ich während des Krieges einen Gummimantel nicht ausgezogen, der sich von Oktober 1939 bis Herbst 1944 in eine großdeutsche Wehrmachtsuniform verwandelt hatte.
Aus dem "Deutschen Reich" ist eine Bundesrepublik Deutschland geworden, für die die Reichsvergangenheit vergessen ist. Von allen europäischen Staaten hat sich nur das "Deutsche Reich", vorübergehend zu Großdeutschland geworden, umbenannt. Sehr wahrscheinlich, dass "Bundesrepublik" eine Art politisch-historisches Abführmittel ist. Jedenfalls produziert diese Republik in Berlin keine Hauptstadtkultur. Die einstige Ausstrahlung ist auch von Architekten nicht wieder herzustellen. Es gibt noch den Berliner Großstadtdialekt, aber nicht mehr dessen Witz und Schärfe. Sollte aus den Herbstwahlen ein neuer Bundeskanzler hervorgehen - na, wenn schon!

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