Die begabteste Prosaistin der DDR

Erinnerung Heute vor 25 Jahren ist Irmtraud Morgner gestorben. Wie die Schriftstellerin aus dem Realsozialismus zum Popstar für die westdeutsche Frauenbewegung wurde
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Der literarische Kanon ist ein Mysterium. So richtig kann niemand erklären, warum der eine Autor als Klassiker gilt, während der andere in den Untiefen der Bibliothekskeller verschwunden ist. Und wer dort erstmal liegt, fernab von Feuilletons und Konferenzen, hat kaum eine Chance auf Wiederkehr. Denn der Kanon ist Mainstream, und der Mainstream ist unerbittlich. So flackern die Namen der Verschwundenen höchstens noch an runden Geburts- und Todestagen durch den Blätterwald. Und damit wären wir beim Thema: Vor 25 Jahren ist Irmtraud Morgner gestorben.

Geboren wurde Morgner 1933 in Chemnitz. Für ihre literarische Sozialisation sorgten der Zufall und sie selbst. Beim Aufräumen, so die Anekdote, fand die Dreizehnjährige einen Koffer voller Reclam-Büch