Die Borste

Sie war beim abendlichen Putzen zwischen meinen Eckzähnen hängen geblieben, ich spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Unversehens glitt die Spitze ...

Sie war beim abendlichen Putzen zwischen meinen Eckzähnen hängen geblieben, ich spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Unversehens glitt die Spitze meiner Zunge zwischen die Zähne und versuchte mit Saugen und Stoßen, sie aus der Arretierung zu lösen. Meine Zunge arbeitete um so eifriger, da ich in einer Zeitschrift gelesen hatte, dass Borsten von Zahnbürsten krebserregend seien. Ich spuckte den Schaum der Zahnpasta in das Becken, um meine Zunge besser manövrieren zu können, doch das hängen gebliebene Haar zeigte sich borstig. Es war das alte Problem: Ich kann mich von mir lieb gewonnenen Dingen schlecht trennen, und so hatte ich meine Zahnbürste, eine grün-weiße Benefit Clinic mit speziellem Knick, nicht ersetzt, obwohl ihre Borsten schon längst zerfleddert waren.

Nun zahlte ich den Preis für meine Anhänglichkeit. Die Borste wich nicht aus meinem Gebiss. Ich versuchte es mit Zahnstochern und Zahnseide, aber meine Versuche waren läppisch und pressten das Ding noch fester in die Lücke. Ich griff mit meinen Fingern in den Mund und verfuchte, die Borfte mit der Hand herauffufiehen. Es nützte nichts. Schließlich rief ich meinen Zahnarzt an und sagte, dass sich eine Borste in meinem Gebiss verfangen hätte. Er lachte und sagte, ich müsse nur die Prothese herausnehmen, dann könne ich die Borste mühelos entfernen. Klugscheißer! dachte ich und hängte ein. Dann nahm ich die Prothefe auf dem Mund und entfernte die Borfte. Alf ich merkte, daff ich ja gar keine Prothefe trug, war ef fon fu fpät.

der Freitag digital zum Vorteilspreis

6 Monate mit 25% Rabatt lesen

Geschrieben von

Der Freitag im Oster-Abo Schenken Sie mutigen Qualitätsjournalismus!

Print

Entdecken Sie unsere Osterangebote für die Printzeitung mit Wunschprämie.

Jetzt sichern

Digital

Schenken Sie einen unserer Geschenkgutscheine für ein Digital-Abo.

Jetzt sichern

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden