Die DDR in sich tragen

30 Jahre Einheit Jetzt meldet sich eine jüngere Generation zu Wort. Über Aufbruch und Phantomschmerz
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 44/2020

Marko Martin war 19, als die Mauer fiel. In seinem Buch erzählt er, wie er im August 1990 im Haus des Schriftstellerverbandes an der Berliner Friedrichstraße in Bücherkisten kramt. „‚Die sind längst ausgesondert‘, sagte die Sekretärin (...) Aber wer hatte das getan ...“ – Viele waren beteiligt, die DDR-Literatur aus den Regalen zu räumen, so wie Ost-Produkte aus den Kaufhallen verschwanden, der Palast der Republik abgerissen, Straßen umbenannt wurden.

„Wo gesiegt wird, wird zu Ende gesiegt“, hat Hermann Kant einmal gesagt. Als Marko Martin in der Friedrichstraße in Bücherkisten kramte, war Kant als langjähriger Verbandspräsident schon Monate nicht mehr im Amt. Im Herbst 1989 hatte er die Vertrau