Die Deutschen machten sich ihre Vertreibung selber

Zweierlei Erinnerung Wie deutsche Historiker ihre Taten aus der NS-Zeit verarbeiten
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Am 8. Mai 1945 - dem Tag der Befreiung, respektive: der Katastrophe - fiel Arno Lustiger ein, dass er tags zuvor seinen 21. Geburtstag vergessen hatte. Gleich dreifach konnte er jetzt feiern. Denn vorher hatte er zwei Todesmärsche überstanden - von der SS in Gang gesetzt, um eine Befreiung ihrer Zwangsarbeiter durch die Rote Armee zu verhindern. Einer führte Arno Lustiger vom KZ Auschwitz-Blechhammer ins Innere des Reiches, in das KZ Groß-Rosen. Wer das Tempo nicht einhielt, wurde erschossen. Nur jeder vierte kam schließlich an.

Am 27. Januar 2005 stand der achtzigjährige Arno Lustiger im Bundestag, hielt die Rede zum 60. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz und sprach auch von den Todesmärschen, die er überlebt hatte. Er sagte: "Bis heute gibt es ke