Ich bin Ukrainerin – und kann kein Blau-Gelb mehr sehen

Kriegsberichte Unsere Autorin Marija Hirt ist Ukrainerin und lebt seit Jahren in Deutschland. Die Solidarität mit ihrer alten Heimat sieht sie mit gemischten Gefühlen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 13/2022
Russischer Blindgänger auf einem Friedhof in Mykolaiv am 26. März: ungefragt im Märtyrer-Kampf
Russischer Blindgänger auf einem Friedhof in Mykolaiv am 26. März: ungefragt im Märtyrer-Kampf

Foto: Leo Correa/Redux/laif

Mein Alltag ist derzeit blau und gelb. Überall in der deutschen Stadt, in der ich seit langem lebe, lauern die Farben des Landes, in dem ich groß geworden bin. Das macht mir gemischte Gefühle. Ich weiß, dass die Leute das gut meinen. Aber es überwiegen die Bauchschmerzen.

Der Ursprung dieser Schmerzen ist kompliziert. Also fange ich bei ihrer Wirkung an: Es ist für mich sehr schwierig, mit deutschen Bekannten über den Krieg zu reden. Und doch sprechen mich fast alle darauf an – aus einer ziemlich einheitlichen Haltung. Menschen, die bis vor Kurzem nicht wussten, welcher Fluss durch Kiew fließt oder wo das Asowsche Meer liegt, versuchen, mich über mein Land zu belehren. Und wenn ich sage, dass der Krieg – der sofort aufhören muss