Die Flüsse überdauern alles

Europäisches Schicksal Zum Tod des polnischen Dichters und Essayisten Czeslaw Milosz (1911-2004)
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Einmal beenden die Flüsse ihre Wegstrecke zwischen Quelle und Mündung. Sie entbetten sich und gehen über in Meere und Ozeane. Und fließen doch weiter. Einer verbrachte seine Kindheit an ihren Ufern, war Flusspirat am Niewiat im Tal der Issa, lauschte "dem Rauschen des heraklitischen Flusses", sammelte gegen das Versiegen durch das Nazi-Morden das polnische Wort im Untergrund, setzte die Segel des "rettenden Wissens" gegen Verführtes Denken und blieb auch im freien Westen einer, der gegen den Strom schwamm, weshalb ihm neun Jahre lang ein US-Visum verweigert worden war.

Er wurde Professor in Berkeley, Nobelpreisträger, doch mehr als dieser Preis mochte ihn berührt haben, dass 1980 Solidarnosz-Gewerkschaftler Worte aus einem seiner Gedichte für das Den