Die Fröhlichkeit im Schrecken

Blauäugig In den Büchern von Fred Wander geht es um die Wahrhaftigkeit von Erinnerung. Anmerkungen zu ihrer Neuauflage ein Jahr nach seinem Tod
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Meine erste Begegnung mit der Wirklichkeit der Konzentrationslager kam völlig unvorbereitet in einer Vormittagskindervorstellung im Kino. Vor dem eigentlichen Film lief Der Augenzeuge, damals, etwa sieben oder acht Jahre nach dem Krieg, von den meisten Leuten noch "Wochenschau" genannt. Bilder von Menschen, die buchstäblich nur noch Haut und Knochen waren, die vor Schwäche nicht mehr gehen konnten, GIs stützten sie, die Haare dieser Häftlinge waren abrasiert, die Kamera schwenkte auf einen Berg geschorener Haare, daneben ein Berg Zähne, Goldzähne, erklärte der Kommentator, den Toten ausgebrochen, bevor sie verbrannt wurden.

Ich war sieben oder acht Jahre alt, es war ein Entsetzen in mir, ein Grauen, zum ersten Mal begriff ich, dass die Welt ein furcht