Die Front in den Köpfen

Ukraine In der Hafenstadt Mariupol kann sich entscheiden, ob der Waffenstillstand hält oder der Bürgerkrieg mehr als den Donbass erfassen wird
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 13/2015
Kampfpause: Milizionär des ultranationalistischen Asow-Regiments
Kampfpause: Milizionär des ultranationalistischen Asow-Regiments

Foto: Andrew Burton/Getty Images

Manchmal ist es besser, in Mariupol den Mund zu halten. Ein Mann lehnt an einer Mauer im Viertel Wostotschny und hält sein Morgenbier in die Sonne. Als er hört, dass jemand etwas auf Englisch sagt, fängt er an zu keifen. Die Flasche schwenkt er in der Hand, als wolle er sie werfen. Die Englischlehrerin Margo Stakhiv beschleunigt ihren Schritt und biegt um die Ecke in eine unbelebte Gasse. Dort sind kaum Fußgänger unterwegs, niemand ist in Hörweite. „Ich habe Sie gewarnt. Die Leute in Wostotschny mögen keine Europäer“, flüstert sie.

Die Mauern der Wohnblöcke ringsherum tragen Narben wie Pockengesichter. Die Überreste der Raketen, die im Januar auf dem Wochenmarkt in Wostotschny einschlugen, haben sich wie lange Nägel in