Die Gacaca-Justiz

Volksgerichte Ruandas Versuch, nach dem Genozid mit der "Kultur der Straflosigkeit" zu brechen
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Wer heute, zehn Jahre nach dem Völkermord, durch Ruanda fährt, wird an vielen Stellen ein zwei mal drei Meter großes Plakat nicht übersehen. Es zeigt das von Schmerz und Leid gezeichnete Gesicht einer Frau, die den Betrachter forschend anschaut, augenscheinlich eine Überlebende des Völkermords. Rechts von ihr, ein wenig vom Betrachter abgewandt, ist der Oberkörper eines Mannes platziert, der beschämt den gesenkten Kopf auf die Hände stützt, augenscheinlich ein mutmaßlicher Täter - den Hintergrund dieser ruandischen Stillebens bilden liebliche Landschaftsbilder, kontrastiert mit Szenen, die an den Völkermord vor zehn Jahren erinnern: brennende Hütten, fliehende Menschen, Leichen zuhauf. Auf derartigen Bildnissen ist - jew