Die Geschichte der ungerechten Bezahlung

Gender Pay Gap Frauen haben in der Geschichte immer wieder gleichen Lohn gefordert. Warum hat sich in den letzten 150 Jahren trotzdem kaum etwas getan?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 05/2020
Die Geschichte  der ungerechten  Bezahlung

Illustration: Ira Bolsinger für der Freitag; Material: Getty Images

Es ist Mittwochnachmittag, als der Aufseher an den Tisch der Arbeiterinnen tritt und sie für die restliche Woche entlässt. „Ach, welcher Jammer herrschte da!“, schreibt Minna Wettstein-Adelt 1893. Die gelernte Hutmacherin hat sich heimlich in eine Strumpffabrik in Chemnitz eingeschleust. Sie ist Anfang 20 und – wenn man so will – eine der ersten investigativen Journalistinnen. Später wird sie verschiedenste Frauenzeitschriften herausgeben, nun will sie herausfinden, unter welchen Bedingungen die Arbeiterinnen in den Fabriken arbeiten.

Wettstein-Adelt schreibt: „Die meisten hatten erst zwischen 60 Pfennig und einer Mark 20 verdient und sollten ihre vier bis sechs Mark Kostgeld wöchentlich entrichten. Besonders jene Witwe mit zwei Kindern war