Die Gnade des Spätkaufs

Late Adopter Billiger, sicherer, besser: Wer abwartet, hat Vorteile in der Warenwelt. Diskutieren Sie mit, worauf es sich zu warten lohnt. Hier sind schon mal fünf Vorschläge

1. I-Phone:
Apples I-Phone hat schon einmal gezeigt, dass es sich lohnt, mit der Anschaffung zu warten. Das Gerät war gerade einmal zwei Monate lang auf dem Markt, als sein Preis in den USA um von 600 auf 400 Dollar fiel. Der Vertrag zwischen Apple und der Telekom, der es in Deutschland bisher nur ermöglicht, das I-Phone in Verbindung mit einem nicht unbedingt günstigen T-Mobile-Vertrag zu kaufen, läuft Brancheninsidern zufolge Ende diesen Jahres aus. Andere Mobilfunkanbieter machen sich bereits startklar. Die Folge dürfte sein, dass die Preise sowohl des Geräts als auch der Tarife, mit denen es angeboten wird, sinken werden.

2. Kindle
Das eBook-Modell von Amazon, der Kindle, zwingt deutsche Konsumenten sogar dazu, zu warten: Er ist in Deutschland noch gar nicht erschienen. In den USA kann man den Kindle seit November 2007 kaufen, in Deutschland konnten sich Amazon und die hiesigen Mobilfunkanbieter bisher nicht auf ein Vertriebsmodell einigen. Über deren Netz sollten die Kindle-Nutzer die Bücher nämlich von der Amazon-Website laden. Die anfallenden Datenkosten hätte der Online-Buchhändler übernommen, der sich wegen aus seiner Sicht überzogenen Forderungen seiner europäischen Vertragspartner aber nicht mit den Mobilfunkanbietern einigen konnte. Außerdem kann es ratsam sein, erst einmal abzuwarten, welche Publikationen sich überhaupt auf deutsch als Kindlebuch herunterladen lassen. Was hat man schließlich von einem eBook, auf das man nur Gebrauchsanweisungen für Staubsauger laden kann?

3. E-Perso
Der elektronische Personalausweis im Chipkartenformat wird ab November 2010 erhältlich sein. Laut Innenministerium soll er alles einfacher, sicherer und schneller machen: Online-Banking ohne PINs und TANs, Check-In am Flughafen ohne Warteschlangen, Vertragsabschlüsse per digitaler Unterschrift im Netz. Das Argument, das immer kommt, wenn man den Deutschen neue Ausweise verkaufen will, die entweder teuer sind oder sich besser in die Überwachungspolitik einfügen, wird auch hier gebracht: Der ePerso sei noch fälschungssicherer als der auch vom Innenministerium als praktisch unfälschbar bezeichnete bisherige Personalausweis. Empfehlung: Wer kann und noch einen alten Personalausweis besitzt, sollte sich den E-Perso erst dann zulegen, bis sicher ist, dass weder der freie Markt, noch die Politik Unfug damit treiben. Noch besser wäre natürlich, wenn der Bürger die Wahl hätte, ob er den E-Perso überhaupt will.

4. Aka-Aki
Dieses Programm fürs Handy holt die sozialen Online-Netzwerke vollständig ins analoge Leben. Wer sich registriert und das Programm aufs Handy lädt, bekommt die anderen Nutzer in seiner Nähe angezeigt, ob er zu Hause sitzt oder in einem Café. Man kann dann über Aka-Aki ihr Profil abrufen oder ihnen Nachrichten schreiben. Flirten über Ortungsdienste ist in Japan schon sehr beliebt, aber in Deutschland hat es sich bisher nicht durchgesetzt - obwohl ähnliches schon seit zehn Jahren versucht wird. Warum sich also überall orten lassen, wenn man keinen Nutzen davon hat? Und bis man weiß, ob es sich lohnt, Aka-Aki auf seinem Handy zu installieren, kann man die sympathischen Menschen in seiner Nähe ja einfach ansprechen.

5. E-Bike
Zweiräder mit Elektromotoren gibt es schon lange. Was aber früher vor allem dazu diente, tretfaule oder -schwache Radler den Berg hochzufahren, kann heute schon Cross-Motorräder ersetzen. Verschiedene amerikanische Firmen stellen bereits Motorräder mit Elektromotoren her, die Höchstgeschwindigkeiten zwischen 100 und 260 km/h erreichen und in einer Sekunde auf 50 bis 90 km/h beschleunigen können. Selbst wenn der deutsche TÜV die Räder bald bei uns zulässt, gibt es gute Gründe zu Warten: zum Beispiel auf ein sinnvolles Pfandsystem für die Akkus der Motoren. Strom zu tanken ist zwar billiger als Sprit, dauert aber wesentlich länger: Bis zu vier Stunden braucht ein Akku, bis er vollständig aufgeladen ist. Wenn man allerdings den leeren Akku einfach an Tankstellen gegen einen vollen eintauschen kann, kann man zuschlagen. Bis dahin sind die Maschinen (7.000 bis 10.000 Euro) vielleicht auch ein bisschen billiger geworden.

Worauf lohnt sich noch zu warten? Haben Sie weitere Vorschläge?


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