Wenn Ionesco noch lebte, fände er in seiner alten, ungeliebten Heimat ständig Stoff für seine Stücke. Gerade erschüttert ein neuer Skandal die Bukarester Kulturgemeinschaft: Der Historiker Marius Oprea, Begründer und Leiter des „Instituts zur Erforschung der Verbrechen des Kommunismus“, ist am vergangenen Wochenende trotz massiver Proteste aus In- und Ausland abgesetzt worden. Sein Vergehen: Ein Zuviel an Diensteifer und ein Zuwenig an Ergebenheit gegenüber Staatspräsident Traian Basescu.
Oprea gilt als ebenso verbissener Securitate-Jäger wie Basescu-Gegner. Deshalb hat ihm nicht einmal Herta Müllers in Observator Cultural veröffentlichter Unterstützungsbrief geholfen, in dem sie die sich abzeichnende Absetzung als „gewonnene Schlacht“ der alten Mächte wertete. Oprea wurde durch den Basescu loyal zur Seite stehenden Politologen Vladimir Tismaneanu ersetzt. Nun ist dieser Skandal nur der aktuelle Höhepunkt in dem seit langem währenden Streit um „Basescus Intellektuelle“, zu denen auch der Essayist Horia-Roman Patapievici oder der hochgelobte Schriftsteller Mircea Cartarescu zählen.
Ihnen wird vorgeworfen, dem Präsidenten blind und kritiklos zu folgen wie servile Parteiaktivisten. Die Kritisierten selbst rechtfertigen ihre Parteinahme damit, dass Basescu den Kommunismus öffentlich verurteilt habe und sich zur konservativen Doktrin bekenne. Da er der Korruption, den „Oligarchen“ und „Mogulen“, also schlicht und einfach dem „ruchlosen System“, den Kampf angesagt habe, stehe er moralisch höher als seine Gegner und stelle als einziger eine echte Alternative dar.
Lob der Hierarchie
Die Fakten sehen allerdings etwas anders aus. So hat sich die hehre „Verurteilung des Kommunismus“ in der Praxis als rein politisch bedingtes Lippenbekenntnis erwiesen. Opreas Fall bezeugt dies. Sein Institut hat in den letzten vier Jahren 400 Folterknechte des alten Regimes ausfindig gemacht und vor Gericht bringen wollen. Gegen keinen einzigen wurde jedoch Anklage erhoben. Das Bestreben, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, ist überhaupt unerwünscht. Nachfolger Tismaneanu wird daher die Arbeit des Instituts, das, man staune, er aus den Vereinigten Staaten leiten will, auf eine theoretische Verurteilung konzentrieren und auf Strafverfolgungsmaßnahmen verzichten.
Das hat seine Gründe: Die alten Securitate-Seilschaften kontrollieren nach wie vor Wirtschaft und Politik. Andererseits befindet sich der rumänische Staat in einem fortgeschrittenen Auflösungszustand. Die Korruption ist auf allen Ebenen allgegenwärtig, der „öffentlichen Raum“ in einem desolaten Zustand. Die Politiker, die mehrheitlich Interessengruppen vertreten, verwechseln allzu oft das allgemeine Wohl mit dem privaten.
Präsident Basescu selbst ist alles andere als unbescholten. Den eigenen Aufstieg unbeirrt vor Augen, hat er das politische Spektrum von links nach rechts durchwandert. Seine Kritiker werfen ihm vor, zwielichtige Gestalten zu fördern und im „Kampf“ gegen die „Oligarchen“ mit zweierlei Maß zu messen: Er greife nur diejenigen, die die Opposition unterstützten, an, protegiere hingegen konsequent die ihm treu ergebenen. So trage vor allem er, der stets nach dem Grundsatz divide et impera handelt, die politische Verantwortung für die Misere im Land. In Rumänien hat der Haftungsgedanke aber noch keine Wurzeln geschlagen. Mehr noch: In der Heimat des Absurden, wo alles auf den Kopf gestellt scheint, gilt Rücksichtslosigkeit gar als bewunderungswürdige Tugend. So nimmt es kein Wunder, dass Basescu im Winter wiedergewählt wurde.
Warum also unterstützt die prominente Intellektuellengruppe diesen ehemaligen Schiffskapitän wirklich? Einen Mann, der sich mehr durch seine „Spielernatur“ als durch seine Bildung auszeichnet und nicht selten durch sexistische und rassistische Bemerkungen sowie harsche Journalistenschelte auffällt? Die Denkweise und die gesellschaftliche Stellung der Gruppe liefert hierfür vielleicht eine Antwort. Nehmen wir Mircea Cartarescu, der in Deutschland für seinen Bukarest-Roman Die Wissenden hoch gelobt und mit Proust verglichen wurde (siehe Kasten).
Seine wöchentlichen Kolumnen in Basescus Sprachrohr Evenimentul Zilei weisen ihn allerdings eher als Verwandten von Houellebecq aus; für einen so gefeierten Schriftsteller legt er eine doch ziemlich kleinliche Gesinnung an den Tag. So vermag er sich darüber aufzuregen, dass Filme wie Avatar den Amerikanern „Selbsthass“ und „Schuldbewusstsein gegenüber den Indianern und der Natur“ einimpften, oder bei vielen Umweltorganisationen eine sauer aufstoßende „Mischung aus Linksextremismus, Anarchismus, Naivität und guten Absichten“ festzustellen sei.
Dass gerade Cartarescu als größte Nobelpreishoffnung gilt, während die wirklich großen Romanciers Rumäniens im Ausland unbekannt geblieben sind, lässt vermuten, dass manche, um Lampedusa zu paraphrasieren, das Wasser dem Marsala-Wein vorziehen. Patapievici, mit der Leitung des rumänischen Kulturinstitutes betraut und eigentlicher Wortführer dieser Gruppe, bezeichnet sich selbst als „weiß, rumänisch, christlich orthodox und heterosexuell“. „Elite“ und „kulturelle Wertehierarchie“ preist er in solchem Maße, dass er sich manchmal zu befremdlichen Äußerungen hinreißen lässt, etwa: „Das Leben eines hungrigen Kindes ist nicht mehr wert als das Leben, das diejenigen, die 1944 Venus von Milo vor der Deportation retteten, verloren haben.“
Während er den „Individualismus“ verherrlicht, verachtet er den Multikulturalismus als „Offensive einer schwarzen Epistemologie, die behauptet, dass alles allem gleichzusetzen sei“. Und als ob ein oberflächlich verstandener Nietzsche und die Irrtümer des jungen Cioran einer Wiederholung bedürften, schwärmt er für „starke, eitle und realistische Naturen“ und für einen „grausamen, luziden, unbarmherzigen“ Patriotismus. Kein Wunder also, warum diese Gruppe ihrem Alpha-Tier-Atavismus nachgibt und dem „starken Mann“ Basescu folgt.
Stalinisten von rechts
Obwohl in Rumänien Frauen, Homosexuelle oder ethnische Minderheiten bestenfalls auf dem Papier gleichberechtigt sind, kapriziert sich die Gruppe auf den Kampf gegen die „politische Korrektheit“. Soziologie und Psychologie interessiert sie wenig – Psychologie höchstens, wenn es darum geht, jede Gesellschaftskritik umstandslos als Folge eines „Ressentiments“ zu deuten. Überhaupt verwechselt sie Kritik mit „Hass“. Wer wen warum „hasst“, liegt auf der Hand: Der „Mittelmäßige“, „Frustrierte“, „Ungeliebte“ „hasst“ aus „Neid“ den Höherstehenden, zu Recht Erfolgreichen. Diese arrogant auftretende Mentalität bleibt nicht folgenlos. Jeder Andersdenkende kann so verleumdet werden. Die Gruppe ist ja nicht eine unter vielen anderen. Zu ihr gehören die (sich selbst so benennenden) „Top-Intellektuellen“.
Sie geben in der rumänischen Kultur den Ton an und erheben den Führungsanspruch. Da sie in Verlagen, Instituten und Redaktionen Schlüsselpositionen innehaben, können sie diesen auch durchsetzen. Vom Korpsgeist geprägt, schützen und fördern sie ihre Mitglieder, sogar dann, wenn sie überführte Securitate-Mitarbeiter sind. Der in den USA lehrende Soziologe Sorin Adam Matei bemängelt diese hierarchische Organisation der rumänischen Kulturwelt und bezeichnet die „öffentlichen Intellektuellen“ als eine „Prestigegruppe“, die mit ihrem aristokratischen Gebaren die Welt in der dünnen Schicht der „Boyaren des Geistes“ und dem Rest der Sterblichen teilt.
Das hat ihm von Gabriel Liiceanu, dem Übervater des rumänischen Verlagswesens, der seinerzeit auch Patapievici und Cartarescu hochgepuscht hat, Schelte eingebracht. Mateis Theorie habe einen „proletarischen Beigeschmack“, hinter ihr lauere die „Lynchjustiz“. Dass durch solche Anschuldigungen jede Diskussion, jede Kritik im Keim erstickt wird, liegt auf der Hand. Die Gegner dieser Gruppe, die das kulturelle Monopol innehat, können sich nur schwer öffentlich behaupten – vor allem dann, wenn sie als „Linke“ abgestempelt sind. So hat sich in Rumänien kein Verlag bereit erklärt, den vom intellektuellen nationalen Mainstream abweichenden Aufsatzband Die Illusion des Antikommunismus zu publizieren: Er musste in der Republik Moldawien erscheinen. Dieser Tatbestand habe die „informelle Zensur“ der Kulturrechten sichtbar gemacht, so Ovidiu Tichindeleanu, einer der Herausgeber dieses Bandes. Was den „Antikommunismus“ betrifft, kennen die „Top-Intellektuellen“ eben kein Pardon. Sie beanspruchen ihn ganz für sich. Wäre da nur nicht der Umstand, dass manch einer von ihnen der alten Nomenklatur entstammt ... Deshalb werden sie nicht selten als „Stalinisten von rechts“ wahrgenommen.
Die Nähe zu Basescu hat ihnen den Aufstieg in noch höhere Sphären ermöglicht. In den letzten Jahren sind sie zu Präsidentschaftsberatern, Europarlamentariern, Staatssekretären und sogar Ministern aufgestiegen – wie der amtierende Außenminister, der Theologe Theodor Baconschi. Ihre Gegner sehen daher weniger ideelle als mehr handfeste materielle Interessen in ihrem politischen Engagement, das stets auf Festigung der Machtbasis bedacht ist. Tismaneanus Ernennung kann diesen Eindruck nur bestätigen.
Ioana Orleanu, geb. 1964, ist eine in Deutschland und Rumänien lebende freie Autorin und Übersetzerin
Kommentare 35
Als der rote Totalitarismus die Freiheit in Rumänien bedrohte, gingen die Drei aus der Mantuleasa-Straße ins westliche Exil: Eugen Ionesco, Mircea Eliade und Emil Cioran - das bekannte rumänische Dreigestirn! Sie machten sich einen Namen im absurden Theater, in der Historisierung religiöser Ideen und in der philosophisches Skepsis - sie lebten in Paris und in den USA; und sie starben im Exil ... auf der Odyssee, unfreiwillig im Exodus, verbannt, fern der Heimat.
Heute werden in rumänischen Großstädten Straßennamen nach ihnen benannt, obwohl sie konsequent zu ihrer geistigen Haltung standen, die rechtskonservativ bis "reaktionär" (Cioran, Über das reaktionäre Denken/ Essay über Joseph de Maistre)eingestuft werden kann. Cioran war ein Radikalskeptiker, Nihilist im Gefolge Nietzsches, Ionesco ein antikommunistischer Metaphysiker und Eliade ein Mythen-Experte, der im Fall des Legionärsvorwurfs das Schweigen dem Reden vorzog. Wer groß denkt, kann groß irren, meinte er mit Heidegger?
Jedenfalls wirken ihre Ideen heute in Rumänien fort - und das Absurde in der Politik ist nicht nur dort ein Dauerzustand, sondern auch anderswo in Europa.
Es verwundert nicht, wenn Cartarescu, Patapievici, Liiceanu und andere dort anknüpfen wo ihr Mentor Philosoph Noica und das Dreigestirn aufgehört haben. Jedes Land bringt spezifische Traditionen hervor, die aus der Kultur und der Geschichte heraus verstanden werden müssen.
Zu Präsident Basescu, der demagogisch virtuos nach Machiavellis Vorbild mit dem klassischen „Teile und Herrsche“ regiert:
Weshalb berief er Vladimir Tismaneanu an die Spitze der CNSAS ( der rumänischen Gauck-bzw. Birthler-Behörde)?
Der Politologie, Professor an der Universität von Maryland, USA, war der Koordinator der Präsidentenkommission zur Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in Rumänien, des so genannten "Raport final" der im Jahr 2006/2007 etwas forciert erstellt wurde, um den EU-Beitritt Rumäniens als eine Art "goog will-Geste" zu harmonisieren.
Das Fazit des Reports: Die Rumänische Kommunistische Partei sei eine "illegitime und verbrecherische" Organisation, die dem Volk aufgezwungen wurde und die Macht usurpierte. An dem in mancher Hinsicht unzulänglichen, in nur 6 Monaten zusammenkompilierten Werk haben ca. 50 Autoren mitgearbeitet, darunter auch fragwürdige Experten. (Andere Berufene mussten wegen Securitate- Verstrickungen aufgeben.)
Vladimir Tismaneanu, jüdischer Herkunft und seit 1981 im amerikanischen Exil, ist ein vielfach angefeindeter Antikommunist, der seine Dissidenz erst nach der Flucht in die USA vom Westen aus aufnahm. Anfeindungen kommen vor allem von Ultrarechts, speziell von der Corneliu Vadim Tudor-Front, Chef der Großrumänienpartei. Dass Basescu auf ihn setzt, ist auf seine politologische Kompetenz zurückzuführen; darüber hinaus ist er (aufgewachsen mit dem Kindern Ceausescus) ein profunder Kenner der Verhältnisse vor Ort. Er pendelt zwischen Washington und Bukarest hin und her, mit Personenschutz, bedroht. Da viele alte Securitate- Seilschaften noch aktiv sind, wird er einen nicht zu beneidenden Job antreten. (Auch auf Oprea wurde geschossen!)
Bevor Herta Müller dem Mann zu Hilfe eilt, der ihr zu einem Teil ihrer „Akte“ verholfen hat, sollte sie mit eisernem Besen vor der eigenen Türe kehren und eine komplette Vita vor 1987 vorlegen, damit auch hier überprüft werden kann, was Sache ist.
Carl Gibson
"...obwohl sie konsequent zu ihrer geistigen Haltung standen, die rechtskonservativ bis "reaktionär"reaktionär" (Cioran, Über das reaktionäre Denken/ Essay über Joseph de Maistre)eingestuft werden kann. ..."
Haben Sie irgendetwas von Cioran gelesen, seine Jugendschriften, wissenschaftliche philosophische Schriften über ihn, irgendetwas?
Es ist schon komisch: Cioran, der 1933 Hitler verherrlichende Artikel aus Berlin und München nach Bukarest schickte und 1938/39 (!!!) Rumänien Richtung Paris verließ, soll vor dem "roten Totalitarismus" geflüchtet sein ... 1939!!!
Eliade wiederum, der ein Faschist war und 1937 die faschistische und antisemitische Eiserne Garde verteidigte, die etliche Pogrome mit Hunderten von Toten verantwortete, dieser Eliade verteidigte die Garde nicht nur in Artikeln, sondern war auch ihr Kandidat fürs rumänische Parlament gewesen ... dieser Eliade wird hier verharmlosend in Schutz genommen.
Dagegen wird bei Tismaneanu auf seine angebliche "jüdische Herkunft" verwiesen als ob die von Belang wäre!
Wenn Sie mehr zur Materie Cioran, Eliade, Ionesco, Tismaneanu erfahren wollen, SiebzehnterJuni, dann werfen sie einen Blick in die "Symphonie der Freiheit":
books.google.de/books?id=ykTjXDg8uycC=frontcover=carl+gibson+symphonie+der+freiheit=bl=uj65ZCssBF=X6ykpMa5h4SWsyUOqnyGNIC1JRA=de=_hSaS8fJHI6GmwPOhv2LDg=X=book_result=result=10=0CCsQ6AEwCQ#v=onepage==false
Dort ist auch ein ganzes Kapitel zu Professor Vladimir Tismaneanu zu lesen,
zu seiner antikommunistischen Dissidenz über Radio Freis Europa (RFE),
zu seiner Stigmatisierung als Jude (Securitate- Cod-Name "Kain")
und zu den Veruglimpfungen seiner Person bis hin zu Morddrohungen gegen ihn und alle 50 Mitarbeiter des "Raport final" .
Zachor empfehle ich einen Blick in die Rumänische Geschichte, speziell in die Zeit der Diktatur, als Cioran und Eliade das Land verließen.
Das mit dem Faschismus-Vorwurf an Eliade und Cioran ist etwas simplistisch.
Carl Gibson
ich habe alles von Cioran gelesen, auch die Sekundärliteratur
Nach Ihrer Aussage haben sie auch alles von Herta Müller gelesen,SiebzehnterJuni!
Wenn Sie das wünschen, können wir hier und jetzt in medias res gehen und eine differenzierte Diskussion aufnehmen.
Ich bin bereit dazu.
Sie auch?
Carl Gibson
Ist jemand, der Zeitungsartikel des Inhalts "Warum unterstütze ich die Eiserne Garde" publiziert, der antisemitische Äußerungen selbst gegenüber jüdischen Freunden (M. Sebastian) macht und für die faschistische Eiserne Garde Wahlkampf macht - kein Faschist, Herr Gibson ???
Friedrich Nietzsche ist aus marxistischer Sicht (Lukacs) auch als Präfaschischt gesehen worden, als Vordenker und Vater des Faschismus.
Und was hat Nietzsche gesagt?
Welch eine Wohltat ist ein Jude unter Deutschen!
Antisemitismus und Faschismus sind nicht dieselbe Sache, Zachor!
Das "Über einen Kamm Scheren" ist hier ebenfalls nicht angesagt.
Kein Nietzscheaner wird Nietzsche blind in allem folgen, schon deshalb nicht, weil man seinen vielen tausend Gedanken nicht folgen kann. Man kann diese auch nicht konsequent nachleben.
Das gilt auch für Cioran, Eliade und Ionesco - sie in die "eine" Ecke stellen zu wollen, sie mit der "berühmten Keule" erschlagen zu wollen ... und die rumänischen Intellektuellen aus ihrem Gefolge Liiceanu, Patapievici, Cartarescu u. a, gleich mit ihnen, (wie oben im Artikel suggeriert!) wäre ungeistig und kurzsichtig.
Carl Gibson
Eliade hat sich schon selbst in "die Ecke" gestellt... aber anscheinend kennen Sie seine Schriften nicht, sonst würden Sie ihn nicht verteidigen.
"Poate neamul romanesc sä-si sfirseascä viata ... surpat de mizerie si sifilis, cotropit de evrei si sfirtecat de streini? ... revolutia legionarä are drept tintä supremä: mintuirea neamului ... cum a spus Cäpitanul.... de aceea cred in biruinta miscärii legionare..." (M. Eliade: De ce cred in biruinta miscärii legionare. In: Buna vestire, I., Nr. 244, 17.12.1937).
Nur ein Beispiel...
Aber Sie würden sich wohl auch durch Dutzende nicht überzeugen lassen, hab ich Recht?
Richard Wagner war ein übler Antisemit - aber wollen wir deshalb seine Musik verdammen?
Wer groß denkt, kann groß irren!
So zitierte ich oben ein Heidegger-Wort, der 1933 als Rektor der Freiburger Universität zur NS-Machtergreifung schwieg, statt kritisch Position zu beziehen.
Haben Herta Müller und Richard Wagner (aus Perjamosch, nicht aus Bayreuth) vor ihrer Ausreise aus Rumänien anders gehandelt?
Haben sie etwa Ceausescu kritisiert?
Haben sie die RKP kritisiert?
Das wäre mir neu.
Sie brauchten Jahre, um zu erkennen, dass sie das falsche Pferd gesattelt hatten und ritten, dass sie auf dem falschen Dampfer waren.
Erst kurz bevor Ceausescus Titanic den Eisberg rammte und zu sinken drohte, gingen einige Mitläufer vom Schiff, noch vor den Ratten ... zuerst Nikolaus Berwanger, dann erst, 2-3 Jahre nach ihm, Herta Müller und Richard Wagner.
Eliade und Cioran haben viele andere Schriften verfasst, die nichts mit Antisemitismus oder Faschismus zu tun haben - wir können darüber reden.
Nietzsche wurde auch vereinnahmt - und es gab auch damals schon den Fall Nietzsche contra Wagner!
Einige Zitate reichen nicht aus, um ein Oeuvre ad absurdum zu führen.
Soll ich Ihnen die Ho-chi-Min-Gedichte der Temeschburger Marxisten aus dem Umfeld der so genannten Aktionsgruppe Banat zitieren?
Der Mensch ist ein Entwicklungswesen - das gilt für Eliade und Cioran ... und ebenso für die Intellektuellen aus dem Rumänien von heute, die mit Präsident Traian Basescu das einüben, was Nietzsche den Willen zur Macht genannt hat - jenseits von Gut und Böse.
VergesssenSie eines nicht:
Ich halte an der Moral fest und fordere diese Moral bei Günter Grass und Herta Müller ein, eben weil der Nobelpreis ein ethisch definierter Preis ist.
Carl Gibson
Cioran - den ich in Bochum persönlich kennen lernen durfte - und Eliade sind keine Reaktionäre und da gibt es für absolut nichts zu diskutieren.
Cioran hat aber die Größe aufgebracht, sich von seinen Schriften aus den 30ern zu distanzieren.
Eliade schwieg bis zum Tod, veröffentlichte aber selbst nach 1945 gelegentlich in Legionärszeitschriften im Exil (lt. Wikiartikel).
Natürlich war keiner von beiden sein ganzes Leben lang Faschist - sehr wohl aber in den 1930ern.
Da gibt es absolut nichts zu diskutieren, allenfalls zu verharmlosen.
Selbstverständlich ist diese Charakterisierung aber nicht auf das jeweilige Gesamtwerk auszudehnen. Beide haben Bemerkenswertes geleistet und das soll, das kann auch anerkannt werden.
Doch wird man wohl noch die Tatsache aussprechen dürfen über deren Schriften zwischen 1932/33-1939 bzw. 1942/43 (Eliades Schrift über Portugal).
Ebenfalls sollte man so genau sein, Herr Gibson, dass man darauf aufpasst, nicht Mythen zu konstruieren, etwa den eines Cioran, der vor dem "roten Totalitarismus" geflüchtet sei (wie Sie dies weiter oben schrieben). Denn das wäre ja eine merkwürdige Flucht gewesen, die schon 1939 begann...
Genau das habe ich ausgesagt,SiebzehnterJuni. Sie haben mich wohl missverstanden? Aber aus meinen nachträglichen Kommentaren hätte meine Haltung zu Cioran, Eliade, Ionesco und ihren geistigen Nachfahren - den "kruden Herrschaftsdenkern" unter den Top-Intellektuellen der Rumänen heute deutlich werden müssen!?
Nur (Frau?) Zachor sieht das etwas anders!
Carl Gibson
Sie vergessen die Oktober-Revolution und Väterchen Stalin, Zachor!
Ich habe die Umbruchzeit (Königsdiktatur) um 1938 genau studiert ... mit den Anfängen des Kommunismus in der Illegalität etc., eben weil ich ganz genaus wissen wollte, weshalb Eliade, Cioran und Ionesco gingen und welche Erkenntnisse ihnen aus ihren Totalitarismuserfahrungen erwuchsen.
In dem dicken Buch oben ist das beschrieben. Carl Gibson
Herr Gibson,
eine ... wirklich nur noch eine Frage und dann belästige ich Sie nicht weiter: egal ob es um Herta Müller oder Wagner geht, egal ob es um Tismaneanu geht, egal ob es um Eliade geht, egal ob es um Stalin, Jesus Christus, die Marsmännchen oder E.T. geht ...
"in dem dicken Buch" soll alles drinstehen, auf alle Fragen die einzige und endgültige, letztgültige definitive Antwort zu finden sein.
Bislang dachten ja viele, die Bibel hätte auf alles DIE Antwort. Wie ich sehe, wird ihr dickes Buch die Bibel demnächst ablösen.
Sind Sie, Herr Gibson, Jesus Christus, dass in Ihrem Buch alle Aspekte menschlichen und unmenschlichen Lebens abgehandelt sind? Oder sind Sie wenigstens im Auftrag und als Sendbote höherer Mächte unterwegs? Und wie halten Sie soviel Heiligkeit aus?
Sie tragen und meistern ja anscheinend die Gesamtlast und das Gesamtwissen der Menschheit auf ihren Schultern...
Geht das noch? Schaffen Sie das noch?
Lieber ein Hanswurst, als ein Heiliger! Das meint Nietzsche.
Einen Heiligenschein hat man bei mir noch nicht ausgemacht im Gegensatz zu anderen, die sich als Werkzeug Gottes empfinden.
Nicht ich habe den Nobelpreis bekommen, sondern meine Bücher, sagte Herta Müller.
So etwa redete auch Savonarola im Gefolge der alttestamentarischen Propheten.
Jesus Christus haben Sie hier genannt! In meinem Buch zitiere ich - neben manchen Sentenzen aus dem Alten Testament - auch einen Satz aus dem Johannes-Evangelium :
"Die Wahrheit wird euch frei machen".
Daran glaube ich. Und meine Aufklärungsmission in Sachen Moral ist sehr profaner Natur.
Ich kann eben nicht damit Leben, dass wir Moral und Wahrheit aufgeben sollen.
Ebensowenig die Freiheit, die die condidio sine qua non alles geistig-kreativen Schaffens ist.
Das ist mein Fatum.
So habe ich gelebt - und so werde ich weiter leben.
Mircea Eliade hat ein Werk geschrieben: Über das Heilige und das Profane.
Meine erste Amtshandlung als Geist (neben meiner Dissidenz) bestand darin, den Deutschen hier den Kulturbeitrag der Rumänen zu Europa zu vermitteln.
Ich bat den Expressionisten und Klassiker rumänischer Lyrik erster Güte Ion Caraion einen Essay darüber zu schreiben. Caraion, 11 Jahre in stalinistischer Haft, schrieb den Essay - als Brückenbauer ... über Eliade, Cioran, Ionesco, Tzara u. a.
Das war 1983.
Heute mache ich weiter - mit dem dicken Buch, das nur eine Hälfte ist. Der Rest kommt noch!
Carl Gibson
Diese hehre Haltung sollte ein weiteres Mal von el greco gelobt werden, nebst einer neuerlichen Empfehlung Carl Gibsons an die Freitag-Redaktion ;)
Die kritischen Journalisten aus der Freitag-Redaktion werden sich der Sache annahmen, nicht der Person.
Wenn wir die moralische Intergrität von Nobelpreisträger Günter Grass hinterfragen,
dann ist es auch legitim, die Moralität oder Pseudo-Moral von Herta Müller zu hinterfragen.
Die Schweden haben damit kein Problem, weinszstein!
Siehe dazu den Blog:
bodilzalesky.com/blog/2008/11/10/arvet-fran-kommunismen-en-rumansk-tysk-angiverihistoria/
Ich habe seinerzeit versucht, die Schweden von der Notwendigkeit der Debatte über die "moralische Integriätät" einer Nobelpreiskandidatur zu überzeungen, im Versuch die Kandidatur von Herta Müller kritisch zu verifizieren.
Die Schweden übernahmen meine Herta Müller-Kritik aus Wikipedia.
Nach der Nobelpreisvergabe - wurde wie nach dem Willen schleifender Pharaonen und Cäsaren - meine Kritik aus dem Herta Müller Portait bei Wikipedia "entfernt",
weg retuschiert - wie in der ZEIT,
und wie einst bei den Kommunisten!
Damit kein Makel bleibt - schädlich für das Geschäft?!
Ja, was sagt El Greco dazu?
Und der sprachomnipotente Magnus, der uns das Schwedische sicher übersetzen kann?
Carl Gibson
Die kritischen Journalisten aus der Freitag-Redaktion werden sich der Sache annahmen, nicht der Person.
Wenn wir die moralische Intergrität von Nobelpreisträger Günter Grass hinterfragen,
dann ist es auch legitim, die Moralität oder Pseudo-Moral von Herta Müller zu hinterfragen.
Die Schweden haben damit kein Problem, weinszstein!
Sie dazu den Blog:
bodilzalesky.com/blog/2008/11/10/arvet-fran-kommunismen-en-rumansk-tysk-angiverihistoria/
Ich habe seinerzeit versucht, die Schweden von der Notwendigkeit der debatte über die "moralische Integriätät" einer Nobelpreiskandidatur zu überzeungen, im Versuch die Kandidatur von Herta Müller kritisch zu verifizieren.
Die Schweden übernahmen meine Herta Müller-Kritik aus Wikipedia.
Nach der Nobelpreisvergabe - wurde wie nach dem Willen scheifender Pharaonen und Cesaren - meine Kritik aus dem Herta Müller Portait "entfernt",
weg retuschiert - wie in der ZEIT,
und wie einst bei den Kommunisten!
Ja, was sagt El greco dazu?
Und der sprachomnipotente Magnus, der uns das Schwedische sicher übersetzen kann?
Carl Gibson
Oh je, mir war schon vorher schlecht.
Herr Gibson - gehen Sie doch hier hin und tragen Sie Ihr Anliegen direkt vor:
www.zeit.de/kultur/literatur/2010-03/Litcologne-literatur-fest
Auf DIE ZEIT-Online bin ich gesperrt.
Bei der ZEIT will man nicht hören, was ich zu Zeit-Phänomenen zusagen habe,
man will nicht hören,
was ein Zeit-Kritiker zu sagen hat,
auch dann nicht, wenn er als "Zeit-Zeuge" redet.
Offenbar hat die ZEIT ein Zeit-Problem?
Grund meiner "Speerung" bei DIE ZEIT-Online:
Ich habe angefragt, wer den Artikel von Herta Müller "Die Securitate ist noch im Dienst" verfasst hat,
die Autorin oder die ZEIT-Redaltion um Ijoma Mangold!
Vielleicht will ZEIT-Mit-Herausgeber Michael Naumann von der SPD nicht, dass ich dort kritische Fragen zu Herta Müller aufwerfe.
Er hat Herta Müller in Stockholm nominiert und auf den Seiten der ZEIT "promotet".
Vielleicht störte ich Kreise?
Jedenfalls will man mich bei ZEIT-Online nicht entsperren.
Hausrecht?
Zensur, sagen die Leute bei der ZEIT, ist das nicht ... ich könne mich ja auf meiner Homepage austoben ... oder meine freie Meinung auf www.freitag.de kundtun ...
Ich habe mich für den "Freitag" entschieden.
Carl Gibson
"Antikommunisten" nach dem Wechsel = Mutige après la guerre:
1. Es gibt zwei Hauptlinien, die zu Basescus Intellektuellen führen: die (post)legionäre und die (post)rote. Schon bei M. Sebastian ist einiges über die traute Zweisamkeit von Legionären und Kommunisten zu lesen. Ihre jetzige, politische Allianz aber ist neu, opportunistisch, machtorientiert, sie singen im Chor die Neo-Con-Melodei - zusammen mit den zwecks Macht-Sicherung und -Ausübung aufgenommenen immer jüngeren Opportunisten. Nicht nur Tismaneanu, auch Patapievici entstammt der Nomenklatur. Und Baconschis Vater war ein nicht unbescholtener Dichter des alten Regimes (vgl. I.D.Sarbu).
(Und Basescu selbst? Armee und Serv. Inf. Ext.)
2. Es geht jetzt nicht um die Führung der CNSAS (der rumänischen "Gauck-Behörde"), sondern um die des Institutes zur (bisher) konkreten Untersuchung der Verbrechen des alten Regimes. Oprea grub die Getöteten aus und wollte ihre Mörder zur Rechenschaft ziehen. Tismaneanu dagegen ist ein angenehmer Theoretiker, der freilich mit seinen praktisch folgenlosen Erinnerungen aus jener roten Zeit, pardon: politologischen Schriften, ganz geeignet ist, das Vergangene unter einem Berg von Büchern zu begraben.
3. Die Allianz ist neu, ein Wunder ist sie nicht. Wollte nicht seinerzeit Ex-Legionär Noica, aus dem seine Schüler eine Art "Kapitän der rumänischen Philosophie" (vgl. Adrian Marino) machen, den Friedensnobelpreis für Ceausescu??
4. Basescus Intellektuelle sind nicht eine unterdrückte Minderheit (diese Rolle spielen sie ja gerne, sie ist aber falsch), sie sind Teilhaber der Macht. Und somit sind sie - und nicht ihre Opposition! - für die Zustände, die sie beklagen, verantwortlich.
5. Die "Illusion des Antikommunismus", die eben den Bericht der Tismaneanu-Kommision wegen seiner offenkundigen Folgenlosigkeit kritisierte, fand in Rumänien keinen Verlag; andere Kritiker dieser "öffentlichen Intellektuellen" mussten ihre Kritik der "Idole des Forums" (vgl. Sorin Adam Matei) nur dem Net anvertrauen.
6. Es gibt zwei Arten von Securitate-Leuten: die Looser um C.V.Tudor und die Gewinnler in den anderen Parteien. Die Schimpfkanonaden von C.V.Tudor und die intellektuelle Kritik des Verhaltens der Intellektuellen um Basescu in denselben Topf zu werfen, ist nicht nur eminent falsch, es ist eine krasse Perfidie.
Gruß von Ramon
Das Paktieren mit den Kommunisten während der Ceausescu-Diktatur kann und darf nicht unter den Teppich gekehrt werden.
Kritiker fragen nach Vladimir Tismaneanus "Dissertation" über die Frankfurter Schule, die angeblich nicht auffindbar ist.
Kritiker fragen aber auch nach der Abschlussarbeit von Herta Müller an der Universität von Temeschburg, die evenfalls nicht vorliegt!Weshalb?
Was wird in dieser Arbeit verkündet? Die Forschung will und muss das wissen!
Tismaneanu hat angeblich die Rolle der RKP lobhudlerisch hervorgehoben?
Dieses kritische "Spiegel-Vorhalten" muss er sich auch heute gefallen lassen.
Das gilt aber auch für Herta Müller.
Tismaneanu und Patapievici waren Teil der Partei (RKP) Nomenklatur - und Herta Müller war mit einem RKP-Mitglied verheitatet (Richard Wagner). Alles Schnee von gestern?
Wer wann wie kritisch agiert und opponiert hat, wird noch zu eruieren sein. Immerhin hat Koordinator Prof. Vladimir Tismaneanu im "Raport final zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien" einen kritischen Anfang gemacht, indem er das Wirken der eigenen Eltern während der KP-Machtergreifung und danach innerhalb des Systems unverblümt angesprochen hat.
Die "Top-Intellektuellen" Rumäniens gehen seit 1989/90 (beginnend mit Präsident Ion Iliescu) mit der Macht, während die Dissidenten auf ein Abstellgleis gedrängt wurden.
Abschließende Frage an Autorin Ioana Oreanu: Was ist dran an Adrian Marinos Memoiren, die angeblich die geistige Autoritätenwelt etwas durcheinanderwirbelt - bis hin zu Cioran? Alles nur Syllogismuen der Bitterkeit, geschrieben auf dem Gipfel der Verzweiflung im einsamen Elfenbeimturn eines Vergessenen?
Carl Gibson
Wie es scheint, führen für Sie alle Wege zu Herta Müller.
Was Marino betrifft: Primärliteratur ist die beste.
Das ist aber etwas mager, Frau Orleanu.
Wenn die Öffentlichkeit hier in Deutschland und in Rumänien die Frage aufwirft, ob Schriftsteller Horia Patapievici, Chef des Rumänischen Kulturinstituts (noch?) und Politologe und Buchautor Vladimir Tismaneanu, designierter Chef der rumänischen ( Gauck-bzw. Birthler-behörde )CNSAS opportunistische "Wendehälse" sind (oder nicht!), dann ist auch die Frage berechtigt, ob Herta Müller während der Ceausescu-Diktatur systemloyal war.
Jeder kehre vor seiner eigenen Tür, besagt ein altes Sprichwort.
Herta Müller soll uns in Sachen "Akte Cristina" reinen Wein einschenken!
Was ist wahr und was ist gefälscht in dieser Akte, die sie - nach eigener Aussage - als Kommunistin und Agentin der Securitate ausweist?
Herta Müller soll eine umfassende, lückenlose Vita vorlegen, bevor sie angebliche IMs der Securitate denunziert bzw. andere Personen wie den zurückgetretenen (entlassenen?)Oprea verteidigt.
Oder messen wir doch mit zweierlei Maß?
Intellektuelle Redlichkeit und innere Wahrhaftigkeit sind bei allen angesagt, bei Cioran und Eliade ebenso wie bei Noica, Liiceanu, Patapievici und Tismaneanu, deren Vergangenheit differenziert und zugleich kritisch analysiert werden muss, wenn wir nicht Mythen sanktionieren wollen, wie das bei Herta Mülelr seit Jahren der Fall ist.
Wahrheit duldet keine Kompromisse.
Carl Gibson
Diese ganze Kommentaren bezüglich Oprea vs. Tismaneanu, entstammen einer ungenauen Formulierung der Autorin, Frau Orleanu.
Siehe:
www.ziare.com/actual/eveniment/03-07-2010/tismaneanu-nu-am-luat-locul-lui-marius-oprea-1000519
Tismaneanu wurde gar nicht anstatt Oprea mit der Leitung des neuen, zusammengeschusterten Instituts berufen. Im Artikel ist klar beschrieben wie das Institut geleitet wird und von wem:
"Potrivit Hotararii de Guvern din 23 februarie, acesta va coordona activitatea noului Consiliu Stiintific, pozitie neremunerata. Conducerea executiva va fi asigurata de Ioan Stanomir, presedintele executiv, de Mihail Neamtu, director stiintific, si de sefii de departamente din institut."
Gemäß des Regierungsbeschlusses vom 23 Februar wird dieser (Tismaneanu) die Aktivität des neuen wissenschaftlichen Rates koordinieren, eine NICHT BEZAHLTE Position.
Die Exekutiv-Leitung wird von Ioan Stanomir als Geschäftsführender Präsident und dem Wissenschaftlichen Direktor Mihail Neamtu, nebst den Chefs der Instituts-Departamenten gewährleistet.
Also hat das Argument mit dem Hin und Her nach Washington und Bukarest von Tismaneanu überhaupt nix zu suchen. Wissenschaftliche Arbeit kann, wie Projektarbeit auch, ohne physische Präsenz koordiniert werden...
G.T.Kiss
In der Tat:
Vladimir Tismaneanu hat dementiert und die Meldung, er würde die Leitung der CNSAS (Rumänische Behörde zur Aufklärung der Securitate-Akten) übernehmen, als gestreutes Gerücht zurückgewiesen. Er bleibt Politik-Professor an der Universität von Maryland (USA) und wird nur koordinierend in die Forschungsaktivitäten zur Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit eingreifen.
Was lesen wir oben bei Frau Orleanu:
"Oprea wurde durch den Basescu loyal zur Seite stehenden Politologen Vladimir Tismaneanu ersetzt.
Nun ist dieser Skandal nur der aktuelle Höhepunkt in dem seit langem währenden Streit um „Basescus Intellektuelle“, zu denen auch der Essayist Horia-Roman Patapievici oder der hochgelobte Schriftsteller Mircea Cartarescu zählen.
Ihnen wird vorgeworfen, dem Präsidenten blind und kritiklos zu folgen wie servile Parteiaktivisten.
Die Kritisierten selbst rechtfertigen ihre Parteinahme damit, dass Basescu den Kommunismus öffentlich verurteilt habe und sich zur konservativen Doktrin bekenne. Da er der Korruption, den „Oligarchen“ und „Mogulen“, also schlicht und einfach dem „ruchlosen System“, den Kampf angesagt habe, stehe er moralisch höher als seine Gegner und stelle als einziger eine echte Alternative dar."
Was nun?
Sind Patapievici, Cartarescu und Tismaneanu willige Helfershelfer von Präsident Basescu?
Oder treibt sie in der Tat die "Moral" an, im Bewusstsein, auf das kleinere Übel zu setzen?
Präsident Traian Basescu ist natürlich kein lupenreiner Demokrat im westlichen Sinne, sondern ein ehemaliger Mann des "Systems", der das Land Rumänien im Gegensatz zu Präsident Ion Iliescu (verantwortlich für 7 Jahre Stagnation)konsequent in Richtung Westen und EU führt.
Carl Gibson
In der Tat: Vladimir Tismaneanu hat dementiert und die Meldung, er würde die Leitung der CNSAS (Rumänische Behörde zur Aufklärung der Securitate-Akten) übernehmen, als gestreutes Gerücht zurückgewiesen. Er bleibt Politik-Professor an der Universität von Maryland (USA) und wird nur koordinierend in die Forschungsaktivitäten zur Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit eingreifen.
Was lesen wir oben bei Frau Orleanu:
"Oprea wurde durch den Basescu loyal zur Seite stehenden Politologen Vladimir Tismaneanu ersetzt.
Nun ist dieser Skandal nur der aktuelle Höhepunkt in dem seit langem währenden Streit um „Basescus Intellektuelle“, zu denen auch der Essayist Horia-Roman Patapievici oder der hochgelobte Schriftsteller Mircea Cartarescu zählen.
Ihnen wird vorgeworfen, dem Präsidenten blind und kritiklos zu folgen wie servile Parteiaktivisten.
Die Kritisierten selbst rechtfertigen ihre Parteinahme damit, dass Basescu den Kommunismus öffentlich verurteilt habe und sich zur konservativen Doktrin bekenne. Da er der Korruption, den „Oligarchen“ und „Mogulen“, also schlicht und einfach dem „ruchlosen System“, den Kampf angesagt habe, stehe er moralisch höher als seine Gegner und stelle als einziger eine echte Alternative dar."
Was nun? Sind Patapievici, Cartarescu und Tismaneanu willige Helfershelfer von Präsident Basescu? Oder treibt sie in der Tat die "Moral" an, im bewusstsein, auf das kleinere Übel zu setzen?
Präsident Traian Basescu ist natürlich kein lupenreiner Demokrat im westlichen Sinne, sondern ein ehemaliger Mann des "Systems", der das Land Rumänien im Gegensatz zu Präsident Ion Iliescu (verantwortlich für 7 Jahre Stagnation)konsequent in Richtung Westen und EU führt.
Carl Gibson
"Man kann sich nicht hinter dem Finger verstecken", sagt ein rumänisches Sprichwort. Auch hinter Worten nicht. Die Regierung hat die Satzung geändert und dem "Präsidenten des wissenschaftlichen Rates" Vladimir Tismaneanu die von ihm gewünschte Entscheidungsgewalt gegeben (Richtung, Projekte, Geld); außerdem sind "Ionut" Stanomir und Mihail Neamtu seine Gefolgsleute (der erste Jurist - als Fachmann für Verfassungsrecht hat er für Basescu und in seinem Sinne Vorschläge zur Verfassungsänderung erarbeitet -, der zweite Theologe - und übrigens kritisiert für prolegionäre Äußerungen). Wegen dieser Satzungsänderung, die dem IICCMER die unerwünschten, gefährlichen, investigatorischen Zähne herausgezogen, haben sich Dennis Deletant (bekannter englischer Historiker), Doina Cornea(bekannte Dissidentin), Radu Ioanid, Stefana Bianu und Radu Filipescu (Dissident, Präsident GDS) aus dem wissenschaftlichen Rat zurückgezogen. Den offenen Brief von D. Deletant kann man in "revista22" vom 2.3.d.J. lesen: "die historische Wissenschaft in Rumänien dient politischen und persönlichen Interessen". Auch Dorin Tudoran (Dissident, Dichter, Schriftsteller) hat sich aus denselben Gründen zurückgezogen, man kann seine wiederholte Kritiken auf "dorin2tudoran.wordpress.com" lesen; auch Carmen Musat, Liviu Antonesei und viele andere bekannte Intellektuelle des Landes stehen diesem massiven Richtungswechsel, diesem "Putsch" gegen den Historiker Oprea und die von ihm eingeschlagene Richung, extrem kritisch gegenüber. Denn eine Sache ist, aus sicherer Entfernung "Wissenschaft" zu betreiben und über das Vergangene "zu erzählen", und eine ganz andere, vor Ort, ja, mit Spatel, konkrete, zielgerichtete, der tatsächlichen Wahrheit und nicht egoistischen Gruppeninteressen verpflichtete Arbeit zu verrichten. So schön Lippenbekenntnisse manchmal auch sein mögen, sie reichen eben einigen nicht mehr aus. Diese lassen sich mit solchen simplen Tricks ("Präsident" vs. "Direktor") nicht mehr abspeisen.
Cui bono?
Wenn Präsident Traian Basescu mit der tatkräftigen Hilfe von namhaften Intellektuellen eine Radikalaufklärung kommunistischer Verbrechen verhindert, um so den "Verein" (Stall bzw. Saustall "Securitate", heute SRI) zu decken, dem er selbst irgendwann in irgend einer Form angehörte und sich dabei über viele Dissidentenstimmen hinwegsetzt, dann stellt sich doch die Frage, weshalb die EU das toleriert?
Ist die EU mitinvolviert? Und gibt sie gar das Paradigma vor?
Danach fragte ich schon vor einem Jahr öffentlich.
Waren es nicht gerade Westpolitiker wie Dr. Bernhard Vogel, Präsident der Konrad Adenauer-Stiftung und Min.Präs. a.D. , die - vereint mit Herta Müller, Richard Wagner und Eginald Schlattner - in Sibiu/Hermannstadt/Rumänien darauf hinwiesen, dass man nicht da sei, um "Klagen" zu erheben, um kritische Fragen zu formulieren, gar Nachforschungen anzustellen?
Ganz im Gegenteil - Harmonisierung war angesagt, unkritisch bzw. politisch kurzsichtig!
Dr. Bernhard Vogel und andere tolerierten dieses "Unter-den Teppich-Kehren" von Wahrheiten und ermutigten eine Praxis, die heute von Präsident Basescu umgesetzt wird - wohl aus pragmatischen Gründen und unter Preisgabe der Moral.
Also was soll der Aufschrei?
Wer an "europäischen Werten" festhält - wie Dr. B. Vogel von der KAS, in gutgemeinten Lobreden und Interviews im Hinblick auf die europäische Integration und dabei Autoren wie Herta Müller einsetzt, um Brückenbaufunktionen wahrzunehmen, muss sich aus der Tatsache bewusst sein, dass man "Moral" nicht einmal einfordern kann und ein anderes Mal nicht, denn das ist nackte Heuchelei.
Wollen wir das Vereinte Europa auf Lügen und Mythen aufbauen oder doch der Wahrheit und der Moral verpflichtet?
Carl Gibson
Wem das nützt? Konkret - denen, die - wie V.Tismaneanu - immer ohne Scham und erfogreich mit dem Strom der Macht schwimmen(unter Ceausescu schrieb er antikapitalistisch und zitierte den genialen Generalsekretär, unter Iliescu dialogierte er eben mit diesem und hob im Büchlein seine großartige politische Persönlichkeit heraus, jetzt ist er ein überzeugter "Antikommunist", Basescu- und Neo-Con-Anhänger und schreibt tüchtig jede Woche seine Kolumne in Evenimentul Zilei:
"wie Burducea Väterchen
mal mit dem Kreuz, mal mit dem Stern").
Wohin das letztendlich führen wird? Steht irgendwo geschrieben - die (von atavistisch Getriebenen geprägte) Geschichte sollte dem Guten dienen?
Bedenklich ist, wenn der Dichter Dorin Tudoran, ein Dissident mit ca. 18 Akten-Ordnern bei der Securitate, nach 1981 Weggefährte von Vladimir Tismaneanu in den USA, sich nun von diesem abwendet.
Mit Alstsalinist und Wendehals Iliescu zu plaudern und ein wohlwollendes Buch daraus zu machen, ist in der Tat nicht besonders imponierend. Aber das Entschärfen der Opposition bzw. der wahrhaftigen Dissidenten ist in Rumänien nicht neu.
Dichter wie Mircea Dinescu, der sich für die CNSAS und die nachhaltige Aufklärung der kommunistischen Verbrechen nach 1945 stark gemacht hat, und Ana Blandiana wurden bald nach der Revolution und dem Sturz von Diktator Ceausescu eben von Iliescu in die Ecke gestellt und mit Alibipöstchen neutralisiert, nachdem sie wenige Tage eine Art Feigenblattfunktion erfüllt hatten.
In anderen Ostblockstaaten hingegen avancierten Oppositionelle und Dissidenten zu Staatschefs, Lech Walesa in Polen, Vaclav Havel in Tschechien.
In Rumänien hatten Dissidenten das Nachsehen, sie wurden weder zurückgerufen (Paul Goma zog es vor, in Paris zu bleiben), noch rehabilitiert.
Als ich meine "Symphonie der Freiheit" ausarbeitete und dort Vladimir Tismaneanu in die Reihe der antikommunistischen Dissidenten vom Ausland aus einreihte, ging ich von seiner Integrität aus. Das war im Jahr 2006, als der "Raport final zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien" erarbeitet wurde und Dorin Tudoran noch zu Tismaneanu stand.
Es ist höchst bedenklich, wenn sich geistige Autoritäten einer Nation mit der Macht arrangieren und dabei das Ethos des freien Geistes der Staatsraison und dem eigenen Wohlergehen (jenseits von Moral und Aufrichtigkeit) opfern.
Carl Gibson
Herr Gibson,
Sie scheinen ja von Herta Müller regelrecht besessen zu sein: Ob's zum Thema passt oder nicht, sie wird unweigerlich mit in den Ring gezerrt. (Im Übrigen erinnert mich diese Verbissenheit an diejenige, die Müller und Wagner derzeit selber immer wieder an den Tag legen.)
Über solche emotional motivierten Ausbrüche könnte man zwar ansonsten desinteressiert hinweglesen - aber Unwahrheiten unkommentiert stehen zu lassen, ist mir unmöglich. Nämlich Herta Müllers Abschlussarbeit: es stimmt einfach nicht, dass die irgendwie verschollen oder verschwunden wäre, sondern sie kann ganz normal in einigen spezialisierten Universitäts- bzw. Institutsbibliotheken gelesen und bei Bedarf auch kopiert werden. Und Ihre Mutmaßung, dass sie wohl irgendwelche ominösen Inhalte enthalten müsse, entbehrt jeder Grundlage. Es ist eine literaturwissenschaftlich recht ordentliche und auch ziemlich feinsinnige Auseinandersetzung mit der Lyrik Wolfs von Aichelburg.
Dass trotzdem Frau Müller den literaturwissenschaftlichen Wissensstand ihrer Jugendjahre heute selber vielleicht nicht mehr unbedingt an die ganz große Glocke hängen will, scheint mir nachvollziehbar, ein halbes Leben später. Die Arbeit ist also nicht in Buchform publiziert oder sonst irgendwie marktschreierisch verwertet worden - aber sie ist doch alles andere als geheim.
Herr Siweberjer,
Sie sagen: "Und Ihre Mutmaßung, dass sie wohl irgendwelche ominösen Inhalte enthalten müsse, entbehrt jeder Grundlage."
Weshalb nennen Sie mir nicht gleich unter Ihrem echten Namen auch die Quelle, den Ort, wo ich die Arbeit finden kann.(In der Forschung fand ich keine Hinweise darauf, auch Forscher nicht, die am Sujet arbeiten.)
Deshalb fragte ich oben:
"Kritiker fragen aber auch nach der Abschlussarbeit von Herta Müller an der Universität von Temeschburg, die ebenfalls nicht vorliegt!
Weshalb?
Was wird in dieser Arbeit verkündet?
Die Forschung will und muss das wissen!"
Ich frage, aber ich werte nicht!
Sie wissen wohl, dass mich andere Fragen mehr bewegen, speziell der noch ausstehende Lebenslauf von Herta Müller vor 1987, ihr Verhältnis zur RKP und zur Securitate.
Wenn Sie dazu etwas beitragen könnten, wäre ich Ihnen mit der in diesem Punkt noch nicht informierten deutschen Öffentlichkeit dankbar.
Apropos Wolf von Aichelburg - er wurde zusammen mit Hans Bergel, Georg Scherg und zwei weiteren Siebenbürger Sachsen in einem stalinistischen Schauprozess (zufällig im Jahr meiner Geburt 1959) zu mehreren Jahren schwerer Gefängnishaft verurteilt.
Es wäre gut zu wissen, wie Herta Müller diese Lebensphase aufgearbeitet und bewertet hat.
(Auch interessieren Stil und Wissen.)
Carl Gibson