Die Kampagne der Perfiden

Gastkommentar Peter Krauses Fall in Thüringen

"Gegen Frechheit und Anmaßung! Für Achtung und Ehrfurcht vor dem unsterblichen deutschen Volksgeist! Verschlinge auch Flamme die Schriften der Tucholsky und Ossietzky!" Am Samstag begeht Deutschland das 75-jährige Jubiläum der Bücherverbrennung. Und das - mahnt die Frankfurter Allgemeine Zeitung für Deutschland - "wäre auch für den Zentralrat der Juden eine gute Gelegenheit darüber nachzudenken, ob er noch auf der Seite der Freiheit steht."

Die Freiheit, die diese Zeitung meint, ist die Junge Freiheit, jener blassbraune Tümpel, der für Peter Krause, ein "anerkanntes Medium der Presselandschaft" ist. Weil "mein politisches Denken und Handeln seit eh und je vom Impuls der Freiheit getragen" ist, bat Krause nun Thüringens Regierungschef Althaus, ihn bei seiner Kabinettsumbildung nicht - wie vorgesehen - zum Kultusminister zu ernennen.

Krause war in jener Zeit, als die Junge Freiheit noch vom Verfassungsschutz beobachtet wurde, deren Redakteur, aber er hat auch sonst stets eine saubere Gesinnung bewiesen. Er schrieb des öfteren für das nationale Theorieorgan Etappe, unter anderem in der Nummer, die das Horst-Wessel-Lied in Ciceros Sprache veröffentlichte, was Krause einen harmlosen Scherz nannte. "Lernen Thüringer Gymnasiasten das Horst-Wessel-Lied demnächst auf Lateinisch?" freute sich die NPD als Krauses Ernennung bevorstand.

Noch wichtiger aber war dessen Mitarbeit beim heute in Preußische Allgemeine Zeitung umbenannte Ostpreußenblatt. Der inzwischen verstorbene Gründer Hugo Wellems, einst Referent bei Goebbels, war mit seiner Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG) der feste Punkt im braunen Sumpfgelände zwischen Christen-Union und dem Rechtsextremismus in seinen verschiedenen Schattierungen (NPD, Republikaner, DVU). Krauses wissenschaftliches Werk ist geprägt von der Anerkennung der guten Seiten der NSDAP. Es gab, das weiß er, "Gründe, die NSDAP zu wählen".

Da wäre es schon nachhaltige Geschichtspolitik gewesen, wenn ein solcher Mann qua Amt auch als Stiftungsvorsitzender endlich die Oberhoheit über die Gedenkstätte Buchenwald übernommen hätte. Vor knapp zwei Jahren war deren korrekte Einbindung durch den stellvertretenden Kulturstaatssekretär Hermann Schäfer misslungen - Schäfer hatte vor ehemaligen KZ-Insassen des Leids der deutschen Vertriebenen gedacht und über das Konzentrationslager kein Wort verloren. "Kein Wort aus der Rede", kommentierte da die Junge Freiheit, "war falsch".

Schon damals hatte sich Salomon Korn vom Zentralrat der Juden in diese rein deutsche Angelegenheit eingemischt und Schäfers Auftritt als "ein weiteres Symptom für einen Gezeitenwechsel im Gedenken der Bundesrepublik" bezeichnet. Der wäre jetzt mit Krauses Bestellung zum Kultusminister für Thüringen und damit vor allem für Buchenwald vollzogen worden, wenn nicht die Linken und die Juden ihre - so Springers Welt - "perfide Kampagne" gegen Krauses publizistisches Werk in Gang gesetzt hätten. Das Entscheidende - so die Welt - sahen sie nicht: "Peter Krause ist ein Ostdeutscher, dem die Nation etwas bedeutet." Darum ist Dieter Althaus noch immer überzeugt, "dass Krause ein guter und erfolgreicher Kultusminister geworden wäre".

Tragisch aber endet das alles für die deutsche Sozialdemokratie in ihrem Mutterland Thüringen. Sie hat sich der Kampagne der Perfiden angeschlossen, nicht bedenkend, wohin das führt. Haben sie nicht gerade erst beschlossen, dass sie niemals mit der Linken koalieren würden, wenn die - das sagen die Umfragen voraus - als stärkste Partei den Ministerpräsidenten stellten? Jetzt hat sich die Thüringen-SPD total isoliert. Nach ihren Angriffen auf den nationalen Mann der CDU kommt sie als deren Koalitionspartner kaum mehr in Frage.

Otto Köhler, Schriftsteller und Publizist

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