Die Keule der Egoisten

Arm Sprechen über Ungleichheit? Das ist Sozialneid! Diese Argumentation zerschmettert dringend nötige Debatten
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 21/2018
Die Keule der Egoisten

Collage: Susann Massute; Material: Central Press/Getty Images

Wenn bei Anne Will die Lautstärke bedrohlich anschwillt und den Stammgästen die Argumente auszugehen drohen, zieht garantiert einer den ultimativen Joker: „Sie wollen hier doch jetzt keine Neiddebatte anzetteln ...?!“ Die Frage ist rein rhetorisch, wird oft unterstrichen mit Augenrollen oder angeekeltem Kräuseln der Mundwinkel, und verfehlt selten ihren Zweck: Politische Diskussionen über Ungleichheit oder Verteilungsgerechtigkeit landen prompt auf dem Niveau einer Schulhof-Pöbelei. Denn das N-Wort sticht immer. Selbst unter den sieben Todsünden ist Neid die mit Abstand unpopulärste. Und anders als Wollust, Faulheit oder Völlerei macht es auch nicht den geringsten Spaß, neidisch zu sein. „Als Neid bezeichnen wir das wütend