Die Kraft von unten

Erdbebenhilfe und Zivilgesellschaft Die Chinesen staunen über sich selbst
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Chinas Bevölkerung in den urbanen Zentren der Ostküste ist weder narzisstischem Konsumrausch verfallen, noch politisch unmündig. Die ernorme Hilfe für die Erdbebenopfer von Sichuan bezeugt Solidarität und Mitgefühl, sie lässt auch Ansätze einer aufkeimenden Zivilgesellschaft erkennen, deren "Spätfolgen" noch nicht absehbar sind.


Mit geschlossenen Augen lehnt Zhao Rongyu an der Wand einer Unterführung im Norden Pekings. Um seinen Hals hängt eine Gitarre, neben ihm kleben Plakate mit Nachrichten und Fotos über das Erdbeben in der Provinz Sichuan. Jäh geht ein Ruck durch den 23-Jährigen: "Der 12. Mai 2008 war eine Katastrophe", singt er mit rauer Stimme, "wie kann es sein, dass so viel Leben plötzlich nicht mehr da ist.