Die Krise des Neuen ist die des Alten

Donauschinger Musiktage 2001 Die Innovationssucht führt zum Verlust des historischen Gedächtnisses
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Am Dienstag nach Donaueschingen saß ich in der Hochschule in Berlin in einem kleinen Kolloquium zum 60. Geburtstag des Musikwissenschaftlers Mathias Hansen, und der Pianist Frank Gutschmidt spielte zu dessen Ehren das Klavierstück Nr. 4 von Paul-Heinz Dittrich. Plötzlich hatte ich das Gefühl, wieder in der Heimat angekommen zu sein. Das wilde, nervöse und virtuose Stück wirkte wie eine Reminiszenz an Heiner Müller, Kafka, Baudelaire, es beschwor Vergangenes, längst Durchlebtes. Vor ihm verblasste die Erinnerung an Donaueschingen, an die ewigen Fragen nach dem Neuesten des Neuen, die nie beantwortet werden. Musik ist das tönende Gedächtnis der Zeit, das Archiv unserer Erlebnisse. In Donaueschingen aber ist die Moderne zu einem Kanon sui gene