Die Mädchen waren immer quicker

Im Gespräch Margarete Mitscherlich-Nielsen über die "vaterlose Gesellschaft", "Alpha-Mädchen" und die Mitte des Lebens
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FREITAG: Was würden Sie einem Patienten sagen, der Angst vor Sigmund Freud hat - wie und warum heilt die Psychoanalyse?
MARGARETE MITSCHERLICH-NIELSEN: (lacht) Das sind Fragen. Wenn ich die beantworten könnte, wäre ich ein Wunderdoktor. Einen solchen Patienten würde ich sehr gut verstehen. Denn in der Analyse erfährt er etwas über sich, das er vorher nicht erfahren hat. Vor dem Fremden hat man ja immer Angst, auch vor dem Fremden in seiner Seele. Da wird etwas aufgedeckt, ogottogott, ganz was Furchtbares kommt heraus, mit dem ich mich nicht einverstanden erklären kann. Ängste aus einer sehr abhängigen Phase unseres Lebens bestehen im Unbewussten fort. Wenn sie bewusst gemacht werden, erkennst du, dass diese Ängste heute nicht mehr zutreffen