Die Prüfer sind durchgefallen

Urteil über Neuwahlen Das Bundesverfassungsgericht stellt dem Kanzler einen Freibrief aus und legitimiert die Heuchelei der politischen Klasse
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Vergangene Woche hat das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) endgültig den Weg freigemacht für die vorgezogene Bundestagswahl am 18. September, indem es die Klagen der Abgeordneten Jelena Hoffmann und Werner Schulz gegen die Parlamentsauflösung durch Bundespräsident Horst Köhler zurückwies. Das Ergebnis war keine Überraschung, und weil nun der Wahlkampf ohne angezogene Handbremse rollt, wird das Urteil vermutlich bald vergessen sein. Der Tragweite der höchstrichterlichen Entscheidung entspricht das nicht: Sie hat eine eklatante Verschiebung im Kräfteparallelogramm zwischen Exekutive und Legislative bestätigt, die zuerst Helmut Kohl und dann Gerhard Schröder mit der Arroganz der Macht durchgedrückt haben. Und im Gegensatz zum Ergebni