Die Reise im Kopf

Sprachlöcher Michael Lentz versucht sich in seinem Roman "Liebeserklärung" an der Erinnerungsarbeit
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Es gehört zu den Auffälligkeiten der Prosa von Michael Lentz, dass er die Sprachräume, die er ausschreitet, bevor er sie manchmal in schwindelerregende Höhen treibt, zunächst auslotet. Da werden akribisch Bodenproben genommen, werden Bedeutungsablagerungen untersucht, wird sehr genau analysiert, was da als Bodensatz vorhanden ist. Aber trotz der Ernsthaftigkeit, mit der sich der Autor dieser Aufgabe annimmt, gelingt es ihm auch, das Absurde an bestimmten Zuständen und Daseinsweise herauszuarbeiten.

In der Erzählung Weltgeschichte, aus dem Erzählungsband Muttersterben (2002), lässt er den Ich-Erzähler nach der Weltgeschichte in Bergen von Akten suchen. Verzweifelt arbeitet er sich durch die in den Akten aufgehobenen Menschengeschichten, ohne