Zusammengerülpst

Klimakrise Endlich haben wir die Schuldigen für den Treibhauseffekt: Die Schafe waren’s
Ausgabe 41/2019
Die Akteure der Methanlobby
Die Akteure der Methanlobby

Foto: Imago Images/Photocase

Die Reduzierung der Treibhausgasemissionen ist ein globales Problem, das einen transnationalen und interdisziplinären Ansatz erfordert“, konstatierte jüngst die schottische Wissenschaftlerin Nicola Lambe. Sie macht deswegen das einzig Richtige und dringt mit einem transnationalen und interdisziplinären Team zum Kern des Problems Klimawandel vor: den Schafen.

Ganz recht, sie mögen unschuldig aussehen, wie sie da schüchtern blökend auf den Weiden dieser Welt stehen – mit ihren drolligen Locken und den niedlichen Schlappohren. Aber wir sind ihrem spröden Charme lang genug erlegen. Zu lange haben wir mit den Fingern auf die naheliegenden Bösen gezeigt, auf die Kohlekraftwerke, die Flugzeuge und die Schwerindustrie. In ihrem Schatten grasten derweil unauffällig die wahren Schuldigen der Klimamisere. Es hätte uns längst klar sein müssen, schließlich lernen wir schon in der Bibel, dass sich ein Wolf unterm Schafspelz verbirgt – ein Killer, ein Klimakiller.

Jetzt könnte man meinen, dass ein Tier, das den lieben langen Tag nichts anderes tut, als auf der Weide rumzustehen und Gras zu fressen, eigentlich nicht so viel falsch machen kann. Doch genau in dieser einzigen Aktivität, dem Fressen, liegt ihre Sünde. Denn nach dem Essen – einige Leser werden das auch an sich selbst schon mal beobachtet haben – da müssen die Schafe rülpsen. So, und damit treiben sie uns alle ins Verderben, denn dabei kommt Methan mit raus, das steigt in die Atmosphäre auf, wirkt dort rund 25-mal stärker als Kohlendioxid, Treibhauseffekt, das Weltklima heizt sich auf, die Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt – Sie kennen das Spiel.

Unter dem Namen „Grass To Gas“ schlossen sich nun Wissenschaftler aus Großbritannien, Frankreich, Irland, der Türkei, Norwegen, Neuseeland und Uruguay zusammen, darunter auch die eingangs zitierte Genetikerin Nicola Lambe, um das Methan aus den Schafrülpsern zu züchten. Schon vor knapp 15 Jahren – als der Klimawandel noch wie ein süßes Versprechen auf Ballermann an der Nordsee klang – hatten australische Forscher eine Impfung gegen Methanbakterien erfunden, mit der sie das Methan in den Schafrülpsern um acht Prozent reduziert haben wollten.

Hätte die Welt ihnen damals nur mehr Beachtung geschenkt und ihre Forschung vorangetrieben, dann hätten uns die Schafe nicht das Klima zerrülpst und es bräuchte nun kein transnationales und interdisziplinäres Team, um die Sache zu richten. Immerhin bedeutet das für alle anderen: weitermachen wie bisher. Die Schafe waren’s.

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden