Die Seelen-Fänger vom Bahnhof

Russland Sie erleben die Krise, Schikanen und Skinhead-Terror. In Moskau fristen die Arbeitsmigranten aus Mittelasien ein tristes Dasein, die soziale Unsicherheit wächst
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Da stehen sie nun auf dem verschneiten Bahnsteig des Kasaner Bahnhofs, die vier Männer aus Usbekistan mit Rucksäcken, dicken Taschen und der Hoffnung auf eine Anstellung. Es herrscht eine feuchte Kälte, die unerbittlich unter Jacken und Hosen kriecht, doch die vier – alle um die 50 Jahre alt – scheint das wenig zu kümmern. Ihre Gesichter sind faltig und von der Sonne gegerbt. „Wo wir arbeiten werden, wissen wir noch nicht“, meint Raschid und lässt seine Goldzähne im trüben Winterlicht funkeln.

Mehrfach in der Woche kommen auf dem Kasaner Bahnhof Züge aus Taschkent, Bischkek und Duschanbe an. Obwohl in Moskau zwischenzeitlich mehrere Mega-Bauprojekte eingefroren wurden, bleiben die Fernzüge aus dem Osten voll. Noch immer ko