Die Sichtbarkeit des Sterbens

Mittelmeer In der Pandemie wird die Seenotrettung erneut kritisch diskutiert. Doch die Menschen fliehen weiter – ohne Hilfsinitiativen würde die Bedrohung ihrer Leben unsichtbar
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„Nachdem wir bei dem ersten Holzboot ankamen, preschten plötzlich Schnellbotte der libyschen Küstenwache heran. Die Männer hatten Waffen. Einer von ihnen ist auf das Boot gesprungen“, erzählt Cédric Fettouche. Dann sei die Situation eskaliert. Die Libyer hätten in die Luft geschossen und versucht, den Motor des Holzbootes zu starten. Das habe eine Kettenreaktion ausgelöst. „Die Menschen haben Panik bekommen. 40, 50 Personen sind ins Wasser gesprungen.“ Nachdem die libysche Küstenwache sich zurückgezogen habe, habe die Rettung noch mehrere Stunden gedauert.

Schon währenddessen ging bei der Alan Kurdi der nächste Notruf ein: Ein Holzboot mit 82 Personen, darunter Kinder, in Seenot. Der italienische Offshore-Versorg