Die Stille nach dem Hass

Dresden Ein Dschihadist ist seit 2017 als Gefährder eingestuft. Trotzdem gelingt ihm ein Anschlag auf ein schwules Paar
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 18/2021
Zu einer Mahnwache am Tatort kamen weder die Kanzlerin noch der Bundespräsident noch Sachsens Ministerpräsident
Zu einer Mahnwache am Tatort kamen weder die Kanzlerin noch der Bundespräsident noch Sachsens Ministerpräsident

Foto: Imago Images

Oliver L. denkt erst an einen Scherz. Vielleicht ein Freund, der ihn und seinen Lebensgefährten Thomas zufällig im Urlaub in Dresden entdeckt hat und ihnen zum Spaß von hinten kräftig auf den Rücken klopft. So fühlt es sich für ihn an. Wenige Minuten später liegt er in einer Blutlache auf dem Kopfsteinpflaster der schmalen Rosmaringasse hinter dem Kulturpalast, mitten in der Dresdener Altstadt.

Abdullah H. ist kein Freund. Der 20-jährige Islamist hat L. und seinem Lebensgefährten zwei Küchenmesser in den Rücken gerammt.

In brutaler Detailschärfe zeichnen die Zeugen im Prozess vor dem Oberlandesgericht Dresden das Geschehen vom Abend des 4. Oktober 2020 nach. Mit großer Wucht bohrt sich die 21 Zentimeter lange Klinge in die