Die Täter bleiben immer die anderen

NS-Zeit Alexandra Senfft beschäftigt sich beharrlich mit den verschwiegenen Familiengeschichten
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 24/2016
Ernst von Weizsäcker auf der Anklagebank bei den Nürnberger Prozessen
Ernst von Weizsäcker auf der Anklagebank bei den Nürnberger Prozessen

Foto: Leemage/Imago

F ünf Jahre alt ist Barbara Fenner im Jahr 1947, da beschließt ihre Mutter, aus der sowjetisch besetzten Zone nach Baden-Württemberg zu fliehen. Als sie auf ihrer Flucht in einer Gemeinschaftsdusche eine Frau mit einer Auschwitz-Nummer auf dem Arm sieht, fragt sie in ihrer kindlichen Naivität, was das bedeute. Statt einer Antwort erhält sie eisiges Schweigen. „Dieses Schweigen zieht sich wie ein roter Faden durch viele der hier geschilderten Biografien“, schreibt Alexandra Senfft in ihrem neuen Buch Der lange Schatten der Täter.

Die Geschichte ist eine von gut einem Dutzend Familienbiografien, denen die Publizistin in den vergangenen Jahren nachgegangen ist. Zahlreiche Gespräche und Begegnungen mit „Nazi-Nachkommen“, aber auch mit O