Die Tödin

Weibliches Erbe Die Theologin Andrea Martha Becker bildet nur Frauen zu Trauer- und Sterbebegleiterinnen aus
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 46/2015

Der Tod war früher nicht allein unterwegs. Die Tödin begleitete ihn. Legenden, Gedichten und Sagen zufolge stritten sie miteinander, führten Zwiegespräche, teilten sich die Arbeit. Tödinnen kennt heute so gut wie niemand mehr. Dabei ist der Tod im Russischen und Französischen feminin. Und die Santa Muerte spielt im Totenkult Mexikos und Kubas eine Rolle.

Im Mittelalter gab es aber noch weitere Frauen, die Trauer- und Sterbebegleitung als Beruf ausübten: die Seelfrauen. Sie überbrachten in Dörfern und Städten Todesnachrichten, nähten Leichenhemden, übernahmen Pflege und Totenklage, spendeten Trost. Heute liegen Beerdigungen, Trauerreden oder Seelsorge überwiegend in männlicher Hand. Die Theologin Andrea Martha Becker aus H