Die Tradition der Verkommenheit

Wandlung Im Zweiten Wiener Gemeindebezirk verschwinden die letzten Spuren der halbseidenen Vergangenheit
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Das Viertel muss früher dunkel gewesen sein, die grauen, fünfstöckigen Hausfassaden fast schon schwarz vom Ruß und den Abgasen, enge Häuserschluchten, die nachts ein bisschen Farbe bekamen von den Rotlichtfunzeln an den Etablissements mit den „Mädchen“. Im stadtbekannten Cabaret „Renz“ versackten auch Herrschaften aus nobleren Bezirken, und drumherum regierten die alten Wiener Strizzis, die auf ihre Szene-Namen hörten. Der mächtigste war der „Gschwinde“, der „deutsche Willi“ betrieb eine eigene kleine Kaffeehaus-Kaschemme, und in der „Gulaschhüttn“ ums Eck traf sich frühmorgens die Unterwelt.

Die Häuser waren damals, in den sechziger, siebziger Jahren und darüber hinaus, n