Die Unersetzliche

Porträt Ruth Bader Ginsburg hinterlässt als Liberale am Obersten US-Gericht eine Leerstelle, die zum Politikum wird
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 39/2020
„Das Gefühl, Teil einer Minderheit zu sein, verleiht einem mehr Mitgefühl für andere Menschen, die keine Insider sind, sondern Outsider.“
„Das Gefühl, Teil einer Minderheit zu sein, verleiht einem mehr Mitgefühl für andere Menschen, die keine Insider sind, sondern Outsider.“

Foto: Liaison/Hulton Archive/Getty Images

Zeit zum Trauern um die am 18. September verstorbene US-Verfassungsrichterin Ruth Bader Ginsburg, RBG genannt, blieb kaum. Die Republikaner machen sich bei der Ernennung des Nachfolgers nicht einmal die Mühe, so zu tun, als seien sie an einem neutralen Rechtswesen interessiert. Ginsburg, seit 27 Jahren Richterin im Obersten Gericht, repräsentierte für manchen Amerikaner ein „besseres Amerika“, auf Gleichberechtigung bedacht und tolerant. Doch so radikal war Ginsburg nicht: Nur drei der 100 Senatoren stimmten 1993 gegen ihre Ernennung. Bahnbrechend war danach ihr Engagement gegen Gender-Diskriminierung. Sie handelte aus Erfahrung. Drei Umstände hätten nach Abschluss des Jurastudiums 1959 gegen eine Stelle in einer Kanzlei gesprochen, meinte sie: Jüd