Die Unsichtbare

Erniedrigung Wie fühlt sich das Leben im Grandhotel an? Ich war dort. Als Zimmermädchen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 14/2019
Die Unsichtbare

Fotos: Jim Dyson/Getty Images, Kevin George/Alamy

Vollgestopft mit Wäsche ist der Raum, die Laken stapeln sich vom Boden bis zur Decke, auf der Erde liegen Putzlappen. Eine Waschmaschine dreht sich ununterbrochen.

Fatima Benchenni (alle Namen in diesem Text wurden geändert) empfängt mich hier, in ihrem Büro, zum Einstellungsgespräch. Ich habe keine Erfahrungen als Zimmermädchen. „Ich gebe jedem eine Chance“, sagt sie. „Wir werden ja sehen, ob Sie den Takt halten können.“ Die Gouvernante, wie sie im Hotel von allen genannt wird, trägt einen blondierten, gestriegelten Pferdeschwanz, dickes Make-up und spricht mit einem starken provenzalischen Akzent. Man kann sie sich in einem Bistro am Hafen von Marseille vorstellen, bei einer Mauresque, diesem Aperitif aus Pastis und Mandelsir