Die Vernichtung Europas aus der Nähe sehen

Zwischen Chronik und Tagtraum Felix Hartlaubs Kriegsaufzeichnungen in einer überfälligen Neuedition sind obsessive Beobachtungen
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Allzu oft und immer heimlich unterschlägt die Literaturgeschichte einige ihrer eigensinnigsten Kinder. Nicht alle können mitsingen im Kanon; manche Stimme passt zu keiner Mode, scheint nicht kräftig oder ausdrucksstark genug; manchen fehlt der lange Atem für große Arien. Felix Hartlaub hat kaum ein Lied zu Ende gesungen. Seine Hinterlassenschaft umfasst unzählige Fragmente, denen der selbstkritische Blick ihres Autors keine Ausweitung zu Erzählungen oder Romanen gönnte. "Alles ›über‹, alles Vermittelnde und Zusammenfassende macht mir die größten Schwierigkeiten", musste er bekennen, und entwickelte sich dabei zum Meister der Beobachtung, der dem, was er sah, mit einer sprachlichen Präzision auf den Leib rückte, die