Wir verstehen es noch nicht ganz. Vermutlich sind es die Tiere und ebenso die Viren, vielleicht noch andere Lebewesen und Parasiten. Sie alle haben sich zusammengetan. Dafür mussten sie sich nicht verabreden, verschwören oder einen Plan ausarbeiten. Sie haben nur ihren Beitrag geleistet. Zur Intelligenz des Planeten. Denn alle Lebewesen zusammen sind schlauer als die Menschen. Die Bäume, die Pflanzen und die Insekten. Die Intelligenz steckt nicht in einem einzelnen Lebewesen. Sie findet sich in der Gesamtheit aller Beziehungen und in der Abhängigkeit aller von allen. Sie sorgt für den Ausgleich unter den vielen Bewohnern der Erde. Je weniger Raum den anderen Lebewesen gelassen wird, desto deutlicher sind die Menschen mit den Folgen ihres eigenen Handelns konfrontiert.
Was in den letzten Wochen und Monaten geschehen ist, können wir noch nicht endgültig begreifen. Ob es sich um einen Unfall, eine Krise oder doch um eine Katastrophe handelt. Was gerade im weltweiten Maßstab vor sich geht und vielleicht zum ersten Mal die gesamte Menschheit betrifft, steht in einer Reihe sich fortsetzender ökologischer Risse in der vermeintlich abgeschotteten Menschenwelt, die glaubt, nur ihren eigenen Zielen folgen zu können und nur ihrem eigenen Glück verpflichtet zu sein. Viele sind sich gegenwärtig schnell wieder einig geworden, dass es nach der Pandemie so weitergehen soll wie zuvor. Aber das wird nicht der Fall sein. Da kommt noch mehr.
In dieser Notlage ist auf den ersten Blick nichts zerstört worden. Es sind Menschen gestorben, zum Teil unter grausamen Bedingungen. Viele mussten entsetzlich leiden. Aber keine Gebäude sind zerbombt, keine Industrieanlagen vernichtet, keine Brücken zum Einsturz gebracht worden.
Tiere in den Städten
Alles ist noch da. Wie vorher. In einwandfreiem Zustand. Nur die Geldströme sind für eine bestimmte Zeit unterbrochen. Zahlungen reihen sich nicht mehr nahtlos an andere Zahlungen und müssen durch Kredite schnell überbrückt werden.
Aber allein diese Unterbrechung sorgt für das Schlimmste unter den Bedingungen der gegenwärtigen Wirtschaftsordnung. Zahllose Insolvenzen und eine hohe Arbeitslosigkeit gehören zu den Folgen, wahrscheinlich auch neue Armut und neue Hungersnöte. Die Welt der Geldströme kann keinen Moment innehalten, ohne in sich zusammenzufallen. Aber das spielt nur in der Menschenwelt eine Rolle. Für die Tiere, Pflanzen und Insekten ist es ohne Interesse.
Im Gegenteil, der Stillstand der Menschenwelt hat ihnen Räume geöffnet. Sie bewegen sich durch unsere Städte und bleiben unbehelligt. Die Luftqualität ist gestiegen. Das Wasser an manchen Stränden ist sauberer geworden. Die Nächte sind wieder dunkler. Und die Erde erwärmt sich etwas langsamer. Der globale Stillstand hat dem erschöpften Planeten einen kurzen Moment der Erholung gebracht. Inmitten der Notlage stellen sich merkwürdige idyllische Augenblicke ein. Sie erinnern an die Möglichkeit eines anderen Zeitgefühls und richten unabweisbare Fragen an unsere vermeintliche Normalität und deren tagtägliche Härten.
Aber auch in dieser Zeit waren die Menschen nicht untätig. Sie haben sich um mehr als das Nötigste gekümmert, nicht nur um weiterleben zu können, sondern um das zu beschützen und zu erhalten, was ihnen wichtig ist. Sie haben Kranke und Alte gepflegt und ihre Kinder beschult. Sie haben die öffentliche Ordnung und die Versorgung aufrechterhalten. Wie in einer Kriegswirtschaft ohne Krieg. Manche haben ihren Einsatz für andere mit dem Leben bezahlt. Es wurde deutlich, was relevant ist und was nicht. Manche, die sonst nicht einmal beachtet werden, erschienen plötzlich als Heldinnen und Helden. Was unter normalen Umständen bloß hingenommen wird, konnte auf einmal zu etwas Besonderem werden, das Aufmerksamkeit und Anerkennung verdient. In der Notlage sind die Grundlagen unseres Zusammenlebens sichtbarer geworden. Dass wir Nahrung brauchen, wie wichtig Gesundheit ist, dass wir Sicherheit benötigen und wie sehr uns das Zusammensein mit anderen fehlt, wenn es nicht mehr selbstverständlich ist.
Aber vieles davon kommt in den globalen Geldströmen nicht vor, erst recht nicht die Beziehungen, die wir zu anderen Lebewesen unterhalten. Geldströme bilden nur ab, was rentabel ist, was weitere Zahlungen nach sich zieht. Wenn es nur noch Menschen gäbe auf diesem Planeten, dann wäre das auch deren Ende. Leben gibt es nur, weil es nicht ausschließlich menschliches Leben ist. Wenn bestimmte Tiere oder Pflanzen nicht mehr in ausreichender Zahl da sind, bricht auch die Produktion von Wohlstand und alles andere zusammen, das jetzt für viele Vorrang vor den drängenden ökologischen Problemen haben soll.
Das Zusammenleben auf dem Planeten zeichnet sich durch eine komplexe Kooperation der Lebewesen untereinander aus, bei der verliert, wer allein gewinnen will. Wenn sich die Menschen nicht als Teil eines größeren ökologischen Zusammenhangs begreifen, dann werden sie auch weiterhin den Planeten rücksichtslos dominieren. Nicht der Wettbewerb ist die Grundlage des Lebens auf der Erde, sondern die wechselseitigen Beziehungen, die jedem Lebewesen überhaupt erst zu seiner Existenz verhelfen. Das gilt auch für das Zusammenleben der Menschen.
Jede tiefe Krise stellt einen historischen Moment für einen Neustart dar. Festgefügte Elemente des Denkens und Handelns lassen sich auf einmal verschieben. Wir brauchen ein monetäres System, das nicht mehr allein vom Warentausch und der Erwerbsarbeit her verstanden wird. In unserer gegenwärtigen Wirtschaftsordnung bilden die Geldströme nur einen sehr kleinen Teil unserer Tätigkeiten ab. Sie basieren auf einem stark verengten Verständnis von Produktion, das aus dem Zeitalter der Industrialisierung stammt. Ein neues monetäres System müsste auch die Tätigkeiten einbeziehen, die nicht nur in der Notlage, sondern zu jeder Zeit die Grundlage aller Produktion bilden. Dazu gehören die Sorgearbeit und die vielfältigen Praktiken, die das Zusammenleben allererst gewährleisten. Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist dazu der entscheidende Schritt, auch als Antwort auf die verheerenden Folgen der Krise. Statt ungeheure Summen in eine weitere Verschuldung zu pumpen und damit die Austeritätspolitik auf Dauer zu stellen, würde damit das soziale Fundament als Grundlage der Produktion anerkannt. Das wäre eine nachhaltige Investition in die sozialen Beziehungen auf dem Weg zu einer neuen Wirtschaftsordnung. Eine lange Tradition der Genossenschaften zeigt, dass Kooperation wesentlich mehr Kreativität freisetzen kann als jeder Wettbewerb. Gerade im Moment einer epochalen Zäsur wäre es an der Zeit, an einem sozialliberalen Programm zu arbeiten, bei dem sich Freiheit und Orientierung am Gemeinwohl nicht ausschließen.
Eine ökologische Gesellschaft, die sich als Teil eines umfassenderen Naturhaushalts versteht, darf nicht bloß umweltfreundlicher und ressourcenschonender sein. Es geht um mehr als um unsere Beziehung zu einer äußerlich verstandenen Umwelt. Der ökologische ist nicht vom sozialen Umbau zu trennen. Eine ökologische Gesellschaft muss vor allem mit dem neoliberalen Grundkonsens brechen. Sie muss einen starken öffentlichen Sektor haben und den Kommunen die Möglichkeit geben, gemeinwohlorientierte Unternehmen bei der Ansiedlung zu bevorzugen. Statt weiter auf Arbeitsverdichtung zu setzen, benötigen wir eine Vier-Tage-Woche und mehr Raum für andere Tätigkeiten. Die stetige Steigerung des Bruttosozialprodukts wird unsere Probleme nicht lösen. Sie kommt zunehmend nur noch einer Minderheit zugute. Und jedes weitere Wachstum verschiebt die Kosten bloß in die Zukunft.
Das Leben der Menschen in einer ökologischen Gesellschaft wird auch ihr Sterben verändern. Ohne einen Begriff des eigenen Todes zu haben, bleibt er ein verstörendes Rätsel. Das Leben bricht ab. Diese Sinnlosigkeit kennzeichnet nicht nur das Sterben, sondern auch den Alltag der Menschen. Wenn sie sich nicht als Teil von etwas begreifen können, dann bleibt für ihr Leben nichts anderes übrig, als es zu verlängern, egal unter welchen Bedingungen und zu welchem Preis. Das wird heute in allen Bereichen sichtbar. Es ist nicht klar, was man will, aber in jedem Fall mehr davon. Ebenso wie die Industriegesellschaft der Nachkriegszeit untergegangen ist, hat auch die Konsumgesellschaft ihren Höhepunkt längst überschritten. Lernen wir endlich zu kooperieren, untereinander und mit den anderen Lebewesen auf dieser Erde.
Kommentare 19
Zusammenspiel: https://youtu.be/MbPO7OzGTqs
Ein Handlungsgerüst für die von der Linken (Kipping und Co.) und den Aficiondo(a)s der SPD und Grünen angesteuerten KOOPERATION, frei nach dem hier zu lesenden Motto:
"Jede tiefe Krise stellt einen historischen Moment für einen Neustart dar."
Ich danke sehr für diesen er-bau-lichen, ge-lunge-nen, Energie freisetzenden Essay, der "zusammenführtwaszusammengehört" und der KOOPERATION als Quelle der Kreativität den Weg aufzeigt, der im Gehen entsteht. Es braucht der Avant-garde (20%), die vorangeht. GRR sollte in der Lage sein, den Startschuss für so eine be-weg-ende Ent-wicklung zu geben, damit die Vielen folgen.
"Tätigkeit ist des Menschen erste Bestimmung" - wusste schon der alte Goethe. Der Shutdown hat, wenn auch nicht aus freien Stücken, offenbart, dass ohne DIE VIELEN die alte Produktion binnen 8 Wochen fast am Ende ist, zum Nachteil des Ganzen, welches aber eh in die klimabedingte Irre führt(e).
Es bedarf einer bundesweiten Initiation, welche die verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen tätig vernetzt und den gemeinsamen, bewegenden Wandel schrittweise - TRIAL AND ERROR - erlebbar macht.
Erfahrbau. Erfahrung plus Information = Wissen. Nur wenn der bewegte Mensch weiß, dass der Wandel ihm und den Seinen á la longue ein humanes Leben in Würde beschert, wird er an der Weg-gabe-lung, an der wir stehen, nicht - mehr - nach (ganz) rechts abbiegen.
Der Anfang erinnert an Schätzings "Der Schwarm" - der letztendlich eine ähnliche Antwort. Frank Schätzings Roman ist genauso lesenswert wie dieser Artikel und sehr spannend.
Warum müssen sich seit geraumer Zeit viele derartige Beiträge nach Weissagung der Hopi anhören?
"Ohne einen Begriff des eigenen Todes zu haben, bleibt er ein verstörendes Rätsel. Das Leben bricht ab. Diese Sinnlosigkeit kennzeichnet nicht nur das Sterben, sondern auch den Alltag der Menschen."
Sic tacuisses ... was war noch mal das Rätsel am Tod? Die Fehlerakkumulation? Rein biologischer Prozess zur Lebenssicherung. Dass viele das einzige nicht wahrhaben wollen, was vom ersten Moment des Lebens an wirklich unausweichlich ist? Ist eine kognitive Fehlleistung erster Güte, aber ein Rätsel? Todesangst als Rätsel umgedeutet, na ja, mäßige Begeisterung. Wäre auch wirklich geil, wenn wir unsterblich wären, all die Milliarden Menschen, die dann zusätzlich zu den heute lebenden noch da sein könnten ... oder gab es da womöglich noch ein anderes Problem? Sinnlosigkeit im Alltag andererseits scheint Folge des Wollens zu sein, mensch will, aber plötzlich sind da Konsequenzen, die nicht vorhergesehen oder vorgesehen waren, und das Wollen konterkarieren. Damit kommt so manches Mensch nicht klar.
Lacrima, Sie haben da ja diesen einen Satz des Philosophen, der wohl seine aufgezeigte Sicht der Dinge "abrunden" sollte, herausgefischt. Und bitte: Was damit gemacht?
Generell: Was geschieht, wenn man auf einen Input quasi unverzüglich ein dickes ABER platziert.
Und sei es, wie hier, noch so wenig im Zentrum der Notwendigkeit des aufgezeigten gesellschaftlichen Wandels stehend?
Ost-West-Express greift die les- und spürbare Energie auf und trägt sie in seiner Spontanität so ein Stück weiter. Schätzings Roman-Leser, es sind ja viele, hätten und haben einen Anknüpfungspunkt, an und aus dem die "Kreativität" sprießen könnte, kann, wird.
Eltern sollten ihren Kindern wieder vermehrt "Die Konferenz der Tiere" von Erich Kästner vorlesen. Bereichert beide Seiten und lehrt mehr als mancher "philosophische Text".
Das ist sehr menschenfreundlich, in seine Zielsetzungen für Linke weitgehend konsensfähig. Leider beruht es auf einem falschen theoretischen Fundament. Hier die gute, kooperierende Natur, da der fehlgeleitete, destruktive Mensch, das ist Unsinn. In der Natur der Biosphäre herrscht keine Kooperation, sondern das angepaßte Gleichgewicht konkurrierender Organismen. Teilweise funktioniert die Arterhaltung über evolutiv erworbene Strukturen der „Zusammenarbeit“, besser formuliert der sozialen Koordination, fast immer geht es primär um Erhaltung des Einzelorganismus, gegen oder mit anderen Organismen. Daß es systemisch um Arterhaltung auf Kosten der Individualerhaltung geht, ist eine extreme Ausnahme. Das hochkomplexe Zusammenspiel der biotischen Einheit des Diversen ist nicht Intelligenz, sondern Folge der Diversifizierungsmöglichkeiten durch die Emergenz komplexerer Struktureinheiten, letztlich eine Folge der negativen Entropie. Die Menschen haben lange gebraucht, sich von der teleologischen Vorstellung einer ordnenden Hand zu verabschieden, man sollte nicht versuchen, diese Wahnidee zu restituieren. Ich will gar nicht ausschließen, daß sich schon tierisch über die angeborene Empathie ein Ansatz zur bewußten Zusammenarbeit entwickelt. Das menschliche Bewußtsein jedenfalls kann zwischen individuellen Eigeninteressen und Gemeinschaftsinteressen unterscheiden, und abhängig vom Erkenntnisstand ein Verständnis für die biotischen Zusammenhänge entwickeln, kann eine Präferenz von Kooperation gegenüber Konkurrenz pflegen, kann mit dem Reifegrad der autonomen Vernunft sogar den Standpunkt des Biosystems insgesamt einnehmen. Das ist Intelligenz. So kommt die intelligente Idee eines optimierten Biosystems zustande. Das natürliche Erbe, das nur auf die Individual- und Arterhaltung ausgerichtet ist, steht dem im Wege. Ich widerspreche nicht dem Ziel von Kooperation und produktiver Koexistenz, aber als Folge einer reflektierten Kultivierung, einer Denaturierung. Sozialdarwinisten sehen darin eine Degeneration.
Wenn Sie Ihren Kommentar direkt an mich abschicken, kann ich schneller auf Ihre Aussagen reagieren.
"einen Satz des Philosophen ... herausgefischt"
Ich hatte vorher gefragt, warum sich derartige Beitrage oft nach Weissagung der Hopi anhören. Der Grund für diese Frage ist meine Beobachtung, dass besonders weihevolle Sprache (Sie würden einen solchen Sprachstil vielleicht als besonders energiegeladen oder inspirierend empfinden?) oft die Dünnheit des Inhalts überdecken soll. Der Teil mit dem Rätsel des Todes war letztlich nur das I-Tüpfelchen.
"Was geschieht, wenn man auf einen Input quasi unverzüglich ein dickes ABER platziert"
In Diskussionsforen wird dadurch üblicherweise ein Diskurs in Gang gesetzt, also im Grunde das, was jeder anständige Wissenschaftler - Philosophen sind Geisteswissenschaftler - hinsichtlich seiner Thesen wünschen sollte. Aber Sie haben natürlich recht, dies ist der Freitag, also kein Diskussionsforum, sondern ein Bekenntnisforum. Mit Bekenntnis kann ich allerdings nicht dienen. Somit bleibt nur noch die Hoffnung auf Diskurs. Oder Sie schreiben an die Redaktion, vielleicht finden Sie jemanden, der/die mich bannt.
Haben Sie den Schwarm mal gelesen? Fängt stark an, lässt aber leider viel zu früh viel stärker nach; wenn Schätzing den Text auf 25 Prozent des tatsächlichen Umfangs eingestampft hätte, wäre es wahrscheinlich ein toller Roman geworden.
Danke für den Beitrag.
Schöner Text; hat mir gut gefallen.
so isses. herr endemann.
Ich sehe allerdings hier den richtiges Ansatzpunkt. Das wir Menschen alles so aus den Fugen bringen, inklusive uns selbst, hängt stark damit zusammen, dass wir unseren Tod und unsere Endlichkeit nicht akzeptieren wollen. Wenn wir auf diesem Gebiet Fortschritte erzielen würden, dann kämen wir der Kooperation aller Lebewesen auf diesem Planeten einen deutlichen Schritt näher.
die den tod und endlichkeit des hier-lebens in den mittelpunkt stellen:
sind mönche und ordensschwestern
(mit und ohne zertifikat, in gruppen oder als einsiedler).
fortschritte erzielen wir durch erweiterte kooperation und
bessere entfaltungs -chancen für immer mehr menschen.
dann fallen auch die überkommenen muster
der quantitativen expansion.
oda?
Wo wir gerade schon bei Weissagungen sind, soll auch mein Orakel nicht fehlen. Der - sehr ansprechende - Text wird vermutlich von Jenen gelesen und goutiert werden, die bereits für bestimmte Gedanken und Gefühle sensibilisiert sind. Die Gemeinsinn besitzen und die lieber Schwarmintelligenz der ausufernden Schwarmdummheit des mainstreams entgegensetzen möchten.
Die, die es sein müssten, vor allem die Entscheider und Bestimmer werden sich - sorry für die Des-Illusionierung - um andere Dinge scheren. Börsenkurse, SUVs, Yachten, die Cayman-Islands.
Das spricht weder gegen den Text, noch gegen den Autor.
Die Gretchenfrage bleibt: WIE werden die Anderen angesprochen, erreicht, sensibilisiert?
Alias Rudi Ratlos.
Sie schreiben: "Ich will gar nicht ausschließen, daß sich schon tierisch über die angeborene Empathie ein Ansatz zur bewußten Zusammenarbeit entwickelt."
Wie ordnen Sie das Nachfolgende unter Berücksichtigung Ihres Schluss-Satzes ein?
Der Vampir unter den Fledermäusen, verhält er sich nicht geradezu "menschlich" kooperativ, darauf spekulierend, dass dem Geben auch ein Nehmen folgt?
"Mit nicht verwandten, hungernden Artgenossen wurden Mahlzeiten geteilt, wenn diese sich auf eine besondere Art und Weise revanchierten."
https://www.sueddeutsche.de/wissen/vampirfledermaeuse-nahrung-biologie-blut-teilen-1.4864145
Im Übrigen: Ich teile Ihre Sicht der Dinge zur "Präferenz von Kooperation gegenüber Konkurrenz". Mit Blick auf den anderen Beitrag von Kipping fragt sich, warum der Wandel Richtung Nachhaltigkeit regelmäßig in der Ökonomie am Null-Summen-Spiel der Konkurrenz (die Großen/Schnelleren "fressen" die Kleinen, Langsameren - ganz "tierisch"- neoliberal).
Ich bin (leider, da habe ich einiges nachzuholen) nicht bewandert in diesem extrem spannenden Wissenschaftsfeld, aber ich kann vermuten: ein- und gegenseitige Fellpflege ist ein typisches soziales Bindungsverhalten, es fördert schon bei Tieren eine gewisse Wir-Perspektive. Und aus der Wir-Perspektive heraus wird geteilt. Wir müssen uns klarmachen, daß die natürliche Kooperation, der natürliche Altruismus, bei manchen Arten, insbesondere den höherentwickelten, schon ungeheure Ausmaße angenommen hat.
Zweimal Schwarm, Gesichter des Wandels, Einübung von Kooperation
Beim "Schwarm" erinnere ich mich schwach an die wohl mit der Erderwärmung/Versüßung des Atlantiks einhergehende Veränderung der Dichte des Wassers, was zum Untergang Schätzings Schiffen führte, eine uns mahnende Parabel? Sinken wir nicht zu-sehends ein, wie so manches Stahlboot beim Übergang von der Nordsee in die süßere Elbe?
Zur "ökologischen Gesellschaft", die der Autor beschreibt, will ich bekennen, dass mein persönlicher Schwarm zwei Wissenschaftlerinnen sind, welche die Bedingungen des Wandels eindrucks-voll beschreiben: Maja Göpel und Claudia Kemfert. Vielleicht mag die Redaktion hier anknüpfen, im Bemühen, dem über-fäll-igen Wandel Gesichter zu geben.
Etwa auch das von Fabio de Masi, auf dessen Webseite zu lesen ist:
"DIE LINKE. kämpft für gerechte Steuern, gute Arbeit, Renten & Pflege, öffentliche Investitionen, Volksabstimmungen, den Schutz von Klima & Umwelt, Abrüstung und Entspannungspolitik sowie ein Verbot von Parteispenden von Unternehmen. Politik darf nicht käuflich sein."
Hier gibt es zur aktuellen Causa des CDU-Politikers Philipp Amthor eine wichtige Schnittmenge mit den Grünen: Neben Kipping fordert Habeck vehement Änderungen im Zusammenhang mit dem unerträglich erscheinenden Berliner Lobbyismus (Register). So könnte über projektbezogene "Gemeinsamkeiten" in tätiger von der Wählerschaft wahrgenommener Politikgestaltung (hier: Herstellung von Transparenz als Grundlage jedes Vertrauens) die Kooperation GRR eingeübt und kommuniziert werden – bei positiven Effekten, die den Bürgern die Realisierung positiver "Reformen" im einstigen Brandt´schen Sinne vor Augen halten und so über die Transparenz- und Vertrauensschiene wieder mehr Glaubwürdigkeit und Legitimation im Verhältnis Bürger/Politiker/Staat herstellen.
na ja, Thema des "Schwarms" ist die Existenz einzelligen intelligenten Lebens in den Weltmeeren, dass sich in seiner Existenz durch die Menschheit bedroht sieht und gegen diese vorgeht. Was durch den Einsatz einiger weniger WissenschaftlerInnen letztlich in eine Art einander duldender Koexistenz übergeführt wird. Schätzing ist imo somit eher ein ungeeigneter Kronzeuge für die Einübung von Kooperation über das übliche professionelle Maß hinaus. Und hinsichtlich der Gesichter des Wandels sehe ich auch nicht wirklich einen Ansatz, über die SF hinaus.
Morgentot
Wir fahren des Morgens die Vögel kaputt –
die Rehe, die Füchse und Hasen.
Nicht etwa, weil wir sie nicht lieb haben könnten.
Sondern nur, weil wir so gerne rasen.
Die Igel, trotz Stacheln, entgehen uns nicht.
Das Gummi ist stets runderneuert.
Zwar kennen wir unsere Menschenpflicht,
doch scheuern wir durch, pflichtbesteuert.
Wir nehmen noch Wiesel und Waschbären mit.
Schließlich bezahlen wir gut für den Spaß.
Die Bremsen sind top. Und wir hab'n genug Sprit
und Geschwindigkeit, unser Idol – ohne Maß.
Wir sammeln die Flügel am Wege nicht ein –
die Augen, die Felle, die Pfoten.
Nicht etwa, weil wir kein Gespür für sie hätten.
Wir woll'n nur nix zu tun hab'n mit Toten.
(copyright bei der Verfasserin)