Diese Gegenwart

Literatur Seine Kritiker werfen Dietmar Dath oft „Theoriehuberei“ vor. Das stimmt, ist aber auch toll
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 39/2021
„Denken heißt: Betrunken aufräumen“, schreibt Dath. Roboter können das nicht. Oder doch?
„Denken heißt: Betrunken aufräumen“, schreibt Dath. Roboter können das nicht. Oder doch?

Foto: ABC Photo Archives/Disney General Entertainment Content/Getty Images

Gerhard Gentzen, 1909 in Greifswald geboren, war ein Mathematiker und Logiker, Zeitgenosse von Andrei Kolmogorow, Kurt Gödel oder Alan Turing, die unabhängig voneinander vor dem Zweiten Weltkrieg die Grundlagen für die moderne Mathematik schufen. Sie wollten herausfinden, was man nachweisbar berechnen, kalkulieren kann. Dietmar Daths Roman Gentzen oder: Betrunken aufräumen handelt davon, er ist zweifellos einer der anspruchsvollsten Titel auf der Longlist des Deutschen Buchpreises.

Als Vertreter des nazideutschen Lehrkörpers an der deutschen Universität in Prag sitzt Gentzen dort kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Gefängnis, wo er den Hungertod sterben wird. War er Nazi oder Opfer seiner Zeit? Diese Frage ist nicht mehr zu klären, eindeutig