Groß geht die Welt zu Grunde

Finanzwelt Eine Bankenfusion zwischen Deutscher Bank und Commerzbank könnte Vorbote einer neuen Krise sein
Ausgabe 12/2019
Architektonisch sind sich die beiden Kreditinstitute schon recht nahe
Architektonisch sind sich die beiden Kreditinstitute schon recht nahe

Foto: Hannelore Förster/Imago

Eine große Volkswirtschaft braucht große Banken – diese fatale und kaum zu begründende Formel wird in Deutschland wieder diskutiert. Im Mittelpunkt stehen Fantasien von einer Fusion zwischen der Commerzbank und der Deutschen Bank. Beide Kreditinstitute haben sich auch mehr als zehn Jahre nach Beginn der Finanzkrise noch nicht von ihrer Verstrickung in risikoreiche Geschäfte erholt. Eine Fusion kann die schwächelnden Institute nicht über Nacht mit einem tragfähigen, strategischen Geschäftsmodell ausstatten.

Wie war das eigentlich in der internationalen Finanzkrise? Plötzlich und scheinbar unerwartet brauchte der deutsche Finanzsektor massive Stabilisierungsmaßnahmen. Wir alle haben für das Bankenrettungspaket gezahlt und zahlen immer noch. Erst nach der Bankenrettung wurde die „schwarze Null“ eingeführt, die heute notwendige Investitionen in Infrastruktur, Ausgaben für Bildung und andere gesellschaftliche Stabilisierungsmaßnahmen bremst.

Aber die Kosten sind weit umfänglicher. Im Gefolge der internationalen Finanzkrise wurde die Einlagensicherung begrenzt, die Zahl der Bankfilialen weiter reduziert, die Zahl der Beschäftigten zurückgefahren. Ein zukunftssicherndes Geschäftsmodell in Zeiten der voranschreitenden Digitalisierung ist kaum sichtbar.

Von vielen Seiten, auch von Mitgliedern des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, werden Bedenken gegen diese Fusion laut. Tatsächlich würden damit weitere unübersichtliche Klumpenrisiken entstehen, die niemand braucht. Wer also will die Fusion? Interessanterweise ducken sich alle weg, wenn es um eine klare Antwort auf diese Frage geht. Da heißt es aus der Politik, das wären private Unternehmen. Langsam! Gehören nicht 15 Prozent der Commerzbank den Steuerzahlenden? Wie und von wem wird hier unternehmerische Verantwortung durch die Politik wahrgenommen?

In der internationalen Finanzkrise haben gerade die kleineren Institute das Gesamtgefüge des deutschen Finanzsektors stabilisiert. Inzwischen haben europäische und internationale Banken die Ideenlosigkeit des deutschen Privatbankensektors als Marktnische entdeckt. Die einfache Formel, dass eine große Volkswirtschaft große nationale Banken braucht, ist längst widerlegt.

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