Dieses schöne taube Gefühl

Lärm-Tag Ohne Ohrstöpsel wären Werke der Weltliteratur nicht geschrieben worden. Und Freitag-Autorin Birgit Weidt hätte ihre Nachbarin beleidigt. Überlegungen zum Tag des Lärms
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Ich liebe es, mich von Zeit zu Zeit aus dem auditiven Alltagsgedösel auszuklinken. Bevor ich zum Frisör gehe, schiebe ich mir Watte in die Ohren. Nur in gedämpfter Atmosphäre kann ich das Wohlgefühl beim Haarewaschen und Spitzenschneiden genießen. Auf dem Heimweg lasse ich sie noch drin, weil mir oft meine immerzu quasselnde Nachbarin im Flur auflauert. Zu Hause läuft der Fernseher, meine Familie guckt eine Dokumentation über das Formel-Eins-Rennen - für mich zum Glück knatterfrei. Ich tauche, weiter milde lächelnd, in das geräuschlose Egolaufställchen meines Ich-Universums. Für mich ist klar: keine Reise, keine Hotelübernachtung, keine Zugfahrt ohne Stöpsel. Ich will nicht unfreiwillig zum akustischen Spanner