A
Alter Ego Süffisantes Lächeln, lockerer Seitenscheitel, die Krawatte adrett unter das Kinn geschnürt – Freunde des Aluhuts, wir sind einer Verschwörung auf der Spur: Donald Trump und Horst Seehofer sind dieselbe Person! Das klingt zwar wie die Handlung eines sehr schlechten Films aus den 90ern, aber bei genauerem Hinsehen ist es ein Wunder, dass niemandem zuvor die Ähnlichkeit zwischen dem amerikanischen (Pseudo-)Milliardär (➝ Vermögen) und seinem Alter Ego, dem bayrischen Landesvater, aufgefallen ist. Der eine hetzt gegen Mexikaner (➝ Misswahlen), der andere gegen „Wirtschaftsflüchtlinge“. Bei dem einen fliegen Leute aus Jobs (➝ You’re fired), beim anderen „fliegt, wer betrügt“.
Trumps Großeltern kommen zwar nicht aus Bayern – aber aus der nicht weit entfernten Pfalz! Und: Warb Governor Horst nicht schon beim politischen Aschermittwoch 2011 für laxere Waffengesetze, als er ankündigte, er werde sich „gegen die Zuwanderung in deutsche Sozialsysteme bis zur letzten Patrone wehren“? Womöglich wird schon an Horsts US-Immigration gearbeitet. Simon Schaffhöfer
B
Bücher „Donald J. Trump ist die Definition der amerikanischen Erfolgsgeschichte und setzt beständig Maßstäbe in Handel, Immobilien und Unterhaltung.“ Aha. The Donald, wie er auch genannt wird, inszeniert sich gern als Marke und macht in einer Nebenlinie auch in Ratgeberliteratur. Zig Business-Bücher hat er (mit-)geschrieben. Sie tragen alle schreiend schrille Titel wie Nicht kleckern, klotzen! Der Wegweiser zum Erfolg – aus der Feder eines Milliardärs oder Gib niemals auf! Wie ich meine größten Herausforderungen in meine größten Triumphe verwandelte. Grundtenor in der Trump-Literatur: das Wollen wollen – und Biss haben! Viele Kapitel hat er dem Thema Ehevertrag (➝ Ivana) gewidmet. Wer klotzt, muss sich auch absichern. Weil das Ich bei Trump Methode hat, plaudert er ausschweifend über sich selbst, legt tagebuchartig dar, wie viel Spaß er mit dem Erfolg hat. Donald rät: „Behalten Sie das große Bild im Auge, während Sie sich um die täglichen Details kümmern.“ Tobias Prüwer
I
Ivana „Don’t get mad. Get everything!“ („Werd nicht sauer, hol dir einfach alles!“): Ivana Trump ist nicht nur eine ultrablonde Lichtgestalt, ehemaliges Model und erfolgreiche Skifahrerin, sondern auch die erste der drei Trump-Ex-Frauen. Sie schenkte ihm drei Nachkommen, die Söhne Donald (!) und Eric und Tochter Ivanka, und verstand es stets, schrill und medienwirksam aufzutreten. Dies, gepaart mit der finanziellen Potenz ihres Gatten, machte die beiden zu vielbeachteten Society-Löwen. Dafür vollzog sich die Scheidung dann erstaunlich unglamourös und – für Donald – unökonomisch: Angeblich bekam Ivana eine Ablösesumme von 20 Millionen Dollar, ein 14-Millionen-Dollar-Anwesen und fünf Millionen „Hausgeld“ zugesprochen. Im Trumpismus wird sie für immer die ewige First Lady bleiben. Ivana ist heute 66 Jahre alt und wird von ihren Enkeln nicht Grandma, sondern „Glam-ma“ genannt. Felix-Emeric Tota
J
Jeb Bush Im Vergleich zu Donald Trump wirkt er beinahe seriös: Jeb, der neueste Präsidentschaftsanwärter aus dem schier unerschöpflich scheinenden Bush-Clan. Mit Trump konkurriert er um den Platz als Kandidat der Republikaner. Ganz ernst nehmen kann man ihn nicht, wenn er von sich selbst behauptet, er sei „not just another member of the club“. Wenn nicht der Sohn und Bruder zweier US-Präsidenten, wer, bitte, gehört wohl dann zum Club? Laut Eigenbeschreibung ist Jeb „jünger und besser aussehend“ als sein Bruder George W., wenn er auch Papa George H. W., dem greatest man alive, nicht das Wasser reichen könne. Mit Trump geriet er sich in die Haare (➝ Orang-Utan), als dieser mexikanische Immigranten beschimpfte (➝ Misswahlen). Jeb ist mit einer Mexikanerin verheiratet. Also schoss er zurück, mit ganz, ganz scharfer Munition: „Trump irrt sich.“ Sagen wir so: Rhetorisch kann der gute Junge noch nachladen. Tobias Maier
M
Misswahlen Veranstaltungen, bei denen Frauen auf ihr Aussehen reduziert werden, sind per se schon eine üble Angelegenheit. Dass Donald Trump gleich drei Misswahlen mitproduziert, gibt der Fleischbeschau einen noch mieseren Anstrich. Er verdient an der Wahl zur Miss Universe, zur Miss USA und zur Miss Teen USA ordentlich mit.
„Sie bringen Drogen, viele sind Verbrecher“ – nach seinen rassistischen Äußerungen gegenüber mexikanischen Einwanderern stieg Trumps spanischsprachiger Partnersender Univision nun aber aus dem Übertragungsdeal aus. Und der US-Sender NBC kündigte Trump ebenfalls (➝ You’re fired). Benjamin Knödler
O
Orang-Utan Stammt der Mensch vom Affen ab? Seit Darwin beschäftigt diese Frage den Homo sapiens. Für Donald Trump ist die Sache extra-interessant. Der Mann mit der orangefarbenen Haartolle sah sich 2013 aufgefordert, mit seiner Geburtsurkunde zu beweisen, dass es in seiner Ahnenreihe keinen Menschenaffen gab. Der TV-Moderator Bill Maher hatte behauptet, Trumps Haarpracht zeige, dass sein Vater ein Orang-Utan gewesen sein müsse. Maher versprach fünf Millionen Dollar zu spenden, wenn Trump das Gegenteil beweisen könne. Diese Attacke war eine humoristische Replik auf Trumps Kampagne gegen Barack Obama im US-Wahlkampf 2012. Trump hatte, wie etliche andere Konservative, die Rechtmäßigkeit von Obamas Präsidentschaft bezweifelt, weil dessen US-Abstammung nicht zweifelsfrei erwiesen sei. Tja, das ging nach hinten los. Gülten Akkoc
Q
Quereinsteiger Der Vorname Arnold kommt vom althochdeutschen Wort für „herrschen“. Mit dieser starken Vorbestimmung, einem stählernen Körper und einer eisernen republikanischen Faust regierte Governator Arnold „Arnie“ Schwarzenegger von 2003 bis 2011 Kalifornien. Arnie ist einer der erfolgreichsten, aber eben nicht der einzige Quereinsteiger in die Politikbranche. Pornodarstellerin Cicciolina (Ilona Staller) saß 1987 bis 1992 für die kampfliberale Partito Radicale im Parlament von Rom. Tatort-Kommissar Peter Sodann hält sein Gesicht auch – für PDS und Linke – alle paar Jahre wieder ins politische Licht. Und Gonzo-Journalist Hunter S. Thompson (1937–2005) kandidierte einst als Sheriff, mit absurdem Programm – und frischgeschorener Glatze: nur um seinen Gegner, einen republikanischen Bürstenschnittträger, „meinen langhaarigen Widersacher“ zu nennen. Felix-Emeric Tota
T
Türme Damit die eigene Macht in ihrer ganzen Wucht präsent ist, gilt es, sie in Stein zu manifestieren. Das wussten schon die Christen mit ihren Kathedralen oder die Pyramiden bauenden Ägypter. Und das weiß auch Donald Trump, der seinen Größenwahn ebenfalls auf beeindruckende Art untermauert – mit Trump Towers auf der ganzen Welt. Nun könnte man sagen, dass Immobilientycoons eben Häuser bauen oder kaufen, es ist ja ihr Job. Allerdings ist Trump besonders fleißig darin, die Riesenbauten auch noch nach sich selbst zu benennen.
Da ist der berühmte Ur-Trump-Tower, eine grandiose Hässlichkeit aus Stein und Glas, 1983 an der New Yorker 5th Avenue errichtet und Hauptsitz des Trump-Imperiums. Seit 2001 steht zudem der Trump World Tower in New York City. In Chicago beherbergt der Trump Tower eines von Donalds Luxushotels, ebenso in Las Vegas. Und dann sind da noch die Wolkenkratzer in Istanbul, Punta del Este und Mumbai, die Trump zwar nicht gehören, aber seinen (Marken-)Namen tragen. So befriedigen Hochhäuser auf der ganzen Welt das Ego eines sehr schlecht frisierten (➝ Orang-Utan) Mannes. Benjamin Knödler
V
Vermögen „I’m really rich“, erklärte Donald Trump in der Rede, mit der er sich offiziell als geeigneter US-Präsidentschaftskandidat empfahl. Man könnte meinen, dass in einem Land, in dem das Wohlstandsgefälle so groß ist, etwas Bescheidenheit geboten wäre. Aber da ticken die Amis eben anders, und Trump selbst sind fremder Menschen Empfindlichkeiten ohnehin egal (➝ Zores).
Wie hoch sein Vermögen ist, weiß tatsächlich niemand so genau. Das Magazin Forbes schätzte es zuletzt auf vier Milliarden Dollar. Trumps Unternehmenssprecher geben hingegen zehn Milliarden an. Timothy O’Brien, ein Journalist der New York Times, kam nach ausführlichen Recherchen für ein Buch über Trump zu dem Schluss, dieser habe allerhöchstens 250 Millionen auf der hohen Kante – was für Trump so ehrabschneidend war, dass er prompt vor Gericht gegen die Behauptung klagte. Recht bekam er allerdings nicht. Ätsch! Überhaupt ist längst nicht alles Gold, was bei Donald so glänzt. Schon vier seiner Firmen mussten krachend Konkurs anmelden.
Nicht einmal die obligatorische Angabe seines Vermögens bei der US-Bundeswahlkommission konnte einen plausiblen Aufschluss über das Volumen von Trumps Schatzkästchen erbringen. Das Formular sei, so erklärte es Trumps Polit-PR-Team lakonisch, einfach nicht für so reiche Menschen wie ihn gemacht. Und so kann der Mann weiterhin ungehindert Schwarten schreiben (➝ Bücher), die unschuldigen Bürgern schon im Titel erklären wollen, Wie man reich wird. Benjamin Knödler
Y
You’re fired Seit dem Start von Donald Trumps TV-Show The Apprentice im Jahr 2004 ist die Phrase You’re fired in den USA ein geflügeltes Wort. In jeder Staffel suchte der sogenannte Tycoon unter 16 Bewerbern einen Mitarbeiter, und jedes Mal wurde ein Kandidat nach dem anderen gefeuert, bis der Sieger feststand. Trump avancierte damit zeitweilig zum beliebtesten Superreichen der USA. Nachdem er sich selbst zum Kandidaten machte, in der Politik, und dabei gegen Mexikaner hetzte (➝ Misswahlen), muss Amerikas bekanntester Arbeitgeber selbst erfahren, wie es ist, gefeuert zu werden: Der Sender NBC kündigte ihm die Zusammenarbeit. Seinen Job bei „The Apprentice“ ist er los, und auch sonst wechselt das „You’re fired“ gerade den Adressaten. Es mehren sich die Stimmen, die Trump auch aus der Politk feuern wollen, noch bevor er dort ernsthaft einen Fuß in der Tür hat. „Nutzloser Angeber“ oder „Clown“ nennen ihn manche US-Medien. Simon Schaffhöfer
Z
Zores Als die Redakteurin mir hier das „Z“ übertrug, musste ich nachschlagen, was „Zores“ bedeutet. Die aus dem Jiddischen stammende Bezeichnung für Ärger und Wirrwarr trifft Trumps mediales Agieren gut. Das besteht vor allem im Pöbeln. Sein Konkurrent Bush (➝ Jeb Bush)? Ein „kompletter Dummkopf“. Mitt Romney? Ein „Rohrkrepierer“. Trump plauderte sogar die private Telefonnummer einer Konkurrentin aus. Mit einem Zores-Akt verhob er sich aber: Sein Kommentar über John McCains Kriegsgefangenschaft in Vietnam – „Kriegshelden lassen sich nicht gefangen nehmen!“ – rührte an einem US-Tabu. Zumal sich Trump selbst mit einem fragwürdigen Attest vor der Truppe drückte. Während McCain, nun ja, das Laufen neu lernte, feierte Trump Partys. Tobias Prüwer
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