Seit rund drei Jahrzehnten wird rund um den Globus unter Hinweis auf die demografische Entwicklung Stimmung gegen öffentliche umlagefinanzierte Rentensysteme und für mehr private und betriebliche kapitalgedeckte Vorsorge gemacht. Neben der Finanzindustrie spielt dabei die Weltbank eine zentrale Rolle.
Aber auch die OECD und die EU-Kommission lassen kaum eine Möglichkeit aus, um – angesichts der absehbaren Bevölkerungsalterung und der daher angeblich drohenden Unfinanzierbarkeit öffentlicher Rentensysteme – Reformen in diese Richtung und zu Gunsten von Akteuren wie Blackrock zu pushen (der Freitag 28/2018). Nicht mehr die Sicherstellung angemessener Alterseinkommen, sondern die möglichst weitgehende Beschränkung oder gar Senkung der öffentlichen Rentenausgaben wurde zur zentralen Zielsetzung – trotz des erwarteten massiven Anstiegs der Zahl der (dann) Älteren. Umgedeutet wird das dann als „finanzielle Nachhaltigkeit“.
Durch das Zurückdrängen der öffentlichen Systeme zugunsten privater „Kapitaldeckung“ ist für die Nachhaltigkeit nichts zu gewinnen. Übrig bleibt eine Verlagerung der Kosten und Risiken auf die Individuen. Kapitalgedeckte Systeme erscheinen nur bei oberflächlicher Betrachtung resistenter gegenüber demografischen Verschiebungen. Bei näherer Betrachtung weisen öffentliche umlagefinanzierte Systeme – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der deutlichen Alterung – sogar wesentliche Vorteile auf.
Die Überbewertung der Bedeutung der demografischen Entwicklung und der Glaube, durch Kapitaldeckung auf der Makroebene für die Alterung vorsorgen zu können, verstellt letztlich den Blick auf sinnvolle Lösungsstrategien. Tatsächlich sagen die Altersstruktur und das zahlenmäßige Verhältnis von Älteren zu Personen im erwerbsfähigen Alter alleine relativ wenig über den in einer Gesellschaft bestehenden Transferbedarf aus. Maßgeblich ist vielmehr die Relation zwischen Transferabhängigen und Erwerbstätigen – die ökonomische Abhängigkeitsquote –, und diese wird ganz entscheidend vom Ausmaß der Erwerbsintegration und der Arbeitsmarktentwicklung mitbestimmt.
Gefördert wird Ungleichheit
Eine Gesamtstrategie, die auf eine deutlich verbesserte Erwerbsintegration in allen Erwerbsaltersgruppen unter fairen Bedingungen abzielt, stellt sozialpolitisch und ökonomisch betrachtet die bei Weitem beste Strategie für eine sinnvolle Bewältigung der demografischen Herausforderungen dar. Die bloße Umstellung der Finanzierungsstruktur von Rentensystemen leistet hierfür keinen Beitrag.
Der Rentenprivatisierung standen nicht zuletzt ExpertInnen der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen, der ILO, von Anfang an äußerst kritisch gegenüber. Ausgehend von in ILO-Standards und UN-Deklarationen festgeschriebenen originären Zielen von Alterssicherungssystemen und den für deren Ausgestaltung vereinbarten Prinzipien wurde eindringlich vor den Gefahren für die Betroffenen gewarnt. Jetzt hat die ILO einen ausführlichen, Fallstudien von 15 Ländern umfassenden Bericht veröffentlicht (Reversing Pension Privatizations. Rebuilding public pension systems in Eastern Europe and Latin America), der die bisherigen Entwicklungen eingehend analysiert. Die Bilanz der Privatisierung von Rentensystemen fällt vernichtend aus: Die Rentenhöhen verfielen, teilweise dramatisch. Die reduzierten Leistungsniveaus verfehlen in aller Regel die ILO-Mindeststandards deutlich und führten zu steigender Altersarmut. Niedrige Rentenhöhen waren nicht zuletzt die Folge der sehr hohen von den gewinnorientierten Pensionsfonds und Versicherungen in Rechnung gestellten Kosten. Anders als oft behauptet führte der vermeintliche Wettbewerb zwischen den Anbietern wenig überraschend nicht zu einer Dämpfung der Kosten, sondern zumeist zu exorbitanten Anstiegen. In allen untersuchten Ländern kam es zu deutlichen Marktkonzentrationen, oft mit einer Dominanz großer ausländischer Finanzinstitute. Demgegenüber stagnierten die Abdeckungsraten beziehungsweise waren sogar überwiegend rückläufig und die Geschlechter- und Einkommensungleichheit stiegen.
Als zentrales Ergebnis der Rentenprivatisierung steht die Verlagerung systemischer Risiken der demografischen und ökonomischen Entwicklung von der kollektiven auf die individuelle Ebene. Anlage- und Inflationsrisiko schlagen voll auf die Rentenhöhen durch. Die einseitige Zuordnung des Anlagerisikos und die hohe Volatilität der Finanzmärkte gehen mit steigender Unsicherheit künftiger Rentenhöhen einher. In diesem Rahmen schlagen Finanzmarktkrisen voll auf die Rentenhöhen durch. Entsprechend katastrophal waren die Auswirkungen der Finanzkrise 2008 für die Betroffenen.
Dazu kommt, dass die erheblich unterschätzten Übergangskosten zu beträchtlichen budgetären Belastungen führten. Während vermeintliche Entlastungseffekte als ein zentrales Argument für Rentenprivatisierungen angeführt wurden, sahen sich viele Staaten mit kaum tragbaren Zusatzkosten konfrontiert. Die zur Finanzierung begebenen Staatsanleihen fanden sich dann zu einem Gutteil in den Portfolios der Pensionsfonds wieder, womit sich ein kostspieliger Kreis schloss, von dem letztlich nur die Finanzbranche profitiert.
Während die Auswirkungen der Rentenprivatisierungen für die Versicherten vielfach katastrophal waren, profitierte der Finanzsektor durch hohe Gebühren und einen weiteren ökonomischen Machtausbau erheblich. Angesichts der Evidenz an negativen sozialen und ökonomischen Auswirkungen und des Umstands, dass 60 Prozent der 30 Länder, die ihre Rentensysteme weitgehend oder vollständig privatisiert haben, mittlerweile wieder eine Umkehrung dieses Irrweges eingeleitet haben, kann dieses Experiment nur als gescheitert bezeichnet werden.
Kommentare 15
In der Tat gibt es viel gegen die Kollektiv-Akkumulation von Kapitalien, Sach- u. Währungswerten, zur AV einzuwenden, wovon der Artikel gar nicht mal so viel abdeckt, - vom Mackenroth-Theorem bis zur hist.-konkreten Vorbedingung, dass es einen Mangel an Kapital geben müsste, der die Altersversorgungen in Engpässe treiben würde, bzw. deren Engpässe durch zusätzliche Kapitalaufbietungen zu lösen wären, die man nicht woanders herbekommen könnte (z. B. Zentralbankgelder) um solche Akkumulationen für AV'en sinnvoll bzw. nötig zu machen.
Um aber den Umlagesystemen weiterzuhelfen, ist heute weniger das m. o. w. berechtigte Pejorisieren ihrer Alternativen vonnöten, sondern die Beschäftigung mit den Problemen, Mißbräuchen, Schieflagen usw. der Umlagesysteme, - wobei sich die "Linke", aber auch die "Mitte" offenbar viel zu schwer tut, - nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil in diesen Systemen genau DIE personale Kundschaft und ideologische Verwandtschaft sitzt, die dem politischen Partei-Protagonismus heute noch ein Leben einhaucht, das ansonsten schon längst verblichen wäre.
Es ist wohlfeil, auf den Profiteuren der privat gedeckten Alterssicherungssysteme herumzutrampeln. Doch das allein löst ja nicht das grundlegende Problem, dass bald nicht mehr genug Geld (egal ob in privaten oder in öffentlichen Rentenkassen) vorhanden sein wird, um den zukünftigen Rentnern ein auskömmliches Rentenniveau zu sichern. Dass die private Rente aus dem Aktienfond nicht die Lösung ist, bedeutet noch lange nicht, dass die öffentliche umlagenfinanzierte Rente das bessere Ergebnis liefert. Insofern hätte ich mir vom Autor konkrete Beispiele einzelner Länder aus der UNO Studie gewünscht. Der Ist-Zustand der Rentensysteme und die demographischen Herausforderungen sind in den untersuchten Ländern bestimmt sehr unterschiedlich.
In Südkorea z.B. sind die Herausforderungen noch um einiges härter als in Deutschland: Innerhalb zweier Generationen wandelte sich die 5-Kind Familie in eine 0,5 Kind Familie. Früher gab es gar kein Rentensystem, sondern die Solidarität der Großfamilie diente als Altersversorgung. Gerade hat die neue sozial-liberale Regierung Moon die öffentlichen Renten auf 300 bis 500 Euro angehoben. Dadurch werden die öffentlichen Kassen in den nächsten Jahrzehnten enorm belastet. Dennoch kann auch in Korea niemand von 300 bis 500 Euro im Monat leben. Parallel bieten große Firmen und der Staat als Arbeitgeber beim Ausscheiden aus dem Erwerbsleben eine Einmalzahlung, die dann bis zum Tod reichen muss. Auch in Korea leben die Menschen immer länger.
>>Doch das allein löst ja nicht das grundlegende Problem, dass bald nicht mehr genug Geld (egal ob in privaten oder in öffentlichen Rentenkassen) vorhanden sein wird,…<<
Lassen wir mal das Geld und Zahlenspiele beiseite: An welchen Arbeitsergebnissen herrscht solcher Mangel, dass Nichtarbeitende (Kinder, Erwachsene in Ausbildung, Kranke und Rentner) nicht mitversorgt werden können? Hochseeyachten, Rolls Royce-Fahrzeuge, Champagner, Kaviar und Brillantcolliers mal ausgenommen. Nahrungsmittel? Haben wir so viel, dass sie bekanntlich in den Müll geschmissen werden. Wohnungen? Können kostenneutral, dass heisst ohne Privatprofiabsaugung produziert werden. Kleidung? Wird mit beträchtlichem Werbeaufwand ins Volk gedrückt. Usw. usf. Erst wenn der Mangel und seine Unbehebbarkeit konkret aufgezeigt wird, können wir über die Alternativlosigkeit von Rentnerarmut reden, vorher nicht. Wenn kein Mangel entdeckt wird, dann ist doch offenbar mit dem Geld was faul, oder?
Nun, Firmen wie Blackrock sind doch keine Rentenversicherer. Es sind firmen die profite für ihre Anleger und Vorstände erwirtschaften. Und die gehälter ihrer Angestellten.Das ist der Sinn. Für die Regierungen der Bevölkerung einer Nation mag das ein Experiment sein. Für Blackrock ist es Geschäft. In Deutschland gibt es doch einige Firmen mit diesem Geschäftsmodell, z.B. bei Immobilien die VONOVIA. Ist auch kein vermieter, sondern generiert Profite für ihre Kundschaft, ist Börsen noniert. Die Mieter , ja, die wohnen auch irgendwo, haben aber keine Priorität. Ebenso das Gesundheitswesen, Klinikverbünde und so. Solche Firmen grasen alle bereiche mit dem Ziel nach Profiten ab. Das ist das Hauptziel und Ende.
Zitat: " ... dass bald nicht mehr genug Geld (...) vorhanden sein wird ..."
Einspruch! Es gibt genug Geld, nicht nur hierzulande. Das Geldvermögen der Deutschen wächst seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges von Jahr zu Jahr und belief sich 2017 auf sage und schreibe rund 6 BILLIONEN EURO, das sind 6.000 Milliarden bzw. 6.000.000.000.000 Euro. (100 oder 200 Milliarden Euro mehr oder weniger, da wollen wir mal nicht so kleinlich sein.)
Pro Kopf sind das pi mal Zeigefinger, wenn man die Säuglinge, die Kinder im Kindergarten und in der Grundschule mitzählt, rund 75.000 Euro. Und alle anderen Vermögenswerte (Immobilien, unbebaute Grundstücke, land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen, Aktien, Goldbarren, Goldmünzen, Schmuck, Silber, Briefmarken, Orientteppiche, Kunstgegenstände, Fahrzeuge inkl. Oldtimer-Sammlung, Antiquitäten, Hausrat usw.) sind da überhaupt noch nicht mitgezählt.
Der Durchschnitt führt allerdings an dieser Stelle leicht in die Irre. Dafür kann der Durchschnitt aber nichts. Gleichzeitig weist der Durchschnitt auf das eigentliche Problem hin. Sowohl das Geldvermögen als auch alle anderen Vermögenswerte sind inzwischen höchst einseitig bzw. extrem schief verteilt. Das ist dann wie beim allseits bekannten Monopoly-Spiel, wenn man dieses lange genug spielt.
Auf der einen Seite schwimmen manche Deutschen im Geld und wissen vor lauter Blödsinn nicht mehr, was sie damit anstellen sollen. Manche kaufen sich dann noch eine Ferienvilla auf Mallorca, obwohl sie schon drei haben, oder ein Ölgemälde für 100 Millionen Euro oder mehr.
Auf der anderen Seite haben nicht wenige Bürger in diesem "christlichen" Lande Schulden und überziehen ständig ihr Konto, um am Monatsende die Miete zahlen zu können, weil ihr Einkommen nur bis zum 25. des Monats reicht, obwohl sie jeden Tag acht Stunden lang hart arbeiten.
Man kann sich auch dümmer stellen als ein Dampfbügeleisen und fragen, wer hat ein Problem mit der Rente:
A) Derjenige, der mit seiner Arbeit 15.000 Euro netto im Jahr verdient, einen 14 Jahre alten VW-Golf fährt, zur Miete in einer 75 qm-Wohnung wohnt und drei Kinder hat?
O-D-E-R
B) Derjenige, der im Jahr eine Dividenzahlung in Höhe von 500 Millionen Euro netto kassiert und eine Villa am Starnberger See, ein Ferienhaus auf Sylt, eine Ferienwohnung in St. Moritz, eine Penthouse-Wohnung in London, einen Maybach als Zweitwagen, einen Ferrari Testarossa als Drittwagen, einen Porsche Cayenne als Viertwagen, einen Aston Martin als Fünftwagen und nur ein Kind hat, das einmal alles erben wird?
A) oder B) das ist die eigentlich relevante Frage. Es ist eine Frage, die zwar ein Dampfbügeleisen beantworten könnte, wenn es sprechen und nicht nur bügeln und/oder dampfen könnte, die aber manche Ökonomen, sog. Rentenexperten der Qualitätsstufe Raffelhüschen-Riester-Rürup und viele konservativ-neoliberale und pseudo-sozialdemokratische Volksvertreter offenkundig intellektuell vollkommen überfordert.
Noch mal ein bisserl weiter im obigen Text:
Rente ist Geld für den Lebensunterhalt, wie Normallohn, Bafög oder Krankengeld. Kein Kapital also, sondern Tauschäquivalent für Waren. Ein Mangel an diesen Waren wurde nicht festgestellt, das erlaube ich mir nach einigen Wortmeldungen zu sagen. Im Gegenteil, es wird so viel Ware produziert, dass mehr davon exportiert wird als importiert. Man könnte also, falls doch ein Mangel festgestellt würde, ausgleichen indem mit dem Erlös aus dem Exportüberschuss fehlende Waren importiert werden. Dies ist offenbar nicht nötig, wir haben Zeug im Überschuss und müssen das ins Ausland verramschen. Dazu kommt, dass es Leute gibt, die gerne statt einem „Mini“- oder „Midi“- Job volle 35 Stunden pro Woche bei adäquatem Entgelt arbeiten würden, wenn sie dürften. Es könnte also mehr produziert werden an Waren und „Dienstleistungen“, was doch was fehlt. Dazu wird dann von unseren demokratisch gewählten Volksbetrügern wieder gesagt: Geht nicht, es ist zu wenig Arbeit da, und sie wird bei weiterer Rationalisierung noch weniger werden. Das Geld (Rente) ist weg, die Arbeit(Lohn) ist weg und Deutschland geht es gut? Das gefällt mir, das wähle ich?
Das „Argument“: „Kein Geld mehr da“ ist übrigens nicht neu. Mit dieser Begründung wurden ja auch schon in der Vergangenheit die Renten immer weiter herunter gekürzt. Wir müssen uns also mal dringend darum kümmern, wohin das hier erarbeitete Tauschäquivalent für produzierte Ware verschwindet und das Leck flicken.
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Kann Blackrock/Vanguard/Capital World das Problem lösen? Das heisst, Geld, das künftige Rentner nicht mehr in einem Umlageverfahren die derzeitigen Renten finanzieren, sondern ihren Beitrag dem Finanzimperium zwecks Anlage als Kapital geben. So wie jemand, der/die gut verdient ja auch mit dem nicht für den Lebensunterhalt benötigten Einkommensüberschuss Aktienfonds-Anteile kaufen kann. Sollte der Fonds nichts einbringen, gar an Wert verlieren, dann wird er/sie die Anteile schleunigst verkaufen und wo anders anlegen. Sollen die künftigen Rentner über die Anlage ihres Rentenbeitrages auch so frei entscheiden können? Nein? Dann wissen wir ja schon, warum das gar nicht gut gehen kann. Schlimmer geht immer, man muss es nur wollen...
>>Nun, Firmen wie Blackrock sind doch keine Rentenversicherer. Es sind firmen die profite für ihre Anleger und Vorstände erwirtschaften.<<
Die uns extrem vorkommenden Vorstandsgehälter sind für so eine Firma Peanuts. Tatsächlich geht es um den Profit für Anleger. Dadurch kommt eine Anlagelawine ins Rollen: Die Profite sollen wieder angelegt werden, und der Profit aus der nun grösseren Anlage soll wieder angelegt werden usw.:
Geld -> Geld' -> Geld'' -> Geld ''' -> Geld'''
Das führt dazu, dass die wachsenden Anlagevermögen den Wert der vorhandenen privatbesessenen Produktionsmittel längst überstiegen haben und immer weiter übersteigen. Deswegen der Zugriff auf bislang nicht kapitalverwertende Einrichtungen: Wasserwerke, öffentlich Verkehrsmittel, Kliniken, Altersheime und eben auch das Rentensystem. Alles wird zwecks Kapitalverwertung enteignet („privatisiert“), am Ende auch die Finanzministerien, die dann Steuereinnahmen an Anleger als Dividende auszahlen. Dann kracht das Ganze zusammen und wir sitzen immer noch da und wissen nicht was da abläuft.
Oder der Mond wird privatisiert ;-)
"An welchen Arbeitsergebnissen herrscht solcher Mangel, dass Nichtarbeitende (Kinder, Erwachsene in Ausbildung, Kranke und Rentner) nicht mitversorgt werden können?"
Ne' ganze Menge an Mangel gibt's, der auch zu großen Teilen gar nicht mit Massengeldversorgung - ob mit Reichtum umverteilen, Krediten, freier Geldschöpfung, Mittenschröpfung oder sonstwie - so massenhaft gelöst werden kann, wie's nötig wäre:
Gerade Kinder, Kranke und Alte benötigen Personal, das auch mit der Verzehnfachung der dafür eingesetzten Gelder um vlt. 20% - 50% max. steigen würde, um dann woanders aber auch zu fehlen, obgleich damit der Bedarf oftmals immer noch nicht zufriedenstellend gedeckt wäre. Ähnlich sieht es bei entsprechend guten (Infrastruktur, Geschichte/Kultur) Wohnverhältnissen aus: entsprechende Grundstücke der Städte lassen sich auch mit Billionen-Aufwand nicht beliebig vermehren, kann/soll nicht aus jeder Stadt ein Wolkenkratzer-Heim werden, wird heute schon Bausand mehr geraubt als legal gewonnen/abgebaut usw.
Geld und andere Wertgüter bedürfen eben je der Wandlung in brauchbare Güter und Leistungen. (->Mackenroth-Theorem, Samuelson, ich nenne das jetzt zum 100. Mal).
Akkumulierter Reichtum/Wohlstandssparen leuchtet nur solange als Funktion der Alters- und aller anderen -versorgungen (Mackenroth: "Sozialaufwand") in die Dunkelbirnen solcher wie Merz aber auch der "Linken", als dergleichen nur von relativ WENIGEN exerziert wird: Dann kann zu Ungunsten weniger bemittelter Leute alles noch irgendwie beschafft werden, - noch lange nicht aber in der Masse. (Auch deshalb ist "Reichtum" per se/a priori eine Erscheinung, die auf wenige begrenzt sein MUSS)
>>…der auch zu großen Teilen gar nicht mit Massengeldversorgung - ob mit Reichtum umverteilen, Krediten, freier Geldschöpfung, Mittenschröpfung oder sonstwie - so massenhaft gelöst werden kann, … <<
Genau das behaupte ich ja nicht, sondern halte es, wie oben schon gesagt, für den falschen Denkansatz.
Dass Land nicht beliebig vermehrbar ist, und dass schon aus diesem Grund ein Rückgang der zur Zeit in den Problemzonen zu hohen Besiedlungsdichte angestrebt werden sollte habe ich ja schon öfter geschrieben.
Was die Pflege angeht: Gibt es tatsächlich zu wenig Leute die das können und dazu bereit sind? Eher liegt es doch an der Bewertung der Arbeit: Wenn ein Mechatroniker in der Rüstungsindustrie mit weniger Stress sich materiell mehr leisten kann muss man sich über den Mangel an Pflegekräften nicht wundern. (Der Stress würde weniger, wenn die Arbeit attraktiver gestaltet würde.) Der Mangel rührt aber nicht daher, dass eine Versorgung mit dem gleichen Standard aufgrund niedriger Produktivität nicht möglich wäre, sondern wir kommen wieder zum alten Thema: Die Produktivität ist hoch, aber das Geld ist weg. Vielleicht sollte einfach ein anderes Äquivalent für geleistete Arbeit ausgegeben werden.
" ... sondern wir kommen wieder zum alten Thema: Die Produktivität ist hoch, aber das Geld ist weg. ..."
Nee, SIE kommen immer "wieder zum alten Thema", weil Sie nicht die Wirklicht selbst interessiert, sondern diese nur als Beritt für Ihre Theoreme für Sie von Belang wird: Alte Masche aller Ideologen jeder Couleur, Probleme "aufgreifen", um mit von hinten durchs Knie ins Auge geführten "Argumentationen" die jeweiligen Ideologeme als Problemursachen aufzutischen, - mal sind's die Reichen, dann das Kapitalverhältnis, dann die Juden, die Narzissten, die westl. Dekadenz, die gelbe Gefahr, die Idiotie, die Fremden, Moskaus 5. Kolonne, der US-Imperialismus, der Andenpakt, die Umweltzerstörung usw. usf.
Wie gezeigt, ist weder "das Geld weg" noch "die Produktivität hoch", zumindest nicht in den angesprochenen - und vielen weiteren - Bereichen, - lassen sich Leistungen und Güter nicht beliebig gegeneinander aufrechnen und umtauschen, und nur seltenst aufgrund von Verwaltungs- & Gesetzgebungsakten wirksam und zufridenstellend verschieben/verteilen. Da wünsch ich ihnen viel Spaß im hohen Alter, wenn der rasch umgeschulte Rüstungsmechatroniker deshalb dreimal am Tag zum Windelwechseln zu Ihnen kommt, weil er statt 3500 bis 6500 wie in der Industrie, in der Pflege nun 4500 bis 9000 Euro brutto monatlich erhält, - und der nicht in die Stadt ziehen darf/ziehen kann, weil sowieso "ein Rückgang der zur Zeit in den Problemzonen zu hohen Besiedlungsdichte angestrebt" wird (dann ist die Extremverteuerung bei den innerstädtischen Neuvermietungen wohl gar nicht so schlecht, wie? Oder wie wär's mit 'ner schönen, neuen Verwaltung, die die möglichen Berechtigungsgründe eines Zuzuges erstmal 1-4 Jahre lang "prüft"? )
Wie alle Ritter auf den armen Eseln, Rosinanten-Kläppern usw. versuchen Sie das Irrationale, Unvernünftige des Menschseins, die unartig-bedrohlich rotierenden Windmühlenflügel, mit dem "Vernunftschwert" zu "bekämpfen", das a) um so schärfer gilt, je knapper/einfacher dessen 'Erklärungen' ausfallen und das b) umso 'einschlägiger' gilt, je öfter (redundanter) es auf alles Mögliche irgendwie anwendbar scheint. Die Ergebnisse von Vernunftoperationen auf unvernünftigen Operanden sind aber notwendig selbst unvernünftig/e. Erst unvernünftige Operationen über Unvernünftigem bergen Chancen auf m. o. w. vernünftige Resultate. Das war mal der produktive "Sinn" von Ideologien, Religionen usw. Solange die Probleme noch relativ einfach waren, bzw. unpassende, 'überstehende' Realien mit dem jeweiligen Vernunftschwert von Theologie, Philosophie, Wissenschaft je aller Couleur (z. B. Rassenforschung ...) noch weggehauen/unterdrückt werden konnten, wurden damit ziemliche Erfolge erzielt, vor allem links, - rechts wurde zumeist das je mit den Händen der Armen Aufgebaute von den herrschenden Hintern wieder eingerissen, bzw. wuchs den Abschlagungen/Unterdrückungen, einer Hydra gleich, über kurz oder lang zuviel Unpassendes und Überständiges nach, - letztlich war das aber auch das Schicksal linker Ansprüche, Mensch und Welt mit Vernunftmitteln m. o. w. 'vernünftig' ordnen zu können. Nachdem die linken Theoreme vom falschen Geld, von den falschen Produktionsverhältnissen usw. nicht mehr ziehen, sind nach Jahrzehnten hegemonialer Etabliertheit linker Theoreme im Bereich des öffentlich Sichtbaren, wie Teilen der Politik, der W'schaften, Medien usw., erneut die Rechten & Reichen wieder am öffentlichen Zug, - den sie seit je im Hintergrund nie nachhaltig aus den Händen gegeben hatten, - bis auf wenige Ausnahmen, z. B. in einigen Realsozialismen, was denen eben auch nicht half, da diese Gruppen nicht ursächlich für mangelnde Problemlösungen waren und sind, auch wenn deren Saldo der Scheußlichkeiten evtl. den der Linken übersteigt: das sind aber Eigengewächse, die mal mit Problemen m. o. w. "günstig" interferieren können, wie z. B. der Raub jüd. Vermögens aus so mancher heikel-prekären Kassenlage "geholfen" haben mag, und keine Oberflächenphänomene der jeweiligen Problemlagen.
Fazit:
Um die unvernünftigen Operationen finden zu können, die unter den unvernünftigen Operanden des Menschseins zu vernünftigen Ergebnissen führen könnten, muß man sich von Ockhams Rasiermesser trennen - das auffällig nah dem Massenbedürfnis nach einfachen Erklärungen steht -, und jede große Reichweite, universelle Einsetzbarkeit usw. mit größter Skepsis betrachten, nicht als Zeichen einer hohen Erkenntnisgüte, sondern als eines vermutlichen Erkenntnismangels werten. Als ziemlich einfache und m. o. w. universale Erkenntnis ist diese Erkenntnis/dieses Fazit wieder nach sich selbst zu dekonstruieren, so daß man durchaus bei so universellen u. einfachen Feststellungen der "Überalterung" (Rente, Pflege, N. Pelosi/78 Jahre alt, D. Trump 72, ...) durchaus BEGINNEN kann, aber NICHT stehenbleiben darf ...
Meine Ausgangsfrage war diese:
>>Lassen wir mal das Geld und Zahlenspiele beiseite: An welchen Arbeitsergebnissen herrscht solcher Mangel, dass Nichtarbeitende (Kinder, Erwachsene in Ausbildung, Kranke und Rentner) nicht mitversorgt werden können?<<
Bitte lesen, Ihre "Ausgangsfrage" ist von mir beantwortet worden: Nein, für Kinder, Schüler, Studenten/Auszubildende, für viele Kranke und Alte reicht das Angebot an einschlägigen Leistungen in Lehre/Erziehung/Sorge, Pflege u. Betreuung bei Weitem ebenso nicht hin, wie bei entspr. geeignetem Wohn- u. Umwelt-Lebensraum. Zu ergänzen wären noch mangelndes Angebot an Ingenieursleistungen, - vom Brückenbau bis zur IT.
Das Angebot an Allgemein- und Grundgütern wie Nahrung, Medien, Mobilität/Verkehr, Elektronik ist tlw. ganz gut, z. T. hoch überschüsssig, weil externe Kräfte, nicht nur in der Landwirtschaft - oft sogar völlig schwarz/illegal, z. B. in Südeuropa, große Arbeitslasten für sehr/zu wenig Geld tragen. Das Angebot ist mal über Waren- mal über Menschen-Importe, mal über nicht nachhaltige bis moralisch verwerfliche Prod.-Formen (Umwelt, Tierhaltung ...) so gut, wozu z. B. eben auch 800-1200 Huawei-Chinesen gehören, die die Netze der Telekom hier bei uns betreiben (Menschenimport).
Ich sprach nicht von irgendwelchen "Angeboten".
Nun, mit der Auffassung, man brauche nur hinreichend Kohle auszuloben, um fehlende Lehre, Erziehung, Pflege, Wohnungsbau, Ingenieurs- und Verwaltungsleistungen u. ä. endlich hinreichend abzudecken, können Sie sich gleich bei Herrn Merz bewerben, der propagiert das auch. Wer anständig gepflegt werden, gut wohnen und eine gute Aus-/Bildung haben will, der/die muß seines Ansatzes nach erst nur genügend Kohle raffen und dann dafür in die Hand nehmen, und schwupps gibt's die Probleme gar nicht mehr. Da treffen sich die Pseudo-Ökonomien von rinks und lechts ganz vortrefflich. Nur woher die Kohle zuvor zu raffen wäre, darin unterscheiden sich Merz & Mason noch leidlich graduell: Der eine propagiert Aktien, was en masse umgesetzt, Eigentum an Prod.-Mitteln für viele/fast alle bedeuten würde, die Mason-Fraktion möchte lieber die Reichen enteignen.
Woher Sie angeblich "meine" Lesart nehmen, die Verbilligung sei DER Weg daraus, behalten Sie natürlich für sich. Aber WOHER die Engpässe kommen ("Ursachen") habe ich, z. T. sogar detailliert, anzudeuten versucht. Aber da Ursachen-Ansätze nur relativ selten zum Erfolg führen, zueist eher Neu- u. Ander-Gegenkräfte/-wege Entscheidendes zu Verbesserungen beitragen, halte ich die Ursachenfragen nur sehr bedingt für verfolgungsdringlich.
Was in der Diskussion zu diesem Thema bei uns offenbar gezielt ausgeblendet wird, ist die schon in den 1970er Jahren vorgeschlagene stärkere Beteiligung der Unternehmen. Warum sollten nur Arbeitnehmereinkommen (und dazu gehören auch die sog. „Lohnnebenkosten“, dabei ist der sog. Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung, der Begriff ist freilich schon per se falsch gewählt), nicht aber Gewinne aus Unternehmenstätigkeit zur Finanzierung der allgemeinen Rentenversicherung herangezogen werden? Einen wirklichen Grund für eine solche Verweigerung gibt es nicht.
Der SPD-Arbeitsminister Herbert Ehrenberg (https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Ehrenberg ) hatte das vorgeschlagen. Natürlich wurde dieser Vorschlag damals von den „üblichen Verdächtigen“ bekämpft und mit dem Kampfbegriff „Maschinensteuer“ verunglimpft. Ehrenberg dazu 1983 im Interview mit der „Zeit“ (https://www.zeit.de/1983/24/umverteilung-der-lasten ):
"Ich habe den Verdacht, daß der Begriff „Maschinensteuer“ von denen erfunden worden ist, die eine Umstellung der Bemessungsgrundlage für die Sozialversicherung verhindern wollen. Das ist es nämlich, worum es mir angesichts aktueller Probleme geht: Der unaufhaltsame technische Fortschritt führt dazu, daß immer mehr Arbeitnehmer durch Maschinen ersetzt werden. Es gilt nun, einen Weg zu finden, der sicherstellt, daß das nicht gleichzeitig dazu führt, daß auch die Zahl der Beitragszahler für die Renten und die Arbeitslosenversicherung immer kleiner wird.
Hinsichtlich der Arbeitgeberbeiträge scheint es mir vernünftig, künftig nicht mehr an die Lohn- und Gehaltssumme anzuknüpfen, sondern an die Leistungsfähigkeit der Unternehmen. Es geht also nicht darum, der Wirtschaft eine neue Abgabe aufzuerlegen, sondern darum, eine bereits bestehende Abgabe auf eine sinnvollere, ja sogar wettbewerbsfreundlichere Grundlage zu stellen.
Derzeit ist es doch so, daß jedes Unternehmen, das am technischen Fortschritt besonders partizipiert, gleichzeitig mit der Freisetzung von Arbeitnehmern seine Beiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung vermindert. Diejenigen, die die Probleme am Arbeitsmarkt verursachen, tragen also auch immer weniger zu ihrer Bewältigung und zur Alterssicherung bei. Umgekehrt müßte es sein! Diejenigen, die besonders am technischen Fortschritt teilhaben, müßten mehr zahlen; denn sie können es auf Grund ihrer Ertragslage besser als jene arbeitsintensiven Unternehmen, die noch Arbeitsplätze anbieten.
Eine Umstellung der Arbeitgeberbeiträge auf den Kapitalertrag der Unternehmen würde dazu führen, daß alle hochtechnisierten Produktionen belastet und alle arbeitsintensiven Produktionen entlastet würden. Das würde sich auch zugunsten kleiner und mittlerer Unternehmen auswirken."
Dem muss man nichts hinzufügen. Das ist so aktuell wie eh und je.