Durch Stimmen

Kino Ruth Beckermann verfilmt in „Die Geträumten“ den Briefwechsel zwischen Bachmann und Celan
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 43/2016

Ingeborg Bachmann schreibt an Paul Celan: „Jeder Tag ist jetzt voll Nachhall.“ Ein paar Tage hatten die beiden gemeinsam verbracht, aber jetzt leben sie wieder an unterschiedlichen Orten. Der Satz enthält das Grundparadox des Liebesbriefs: Er spricht von einem Gemeinsamen, aber geschrieben wird er immer, oder jedenfalls fast immer, im Moment und unter dem Eindruck von dessen „Nachhall“, im Zustand des kurz- oder langfristigen, manchmal des endgültigen Getrenntseins. Die Bindung, die er zu schaffen hofft, ist selbst dann, wenn er erwidert wird, nur ein niemals ganz befriedigender Ersatz für das, was er zugleich so eindringlich bezeichnet.

Deshalb ist es auch nicht möglich, aus Liebesbriefen die Geschichte, die Textur oder auch nur die Kommunikation