E-Jane

Musikerin, Managerin und Moderatorin Gudrun Gut fördert innovative Frauenaktivitäten in der elektronischen Musik

Hoch konzentriert steht die zarte Frau mit nach vorn gebeugtem Kopf hinter allerlei technischen Gerätschaften. Die langen braunen Haare fallen ihr über die Schultern. Die großen Augen und flinken Hände der DJane sind auf die zahllosen Knöpfe an Sampler und Sequencer fixiert. So zeigt sich Gudrun Gut heute nur noch selten. Abgesehen von den internationalen Events des Ocean Club - eines losen Verbandes von Elektronik-DJs und DJanes unter der Leitung von Gudrun Gut und Thomas Fehlmann - hat sie sich als Musikerin ins Studio zurückgezogen. Dort bastelt sie mit der Kanadierin Myra Davies an elektronischen Pop-Opern mit feministischen Texten, die unter dem Projekttitel Miasma erscheinen. Die Elektronikerin distanziert sich aber ausdrücklich von der "Blockflötenfraktion", jenen Musikerinnen, "die ihre kleine Musik für sich selbst machen und höchstens mal auf Frauen-Musik-Festivals spielen."
Aus Celle nach Berlin gekommen, gründete Gudrun Gut nach einem Gastspiel bei den Einstürzenden Neubauten mit zwei Freundinnen die Band Mania D. Das Nachfolgeprojekt Malaria feierte Anfang der achtziger Jahre große Erfolge. Der Hit Kaltes klares Wasser, der im Frühjahr dieses Jahres als Remix der Girlie-Band Chicks on Speed ein Revival erlebte, brachte damals schon Gudrun Gut in die Charts. Auch 20 Jahre nach ihren ersten musikalischen Erfolgen wirkt Gut noch immer beinahe mädchenhaft. Ihr Alter bleibt ein Geheimnis, ebenso wie ihr Privatleben. Bei so viel musikalischem Engagement verschmelzen jedoch Privates und Beruf: "Was ich mache, mache ich mit Leidenschaft", sagt die Managerin über sich selbst. Wenn sie nicht für Miasma komponiert oder mit dem Ocean Club durch die Welt reist, setzt sie sich als Produzentin für die Bands ihres Labels Monika Enterprise ein.
Von ihrer Wohnung aus, die gleichzeitig auch das Büro des Musikverlages ist, koordiniert und vermarktet die Produzentin seit 1997 die Aktivitäten ihrer Künstler und Künstlerinnen. Dabei legt sie großen Wert darauf, dass an jedem Projekt des Labels "mindestens eine Frau" beteiligt ist. So hat sie zum Beispiel der Ausnahmeerscheinung Barbara Morgenstern den nötigen Rückhalt für elektroavantgardistische Soloproduktionen verschafft, die in der Szene große Anerkennung genießen. Die Managerin bezeichnet die Musiksparte ihres Labels als "popige Elektronik mit Edge", denn sie findet: "Ein bisschen was Gewagtes muss schon dabei sein." Die Courage, etwas Neues zu schaffen, sieht sie als eine der größten Stärken von Musikerinnen: "Bei der Erfindung neuer Musikrichtungen gibt es immer viele aktive Frauen. Doch irgendwann verschwinden die dann. Für Frauen sind der Wohlfühlfaktor und die innovative Phase wichtig. Jungs werden weiter geführt."
Für die Produzentin steht Networking an vorderster Stelle. Sie betont, wie wichtig Netzwerke gerade zur Frauenförderung in der Musik sind und nennt als positives Beispiel das weltumspannende Wiener Female Pressure Netzwerk von DJane Electric Indigo. Auch ihr Label Monika Enterprise stellt solch ein Netzwerk dar, und über den Ocean Club erschließt sich Gut immer neue Kontakte. Der Potsdamer Radiosender Radio Eins hat dem Ocean Club einen wöchentlichen Sendeplatz eingeräumt. Die zweistündige Sendung nutzt die Moderatorin Gudrun Gut, um neben alten Independent-Idolen auch neuen und unbekannten Musikerinnen ein Forum zugeben.
Schließlich setzt die engagierte und vielseitige Musikfachfrau ihren guten Namen seit zwei Jahren auch im Berliner Senatsausschuss für Produktionsförderung ein. Jährlich wird dort ein Studiotermin an junge Musiker und Musikerinnen vergeben. Ginge es nur nach Gudrun Gut, kämen hier künftig in erster Linie innovative Frauenprojekte zum Zug.

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