Echte Probleme

Videospiele Das Filmfest München zeigt eine Reihe über Games. Etwa über den Idealismus unabhängiger Produzenten und ihr Verhältnis zu den hochbudgetierten Blockbustern
Ausgabe 27/2013

Hochbudgetierte Games sind längst auch Blockbuster: teuer und spektakulär in Umfang und grafischer Präsentation. Da verwundert es nicht, dass viele Spiele sich wie ihre Geschwister im Kino als kulturelle Symptome lesen lassen. Das Münchner Filmfest widmet der Welt der virtuellen Spiele gar eine kleine Reihe, die nicht nur von ästhetischen Formen und Berührungsängsten zweier Medien erzählt, sondern auch von den Bedingungen, unter denen Spiele entstehen, die nicht im Auftrag großer, finanzstarker Publisher programmiert werden.

Die kanadische Dokumentation Indie Game: The Movie von James Swirsky und Lisanne Pajot spiegelt das schon in ihrer Entstehungsweise. Über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter kofinanziert, wird der fertige Film seit vergangenem Sommer im Internet vertrieben. Eine Internet-Erfolgsgeschichte also? Teilweise. Auch wenn keiner der Entwickler im Film – Idealisten und Selbstausbeuter allesamt – am Ende scheitert, so besteht der Film doch immer darauf, wie leicht diese Einzelkämpfer aus der Bahn geworfen werden könnten.

Das Jump’n’Run-Spiel Super Meat Boy etwa ist am Erscheinungstag nicht wie vereinbart im Online-Store der Xbox zu sehen. Programmierer Tommy Refenes, eine Hälfte des Entwickler-Duos „Team Meat“, verzweifelt derweil an der Bürokratie des Anbieters, die ihn seine wirtschaftliche Existenz kosten könnte – bis das Download-Symbol nach endlosen Anrufen schließlich doch zu finden ist.

Phil Fish, der mit seiner Firma Polytron den nun mehrfach preisgekrönten 3D-Plattformer Fez entwickelt hat, steht kurz vor der Fertigstellung nach einem langen, in der Branche fast legendären Entwicklungskampf. Ein ehemaliger Geschäftspartner, der noch Rechte am Titel hält, könnte kurz vorm Ziel alles in sich zusammenfallen lassen.

Probleme mit Strukturen sind das, von denen man vermutet, die Großen der Branche lösten sie mit einem Anruf. Hier bedrohen sie nicht nur einzelne Projekte, sondern Familien und Karrieren. Möglich, dass sich der Film ein wenig berauscht an der Außenseiterromantik, von der die Protagonisten selbst gern reden. Aber für die kulturindustrielle Ideologie, die sich in manche der teuren Produktionen einschleicht, für deren Pathos und den Schauder des Krieges, fehlt den Unabhängigen nicht nur das Budget, sondern auch die Motivation.

Filmfest München bis 6. Juli 2013

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