Eichmann, der Deutsche

Philosophie Über Israels Staatsräson nach dem Krieg: Hans Blumenbergs ätzende Kritik an Hannah Arendt, Dan Diners „Rituelle Distanz“
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 13/2015
1961 in Jerusalem zum Tode verurteilt: Adolf Eichmann, Organisator des Holocaust
1961 in Jerusalem zum Tode verurteilt: Adolf Eichmann, Organisator des Holocaust

Foto: United Archives International/Imago

Ein paradoxes Ergebnis der Wahlen zur Knesset in Israel war, dass die nationalen und religiösen Parteien als Befürworter strikter Machtpolitik des starken Staats auftraten. Die liberalen und traditionsbedingt zionistischen Kräfte hatten hingegen für eine Politik des Ausgleichs mit den palästinensischen Nachbarn geworben. Paradox ist dies deshalb, weil es in der Vorgeschichte des Staats Israel und in seinen ersten Jahren genau andersherum war. Die Religiösen hatten der Staatsgründung überhaupt widersprochen, weil sie darin ein Sakrileg sahen, und wehrten sich gegen alles, was den Staat wie einen Staat aussehen und handeln ließ. Die meisten der Zionisten, zumal die liberalen und pragmatischen Emigranten aus Europa, wollten einen lebensfähigen