Kaum war die Entscheidung für die umstrittene Beteiligung des Staates an der krisengeschüttelten Lufthansa in Sack und Tüten, klopften weitere 14 Unternehmen an der Tür von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Ihr Anliegen: eine Rekapitalisierung aus Steuermitteln. Mit anderen Worten: Der Staat soll Anteile ihres Unternehmens kaufen. Um welche Konzerne es geht, ist geheim; ob es wirklich dazu kommt, ist offen. Die Prüfungen, so Wirtschaftsstaatssekretär Ulrich Nußbaum, stünden noch ganz am Anfang. Staatliche Beteiligung an Unternehmen, so heißt es, sei Ultima Ratio und nur in absoluten Ausnahmefällen legitim. Dazu gehört die sogenannte Corona-Krise. Um deutsche Unternehmen zu schützen, hatte die Bundesregierung Ende März einen 600-Milliarden-Euro-Fonds zur Stabilisierung der Wirtschaft aufgelegt.
Mit diesem Geld kann der Staat Kredite garantieren und Unternehmensanteile kaufen. Beteiligungen des Bundes an privaten Unternehmen beschränken sich allerdings nicht auf Krisenzeiten. Wenn öffentliche Aufgaben erfüllt werden müssen, privates Kapital das aber nicht profitabel erbringen kann oder will, wird der Staat auch im Normalzustand aktiv, in Regierungssprache: wenn ein „wichtiges Bundesinteresse“ vorliegt. Das tut es etwa bei der Verkehrsinfrastruktur, bei Kultur, bei Sicherheitsinteressen, bei Grundlagenforschung oder beim Umweltschutz. 2019 war der Staat an 104 privaten, teilweise ehemals staatlichen Unternehmen beteiligt, darunter: Telekom AG, Deutsche Bahn AG, das Bekleidungsmanagement der Bundeswehr, die Autobahn GmbH, die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie, das Deutsche Primatenzentrum oder die Bayreuther Festspiele.
Man könnte auf den Gedanken kommen, dass die Privatwirtschaft in der Kritik steht, weil sie offensichtlich darin versagt, Aufgaben von öffentlichem Interesse zu erfüllen. Es ist aber gerade andersherum. Staatliche Wirtschaftstätigkeit steht im Ruf, ineffizient zu sein, Sozialismus oder Planwirtschaft werden damit assoziiert, Beteiligungen werden laufend daraufhin überprüft, ob sie nicht doch vollständig privat übernommen werden können, sofern es den Daseinszweck – die Erfüllung öffentlicher Aufgaben – nicht gefährdet. Was eine öffentliche Aufgabe ist, das ist mitnichten eine objektive Frage, sondern Ergebnis gesellschaftlicher Auseinandersetzungen und herrschender Ideologie.
In den 1960er Jahren konnte der SPD-Abgeordnete Heinrich Deist noch sagen: „Die Lieferung eines billigen Volkswagens auch an Bezieher von kleinen Einkommen sollte die Aufgabe der öffentlichen Hand sein.“ Damit wurde die Bedeutung des VW-Konzerns als öffentliches Unternehmen betont. Heute – nach vierzig Jahren Privatisierungsoffensive – ist das unvorstellbar.
Umverteilung wäre effizienter
Die Effizienz, die der privatwirtschaftlichen Tätigkeit zugeschrieben und der staatlichen abgesprochen wird, hat wenig zu tun mit einer ressourcenschonenden Produktionsweise. Auch arbeitssparende Technologien stehen immer in Konkurrenz zu den Kosten menschlicher Arbeit. Sind diese billiger, wird im Zweifel auf Technologie verzichtet. Die viel gerühmte Effizienz privatwirtschaftlicher Tätigkeit meint ausschließlich jene der Kapitalverwertung. Dass dies systematisch auf Kosten von Mensch und Natur geht, ist der Konkurrenz geschuldet: Unternehmen stehen im Wettbewerb um die niedrigsten Lohnstückkosten, Umweltauflagen etc. Der Staat, der auf Wirtschaftswachstum und hohe Beschäftigung zielt, fördert unter Bedingungen der Weltmarktkonkurrenz die „eigenen“ Unternehmen über niedrige Steuersätze und günstige Bedingungen für Kapitalinvestitionen. Öffentliche Aufgaben stehen in Abhängigkeit von dieser Logik. Sie können aber auch vom Staat selbst gewinnmaximierend erbracht werden, mit entsprechenden Folgen für Arbeitsbedingungen, Löhne und Naturausbeutung. Staatliche Beteiligung oder gar Verstaatlichung kann viele Gesichter annehmen, eine Garantie für ein gutes Leben für alle ist sie jedenfalls nicht.
Statt darüber zu streiten, ob Staat oder privat die besseren Gewinnmaximierer sind, wäre eine gesellschaftliche Debatte darüber nötig, welche Güter und Dienstleistungen man dauerhaft dieser Logik entziehen möchte und sie als öffentliche Aufgabe bestimmt, die dann allerdings nicht staatlich zu verwalten wären, sondern gesellschaftlich. Nach vielen Privatisierungsoffensiven liegt es nahe, den Bereich der Daseinsvorsorge ins Visier zu nehmen: Wohnen, Wasser, Gas, Strom, Nahverkehr, Gesundheit, Schule, Universität etc.
Die Verfügungsgewalt über die Infrastrukturen zur Erstellung jener Leistungen müsste dann bei den Beschäftigten liegen sowie bei jenen, die von der Herstellung der jeweiligen Leistung unmittelbar und mittelbar betroffen sind. Dazu gehören vor allem die Konsumentïnnen, aber auch Anwohnerïnnen und alle anderen, die in irgendeiner Form Auswirkungen der Produktionsweise spüren (Beispiel Umwelteinflüsse). In demokratisch bestimmten Betriebsbeiräten würden Vertreterïnnen all dieser Interessengruppen Organisationsformen erarbeiten, Budget und Ressourcen verwalten, ihre Ziele gemeinsam bestimmen und sie in geeigneten Gremien kooperativ kontrollieren. Damit wäre gewährleistet, dass jene Interessen am Umfang und an der Art und Weise der Produktion von Gütern und Dienstleistungen eingehen, die sonst außen vor bleiben, nämlich an guten Arbeitsbedingungen sowie an einer guten Qualität der angebotenen Leistungen und an einem niedrigschwelligen bis hin zu kostenfreiem Zugang. Interessen, die heute zwar artikuliert werden, aber mit wenig Macht ausgestattet sind und von staatlicher Politik als „zu teuer“ abmoderiert werden. „Zu teuer“ ist aber vieles nur deshalb, weil die immer stärkere Ungleichverteilung des zunehmenden Reichtums in Deutschland nicht angetastet werden soll.
Eine Demokratisierung der Erfüllung öffentlicher Aufgaben und der Zuteilung von Ressourcen wäre daher auch ein Beitrag zur dringend notwendigen Umverteilung. Die entsprechend ausgestatteten Einheiten der Daseinsvorsorge würden darüber hinaus nicht mehr in Konkurrenz zu anderen stehen, sondern würden sich darin abstimmen, wer arbeitsteilig was effizienter herstellen könnte. Effizienter im stofflich-materiellen Sinne, nicht im Sinne einer maximalen Verwertung des Kapitals. Das wäre ein gewaltiger Schritt hin zu einem guten Leben für alle und nicht nur für wenige. Es wäre keine Verstaatlichung, es wäre Vergesellschaftung. Zumindest ein Anfang.
Kommentare 29
Ein Blick auf die Welt der Commons, wäre ganz gut und schön. Diese sind meist jenseits von Markt und/oder Staat verortet.
https://dieweltdercommons.de/
Öffentliche Daseinsvorsorge gehört nicht in private Hände. Das schon mal vorab. Die neoliberalen werden nicht müde das hohe Lied der Privatisierung zu singen. Private könnten es besser. Das Gegenteil ist der Fall. Bei PPP z.b .wird alte Technik eingebaut, weil diese weniger anfällig ist. Und nicht Energiesparende Umweltfreundliche Technik. Es geht in erster Linie um Gewinnmaximierung. Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche.
Klingt gar nicht schlecht.
"Statt darüber zu streiten, ob Staat oder privat die besseren Gewinnmaximierer sind, wäre eine gesellschaftliche Debatte darüber nötig, welche Güter und Dienstleistungen man dauerhaft dieser Logik entziehen möchte und sie als öffentliche Aufgabe bestimmt, die dann allerdings nicht staatlich zu verwalten wären, sondern gesellschaftlich. Nach vielen Privatisierungsoffensiven liegt es nahe, den Bereich der Daseinsvorsorge ins Visier zu nehmen: Wohnen, Wasser, Gas, Strom, Nahverkehr, Gesundheit, Schule, Universität etc."
Vielleicht aber auch noch, bei welche Bereiche man nach wie vor unangetastet bzw. dem Markt überlässt. Fände ich insofern wichtig, damit eine breite Bevölkerung nicht den Eindruck hat, man würde alles umkrempeln und man dürfe solchen Kräften nicht den kleinen Finger reichen.
Ob Schulen und Unis nun so ein gutes Aushängeschild für Staatlichkeit sind, weiß ich nicht, Nahverkehr ist eher eine Katastrophe, bei Energie geht es nicht nur um Verteilung, sondern auch die Art der Gewinnung.
Wasser muss öffentlich bleiben, im Gesundheitssystem ist die Privatisierung gescheitert, bzw. Wirtschaftlichkeit ist erwiesen der falsche Ansatz.
Ja, denke ich auch. Commons haben eine lange anthropologische Tradition in allen Kulturen unser Welt und sind Teil unser Gegenwart. Auch wenn sie oft nicht erkannt werden. Sie könnten neben Staat und Markt eine dritte Säule in unser Gesellschaft darstellen.Über die zahlreich genannten Beispiele kann man ein ganz gutes Gefühl dafür bekommen was Commons sind und was nicht.
"Eigentum muss sich wieder lohnen "
bei so'ner Überschrift wird es einem richtig übel. Wann seit der Erfindung des intellektuellen Konstrukts Eigentums hat sich denn Eigentum für den Eigentümer nicht gelohnt ? .... zumindest solange er noch Eigentumer, denn für den Nichteigentumer lohnt sich Eigentum nachweislich nie.
Wenn aber im eigentumsbasierten Marktgeschehen dann ein bestimmtes Eigentum im kapitalistischen Konkurrenzkampf keine Profit mehr abwirft und/oder pleite geht, ist das Gejammer groß. Dabei ist dieses Scheitern am Markt das Grundprinzip der ökonomischen Politik. Die erfolgreiche Strategie des einen ist immer die Krisen der anderen. War nie anders. Das Risiko trägt der "Eigentümer" selber - auch bei Naturkatastrophen und Angriffen mächtigerer Player oder gar gegen welche aus dem Welltall...
Daher ist diese Art der Ökonomie ja auch eine unitelligente Einbahnstraße. Mal ganz abgesehen von ihrer absurden Räubermentalität, die letztendlich alles platt macht , auch das was niet und nagelfest ist und kreucht und fleucht. Alles.
In dieser akuten, initiierten Krise werden ungeahnte Mengen an Betrieben und Firmen den Besitzet wechseln oder verschwinden. Monopolistische Ökonimie profitiert immer am stärksten von der Abwicklung anderer. Kapitalistische Autophagie geht über Leichen bis es kein Leben mehr gibt. Muss das sein?
Nur entfremdete Idioten, propfitgierige Kriminelle und unterwürfige Naive stehen auf Eigentum und Marktwirtschaft. Der klientelistische Staat ist bei all dem nur der Steigbügelhalter und Bodyguard des "Eigentums".
Vergesellschaftung - welch lieblicher Klang.
Zumindest für all diejenigen, die unter dem Begriff Gemeinwesen KEINE Ansammlung von Individualisten sehen, die von gemeinen Verhaltensweisen determinert sind.
Anders als durch die Entwicklung von Gemeinsinn ist der zivilisatorische Niedergang der letzten vierzig Jahre global nicht aufzuhalten. Angefangen bei Vorschul- und Schulkindern, über Ausbildungen bis hin zum Lernen der Erwachsenen. Die Voraussetzung dafür: neue Paradigmen, die das WIR stärken.
Auf geht's!
wohl noch nie was von ent-propriation, eigentums-verlust gehört?
von entwertung von kapitalien durch gewinnträchtigere konkurrenz?
******
"Bereich der Daseinsvorsorge ins Visier zu nehmen: Wohnen, Wasser, Gas, Strom, Nahverkehr, Gesundheit, Schule, Universität etc."
"Die Verfügungsgewalt über die Infrastrukturen zur Erstellung jener Leistungen müsste dann bei den Beschäftigten liegen sowie bei jenen, die von der Herstellung der jeweiligen Leistung unmittelbar und mittelbar betroffen sind. Dazu gehören vor allem die Konsumentïnnen, aber auch Anwohnerïnnen und alle anderen, die in irgendeiner Form Auswirkungen der Produktionsweise spüren (Beispiel Umwelteinflüsse). In demokratisch bestimmten Betriebsbeiräten würden Vertreterïnnen all dieser Interessengruppen Organisationsformen erarbeiten, Budget und Ressourcen verwalten, ihre Ziele gemeinsam bestimmen und sie in geeigneten Gremien kooperativ kontrollieren. "
Ähm.
Frau Nuss?
Haben Sie sich schon mal mit Kommunalrecht beschäftigt, so ein wenig, ansatzweise?
Vermutlich nicht.
Das sind allesamt Bereiche, die schon heute den regional gewählten Vertretern der Kommunen obliegen. Als GENAU DAS, was Sie fordern.
Der Pferdefuß ist die KOPPLUNG dieser regionalen Strukturen an den Staat. Man nennt das auch "Föderalismus", ein anderes Wort für Durchregieren. ein zweites sind Behörden, die von dort mit Anweisungen zugeschmissen werden und sie blind befolgen müssen.
Also freuen Sie sich: die Strukturen, von denen Sie träumen, die gibt es längst. Sie müssen sie nur vom Staat loslösen, und auf dem Dünger des staatlichen Versagens werden schon morgen bunte Blumen auf dem Humus des Chaos blühen.. hehe.
Und wenn man dann nicht weiter weiß, dann gründet man nen Arbeitskreis ... und noch ein Gremium ... noch eins ....
Achso, ja. Die Kohle dafür müssen Sie dann auch selbst erwirtschaften, weil die Gießkanne der staatlichen Fördermittel dann ja auch weg wäre.
Herzlich willkommen, Frau Unternehmerin.
Sie haben meinen Kommentar nicht verstanden?
Sowas in der Art schwebt mir auch vor. Man muss als Einzelner oder in kleinen Gruppen Verantwortung für ein Stück Welt (Natur, Straße, Kultur, ein Tier, ein Gebäude …) übernehmen, das gibt dem eigenen Leben Sinn, Orientierung, Zuständigkeit, idealerweise sucht man sich das, wozu man eine Neigung hat und in dem Rahmen, wie man es kann.
Ungefähr so kommt mir diese Idee auch vor und wenn es das schon gibt, umso besser.
ich lese meistens nur den anfang ihrer kommentare,
mich grausts meistens vor dem ende, mit meist wort-gewaltiger verdammnis...
hierzu ist Elinor Ostrom empfehlenswert. Vielleicht kennen sie die schon? Ein Buch in deutsch hier ; ihr Hauptwerk ist jedoch : "Die Verfassung der Allmende: jenseits von Staat und Markt." bzw. "Governing the Commons: The Evolution of Institutions for Collective Action" - Nobelpreis für Ökonomie 2009. Die deutsche Ausgaben ist leider vergriffen, das englishe Original könnte ich ihnen als PDF zur verfügung stellen: über Kontaktmail im Profil.
vielleicht sollten Sie sich eines kommentars enthalten , wenn Sie nicht wissen auf was der sich bezieht.
Haben Sie eigentlich mehr als die Überschrift gelesen? Frau Nuss schreibt doch genau von den Kritikpunkten, die Sie auswalzen, als müsste das an dieser Stelle nun endlich mal gesagt werden. Und Sie hätten die Ironie der Überschrift bemerkt.
Sorry, kann keine Ironie feststellen. Und nein, sie schreibt nicht von den Punkten , die ich thematisiere. Sie schreibt im Konjunktiv, was logisch ist bei einer neoliberalen Politik, die mit ihren halbgaren und altbackenen Klischees wirklich nichts zu tun hat und haben will. Wo bitte wird zB. Marktwirtschaft - eine gegeseitige Abhängigkeit von Staaten und gloablisierter, industrieller Profitmaximierung auf Kosten des Lebens - in Frage gestellt , wo Eigentum als Objekt der Kapitalisierung und also Geldschöpfung? usw.
Leiber Mieaux, dieser Artikel ist ein dekorativer Perlenvorhang des pseudolinken Infotainment Segements.
Als Gedanken oder als neueren Ansatz kann man über die Intentionen "in Gesellschaftshand" diskutieren. Wenn es (regional) begrenzte Gesellschaften sind, ist es wohl nicht "Staat" zu nennen. Wenn es aber überregionale Unternehmen/Betriebsformen sind, kann man es anders nennen - Gesellschaftshand - es bleibt aber eine Staatsform. Was anderes ist "der Staat" in Demokratien als die Gesellschaft bitte?
Wer von diesen Gedanken aber die Glückseeligkeit und mehr Gerechtigkeit erhofft, kann auch von der Realität geweckt werden. Schonmal von den Eigentümerversammlungen gehört bei Wohnungen? - Wer viel Streit, Mißgunst, Interessenskämpfe und Unglück erleben mag, möge mal in solchen Versammlungen vorbeischauen, wenn es hoch her geht. Auch da gibt es immer verschiedne Interessensgruppen innerhalb einer Organisation...
Was besser als Staats- bzw. Gemeindebetrieb arbeitet oder als Kooperative, zum Beispiel nach der Art der Corporación Cooperativa Mondragón betrieben werden kann, kann nur von Fall zu Fall entschieden werden. Das Obst&Gemüseladerl weder noch.
Für Kooperativen könnten sowohl die positiven wie auch die negativen Erfahrungen aus Mondragón verarbeitet werden.
Die größte Cooperative der Welt dürfe der chinesische Telefonanbieter Huawei sein. Ungefähr 96.000 Beschäftigte besitzen Unternehmensanteile. Gleichwohl zeigt gerade das Beispiel Huawei, daß auch eine Genossenschaft den rauhen Wind des Wettbewerbes ausgesetzt ist und sich den Marktgegebenheiten anpassen muß.
Am Markt behaupten müssen sich auch die Mondragoner, ca. 70 000 Leute. Sie tun das seit 70 Jahren, haben also schon einige Wirtschaftskrisen überstanden ohne Arbeitslosigkeit zu produzieren.
Ich persönlich bin der Meinung, die Eigentumsform eines Unternehmens ist nicht so entscheidend wie manche denken. Entscheidend ist, wie ein Unternehmen geführt wird und welchen Prinzipien es folgt. Es gibt erfolgreiche Privatunternehmen, die viel für ihre Belegschaften tun, genauso wie Genossenschaften etc. Aktiengesellschaften dürften sich nicht dem Diktat der shareholder-value unterwerfen, sondern langfristig erfolgreich für Kunden und Mitarbeiter agieren.
Einige wesentlich Sektoren der Volkswirtschaft gehören allerdings in Staatshand. Das sind für allen die Banken, das Gesundheitswesen, die Daseinsvorsorge wie Strom, Wasser etc. Diese Sektoren müssen den Profitprinzip entzogen werden und für das Wohl der Bevölkerung arbeiten. Das heißt in erster Linie Kostendeckung. Ist diese nicht immer möglich wie in Gesundheitswesen, muß der Staat finanzieren.
Ich glaube die Zukunft liegt bei einen gemischten Wirtschaftsystem, das Marktgesetzen folgt, aber nicht zum Sklaven der Marktgesetzte wird. Der Markt muß reguliert werden!
>>Es gibt erfolgreiche Privatunternehmen, die viel für ihre Belegschaften tun, genauso wie Genossenschaften etc. <<
Der Unterschied ist, dass die Mitglieder eine Arbeiterkooperative für sich selber arbeiten und nicht auf die Gnade externer Eigner angewiesen sind.
sind sie also arbeiter-kooperativen: ein ich-kollektiv,
daß nach steuerlichen abzügen,
über den gewinn aus mehrwert-erzeugung selbst-disponiert?
Das Gefühl der Werktätigen "für sich selbst zu arbeiten" führt nicht zu der Produktivität, die zur Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen notwendig ist, das haben - jetzt kommt das alte Argument - die realsozialistischen Experimente gezeigt. Offensichtlich braucht der Mensch ein wenig Druck, der Druck eines vernünftig regulierte Marktes wäre doch nicht schlecht - um nicht in Faulheit zu versinken!
So eine vernünftige Balance zwischen etwas ökonomischer Druck und Einsicht in die Notwendigkeit!
>>sind sie also arbeiter-kooperativen: ein ich-kollektiv,
daß nach steuerlichen abzügen,
über den gewinn aus mehrwert-erzeugung selbst-disponiert?<<
Über Mondragón kann ich etwas sagen:
Das „höchste Geschäftsleitungsorgan“ einer Koop ist die Betriebsversammlung. Dort entscheiden die Mitglieder über die Produktion, Produktentwicklung, Arbeitsbedingungen, Gehälter und Verwendung von Überschüssen usw., kurz gesagt eben wie das Geschäft gestaltet wird. Es ist schon vorgekommen, dass sie sich in Krisen die Gehälter gekürzt haben (einer Selbstentlassung würde ja niemand zustimmen). Wenn der Laden wieder gut läuft zahlen sie sich auch mal Überschussbeteiligungen aus (der Begriff „Profit schein verpönt zu sein, deswegen verwenden sie einen Begriff der auf deutsch „Überschuss“ bedeutet).
Wer ein bisserl sucht kann im Internet Informationen finden. Das ist zwar offenbar nicht sehr beliebt, aber möglich.
Wenn mal etwas über Mondragón gesagt wird, dann melden sich oft Leute zu Wort, die das Kooperativ-Konzept für gescheitert erklären wegen Konflikten zwischen dem Verbund Mondragón Corporación Cooperativa (MCC) und den Einzel-Koops. Es ist richtig, dass der Verbund schon öfter wegen Intransparenz kritisiert wurde, und zwei Kooperativen sind aus dem Verbund ausgetreten. Lange heftige Diskussionen gab es auch, nachdem die MCC einige Firmen gekauft hatte und sich dort wie ein Kapitalist verhielt: Die Beschäftigten blieben Angestellte, der Profit kam der MCC zugute in der sie keine Mitgliedsrechte hatten. Dies wurde von der MCC begründet mit dem Hinweis, dass die dortigen Angestellten ja die „Genossenschaftskultur“ nicht gewohnt seien. Auch wenn das stimmt, wäre es auf Dauer natürlich eine Schutzbehauptung der Ausbeuter. Mittlerweile wurden die gekauften Firmen in Koops umgewandelt. Dass es überhaupt Konflikte über ein im Verbund sich einschleichendes hierarchisches Prinzip geben kann und dass darüber offen gestritten werden kann unterscheidet die MCC immer noch von kapitalistischen Konzernen. Dort gilt das eherne Gesetz:
§1 der Investor hat immer recht
§2 sollte dies einmal nicht der Fall sein, so tritt automatisch §1 in Kraft
---
Den deutschen Begriff „Genossenschaft“ versuche ich zu vermeiden, denn das kann ja auch eine Eigentümergenossenschaft sein die Angestellte ausbeutet. „Arbeiterkooperative“ ist klarer.
https://www.freitag.de/autoren/hukuhuku/2020-mbc6b4c8b215927796d5178-1/view
https://www.freitag.de/autoren/dfgholl/3010kntv3011300e2020-mbc6b4c8b215927796d5178/view
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