Ein Abstecher ins Elend

Slums Touristen besichtigen in großer Zahl auch die Slums von Rio. Dient Armut als Sensation oder hilft das den Bewohnern?
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Der Strand macht alle gleich, sagen die Brasilianer. Dort würde die soziale Distanz schmelzen. Die beiden braun gebrannten Jungs aus Sydney stehen mit Flipflops und Badeshorts vor dem Copacabana-Palace-Hotel, sie warten auf ihren Tour-Guide. Sie wollen eintauchen in eine Gegend, die in Rio sonst kaum einer sehen will: Die Rocinha, Rios größte Armensiedlung.

Reiseleiter Alfredo Souza, ein drahtiger Mittdreißiger mit Wanderstiefeln, wird sie, ein britisches Pärchen sowie acht weitere deutsche und australische Touristen durch den Stadtteil führen. In einem klimatisierten Kleinbus fahren sie in die Rocinha, mit über 100.000 Bewohnern die größte Favela Brasiliens. Der Bus zwängt sich durch den dichten Verkehr, vorbei an hohen, begrünten Maue