Vor drei Jahren haben Sie - liebe Leserinnen und Leser - den Freitag aus einer bedrohlichen geschäftlichen Schieflage gerettet. Spätestens seitdem sind die Freitag-Finanzen keine Privatsache mehr. Wir möchten Sie deshalb - wie schon im vergangenen Jahr - in regelmäßigen Abständen über die verlegerischen Belange des Blattes informieren.
Es freut uns, dass wir auch in diesem Jahr keine Hiobsbotschaften verkünden müssen. Die Lage des Verlages hat sich weiter stabilisiert. Wie schon 2001 konnte eine schwarze Null erwirtschaftet werden. Der Jahresumsatz stieg von 1,3 Mio. EUR auf 1,37 Mio. EUR. Das reichte, um die gestiegenen Kosten aufzufangen.
Den Hauptanteil unserer Umsätze erzielen wir nach wie vor mit dem Abonnementgeschäft. 2002 lagen
m Abonnementgeschäft. 2002 lagen hier die Erlöse mit 1,2 Mio. Euro knapp über dem Vorjahresniveau. Gestiegen sind die Einnahmen aus dem Einzelverkauf (Kiosk, Pressefachhandel, Bahnhofsbuchhandlungen) - von 90.000 auf 120.000 Euro. Unser Sorgenkind ist - wie in der gesamten Branche - die Entwicklung des Anzeigengeschäfts, auch wenn dies schon immer nur einen kleinen Teil unserer Gesamterlöse ausgemacht hat: Die Einnahmen aus Anzeigen sind in den vergangenen zwei Jahren noch einmal um 30 Prozent gesunken und machen damit nur noch vier Prozent des Gesamtumsatzes aus.Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir bei den Abonnentenzahlen einen leichten Zuwachs erzielen konnten, so dass zur Jahreswende knapp 13.000 Zeitungen im Abo verbreitet wurden.Erfreulich hat sich für uns in 2002 der Kioskverkauf entwickelt. Nachdem die Absatzzahlen bis zum Sommer 2001 auf 1.400 Exemplare gesunken waren, gibt es seit September 2001 einen kontinuierlichen Anstieg auf jetzt rund 2.200 Exemplare pro Woche.Unser Anliegen war ab 2000 zunächst die wirtschaftliche Konsolidierung, um mit einem ausgeglichenen Ergebnis die Grundlage für die weitere Existenz zu schaffen. Zwei Jahre ohne Verluste sind in dieser schwierigen Zeit auf dem Zeitungsmarkt ein Erfolg, bedeuten aber noch keine wirkliche Entspannung. Gleichzeitig wissen wir, dass das Freitag-Projekt auf Dauer nur dann stabilisiert werden kann, wenn es gelingt, auch wieder zu wachsen. Da ist die Bilanz noch zwiespältig. Trotz aller Konsolidierung - der große Schritt nach vorn ist noch nicht gelungen. Noch zahlen wir keine Tariflöhne, unsere Autoren sind unterbezahlt. Die eigentlich notwendigen Werbemaßnahmen, um den Freitag bekannt zu machen, können wir uns nicht leisten.Und dennoch sind wir ein wenig stolz. Noch gibt es den Freitag, und es wird ihn auch weiter geben - im Unterschied zu vielen anderen Blättern und Beilagen, die die gegenwärtige Zeitungskrise nicht überlebt haben. Die Stabilisierung des Freitag zeigt uns, dass ein solches Zeitungsprojekt wirtschaftlich durchaus gehalten werden kann - wenn auch mit enormen Anstrengungen. Es zeigt, dass eine solche linke, gesellschaftskritische Zeitung nach wie vor eine Marktchance hat - ein Potenzial, das wir noch weiter ausschöpfen wollen.Vor einem Jahr haben wir angekündigt, unser Engagement auch außerhalb der unmittelbaren Zeitungsproduktion zu verstärken. Inzwischen sind wir einige Schritte weiter gekommen. Vieles befindet sich noch im Anfangsstadium oder kann erst jetzt gestartet werden. In der Buchreihe "Edition Freitag" sind bisher zwei Titel erschienen, zwei weitere werden im Juli und September folgen. Die bisherigen Verkaufszahlen sind ermutigend. Schon jetzt konnte ein kleiner Gewinn erzielt werden. Im Zusammenhang mit dem Kirchentag wird es eine größere Tagung zum Religionsthema geben, die die in der Zeitung geführte Religionsdebatte weiterführt.Schon seit längerem diskutieren wir über eine Verbesserung unseres Internet-Auftrittes. Letztendlich geht es darum, die Wochenzeitung Freitag zu einem kombinierten Produkt weiter zu entwickeln, bei dem das Printmedium fortlaufend durch zusätzliche Internetangebote ergänzt wird. In der Zeitung erscheinende Theater-, Buch- und Filmbesprechungen sollen regelmäßig durch Hintergrundinformationen, etwa zu Autoren oder Regisseuren, ergänzt werden. Außerdem wird es die Möglichkeit geben, die besprochenen Bücher direkt über die Freitag-Homepage zu beziehen.Ab Juli 2003 wird es - neben dem Normal-Abo - ein eigenes E-Abonnement des Freitag geben. Wer das Blatt nur im Internet lesen oder von dort runterladen will, kann dafür ein spezielles Abo abschließen. Er bekommt alle Beiträge und Abbildungen im vollständigen Zeitungslayout. Gleichzeitig werden wir den unentgeltlichen Internetzugriff auf einen Teil der aktuellen Ausgabe beschränken, während die Abonnenten auch weiterhin alle Artikel über das Netz abrufen können. Auch in Bezug auf den bisher völlig kostenlosen Zugang zu unserem Archiv sind Änderungen in Planung. Gedacht ist unter anderem an ein Abo-Angebot, dass auf die speziellen Bedürfnisse von Wissenschaftlern und Journalisten oder Bibliotheken zugeschnitten ist. Außerdem wollen wir CD´s anbieten, die zum Beispiel die Literatur- oder Filmrezensionen der vergangenen Jahre enthalten.Begonnen haben wir seit einigen Wochen mit dem Verkauf von Freitag-Fan-Artikeln (Uhren, T-Shirt´s, Tassen etc.) und speziellen Reise-Angeboten für Freitag-Leser. Hier wollen wir verstärkt Angebote schaffen.Die Hauptsäule des gesamten Projektes bleiben jedoch die gedruckten Zeitungsausgaben und ihre Abonnentinnen und Abonnenten. Damit stoßen wir immer wieder auf die gleiche alte Frage: Wie kann es gelingen, den alten Stamm zu halten und neue Leser zu gewinnen, mit welchen Argumenten können wir potenzielle Kunden überzeugen, den Freitag zu abonnieren? Da ist sicher zunächst die kritische Grundhaltung, durch die sich der Freitag von den meisten anderen Presseprodukten unterscheidet. Als Verkaufsargument reicht das allein aber noch nicht: Im vergangenen Jahr haben wir uns vor allem darum bemüht, den Freitag als ein "Blatt des zweiten Gedankens" (Günter Gaus) zu profilieren - also mehr Schwerpunktbildung, mehr Hintergrund und Analyse und wir haben den Eindruck, dass das ganz gut gelungen ist. Vieles spricht dafür, dass der Freitag am Kiosk mehr verkauft wurde, weil sich die Leser und Leserinnen durch die jeweiligen Schwerpunktthemen besonders angesprochen fühlten.Jetzt wollen wir einen Schritt weiter gehen. Einmal im Monat werden wir eine um vier Seiten erweiterte Ausgabe produzieren, womit ganz unterschiedliche Lesebedürfnisse angesprochen werden sollen: vom politischen Essay, über literarische Erzählungen bis zu Film- und Bücherschwerpunkten.Unser wichtigster Werbeträger bleiben Sie, liebe Leserinnen und Leser. Auch im vergangenen Jahr haben Sie durch mehrere hundert Geschenk- und Werbeabos zur Verbreitung des Freitag beigetragen. Dafür möchten wir uns bei Ihnen bedanken. In Zukunft wird es weitere spezielle Werbeangebote geben, die das Verschenken des Freitag für Sie attraktiver machen.Willi Brüggen (Verlag)Heinrich Eckhoff (Geschäftsführung)