Ein konsequenter Niedergang

FASZINIERT VOM STILLSTAND Wilfried Ohms Roman "Kaltenberg" wirkt wie von einem Zuchtmeister diktiert
Exklusiv für Abonnent:innen

Die Figur des Handlungsreisenden funktioniert beinahe wie ein Klischee; fast automatisch denkt man an Erfolglosigkeit, Einsamkeit, Unbehaustsein, Verlorenheit, Entfremdung. Wilfried Ohms, der 1960 in Graz geboren wurde und inzwischen in Wien lebt, hat in seinem zweiten Roman solch einen Handlungsreisenden, Kaltenberg, ins heutige Polen geschickt. Das Buch ist als Ich-Erzählung, als Brief Kaltenbergs an seine Schwester Elisabeth angelegt: er will ihr erklären, warum es mit ihm bergab ging. Das läuft im Roman so ab: Kaltenberg, Jahrgang 1963, will nicht in der Kanzlei des Vaters arbeiten. Er wird Vertreter für schwer verkäufliche Trevirastoffe in Polen, aber schon der Beginn dieser Karriere ist desaströs; Er vernachlässigt sich, trinkt, verbummelt Termine,