Ein Leben nach dem Businessplan

Medientagebuch Dass eine Familie auch Spaß machen kann, davon erfährt man im neuen Magazin "LOB für berufstätige Mütter und Väter" nichts. Hier geht es vor allem um eines: Karriere

"Berufstätige Mütter sind vielleicht die Einzigen, die mehr über High Perfomance wissen als wir.“ Mit diesem Zitat der Unternehmensberatung accenture stellt Chefredakteurin Nicole Beste-Fopma im Editorial ihr neues Magazin LOB für berufstätige Mütter und Väter vor. Das Heft will ein „Bindeglied zwischen Eltern und Wirtschaft“ sein und richtet sich an die so genannten „Kombifrauen und -männer, die „the best of both worlds“ wollen.

Eine Fernuniversität, Karriere- und Wiedereinstiegscoaching, Work-Life- Balance, Burn-out-Prävention – solche Anzeigen fallen beim ersten Durchblättern ins Auge. Spätestens nach den Terminvorschlägen für den Fachkongress WoMenPower, für den Unternehmerinnen- und Managerinnentag NRW und die Women-and-Work-Messe denkt sich die Leserin: Auch der Lieferservice für eine ganze Woche oder der neue Planer für das Smartphone sind bei diesem Business-Stress nur Tropfen auf den heißen Stein. Und nun auch noch ein Kind! Ist da der Burn-out nicht programmiert? Genau hier setzen bei LOB die Experten an. Das Magazin, das im Eigenverlag (Auflage 30.000) in Alzenau, Unterfranken, erscheint, widmet sich, im Gegensatz zum Familien-Magazin Nido (Gruner+Jahr), ausnahmslos der Karriere (mit Kind).

Alles easy bei den Kombieltern

Wie sage ich’s meinem Chef heißt eine Titelstory und behandelt die Frage, wie die Kombifrau ihre Lage möglichst gewinnbringend einführt. „Die Schwangere sollte sich genau überlegen, wie sie zum Nutzen des Unternehmens ihre Arbeit umverteilen kann“, rät Diana Ochs, Expertin für Vereinbarkeit, unter dem Zwischentitel „Karrierek(n)ick: Kind“. Sie und andere Experten geben Tipps für das Gespräch mit dem Vorgesetzten. Wichtig: Der Chef, die Chefin sollte auf keinen Fall auf dem Flur (Achtung: Flurfunk!) und bitte auch nicht am Montagmorgen oder Freitagnachmittag informiert werden. Dann geht es, laut LOB, ganz easy weiter: Ein Ehepaar aus Potsdam, Experten für das Kinderbetreuungsmodell Au-pair, berichtet von der „entspannten Situation, wenn man Kinder nicht ständig wegorganisieren muss“. Für ihre vier Kinder haben sie bereits das 15. Au-pair-Mädchen engagiert.

LOB kennt aber auch Familien, die ihr Leben einer simplen Ordnung, ähnlich der eines Business-Plans, unterziehen. Im Interview unter der Rubrik „Karriere – So machen Sie das“ erläutern Holger (46), Berufspilot, und seine Frau (43), Konrektorin: „Jeden Freitag ist Kinoabend. Wir bereiten leckeres Essen vor, setzen uns in unser Party-Fernseh­zimmer und läuten gemeinsam das Wochenende ein. Jeden Samstag ist Familientag.“ Seine Tochter lerne so, „was Pflichten und sinnvolle Zeiteinteilung bedeuten“, ist sich Holger sicher. Die Umfrage „Entwarnung für Rabeneltern“ zeigt dann auch, dass man sich um den Nachwuchs wirklich keine Sorgen machen muss: Alle interviewten Kinder (sechs bis 17 Jahre) sind sich über die Vorteile der Berufstätigkeit ihrer Eltern einig: „Dann haben wir mehr Geld. Außerdem hat Papa ein tolles Firmenauto.“ Um Missgeschicken vorzubeugen, zeigt LOB außerdem, welche Haftpflichtversicherungen greifen, wenn Kombieltern vor lauter Stress mal ihre Aufsichtspflicht verletzen. Aber was, wenn es nicht klappt mit der Work-Life-Balance? Auch hier weiß LOB Rat: Die Patchworkfamilie! Zwar ist der Artikel eigentlich nur eine Anzeige für „Elitepartner.de, der Partnervermittlung für Akademiker und Singles mit Niveau“, doch spätestens hier ist man total entspannt: Mit dem LOB-Magazin, dem Bindeglied zwischen Eltern und Wirtschaft, lässt es sich durchziehen, das Modell „Karriere mit Kind“. Man freut sich schon auf die nächste Ausgabe mit den Themen: „Stress lass nach“ und „Internat, Ganztagsschule und Co.“

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