Ein Männlein hockt im Walde

Entleerung In Ingo Schulzes zweitem Roman "Neue Leben" erleben wir die Geburt des Neubürgers der Marktwirtschaft
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Als in diesem Wahlkampf die ersten Plakate von Angela Merkel auftauchten, traute man seinen Augen nicht. Wo waren die nach unten gezogenen Mundwinkel geblieben, wo die topfartige Nichtfrisur? Alles an der spröden Frau aus dem Osten erinnerte plötzlich an eine Kosmetik-Werbung. Eine Mischung aus Margaret Thatcher, Business-Woman und Drei-Wetter-Taft lächelte da von den Laternenpfählen herunter: alterslos, herkunftslos. Diese Frau, so schien es, ist endgültig angekommen im Westen. Doch wo kam sie her?

Es macht den Reiz von Ingo Schulzes neuem Roman Neue Leben aus, dass er die Biographie noch einmal demonstrativ aufrollt, wo sich alle ihrer zu entledigen trachten. Wo Merkel Spuren verwischt und Falten tilgt, zeichnet der 1962 in Dresden geborene Schulze noch einmal die