Ein reizvoller Akt der Verführung

Alte Arbeitsteilung Das offene Beziehungsmodell, das Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir lebten, war revolutionär und galt lange als Vorbild. Spät erschienene Briefe werfen einen Schatten auf das schöne Bild
Exklusiv für Abonnent:innen

Sie wären beide fast in einer trivialen bürgerlichen Ehe gelandet. Sartre, der offiziell verlobt war, schickte seine Eltern 1928 nach Lyon, wo sie um die Hand eines jungen Mädchens anhielten, der Kusine eines Studienfreundes aus der Ecole Normale Supérieure; die Brauteltern lehnten ab, denn der Bräutigam konnte keine Familie ernähren (er war gerade durch das Examen gefallen). Was Beauvoir angeht, so schwankt sie noch Ende September 1929 zwischen ihrem Cousin Jacques und einem Studienkameraden namens Jean-Paul, wie ihr unveröffentlichtes Tagebuch verrät. Erst als Jacques ihr Anfang Oktober abrupt mitteilt, dass er eine andere heirate, stürzt sie sich Hals über Kopf in die Beziehung zu Sartre.

Die Fortsetzung ist bekannt: Sartre schlägt B