Ein Stück Kuchen

ALPTRAUMFABRIK Ausstellung über Alfred Hitchcock

Manche Filme sind ein Stück Leben, meine Filme sind ein Stück Kuchen", hat Alfred Hitchcock einmal gesagt, und als der französische Regisseur François Truffaut ihn auf den Slogan ansprach, erklärte er seine Filmphilosophie folgendermaßen: "Ein Stück Leben filmen, das mache ich nie. Aber auch den reinen Phantasieprodukten gehe ich aus dem Weg. Es ist wichtig, dass der Zuschauer sich in den Personen selbst wiedererkennt." In seinen Filmen hat Hitchcock immer wieder bestimmte Motive und Themen variiert. So den Identitätsverlust eines durchschnittlichen Helden, dessen gewohnte Ordnung erschüttert wird. Hitchcock hat, so der amerikanische Literaturwissenschaftler Donald Spoto, seine unausgesprochenen Wünsche und Ängste immer wieder auf seine Filmgestalten übertragen. In seinem aufschlussreichen Buch AlfredHitchcock Die dunkle Seite des Genies schreibt Spoto: "Seine stärksten und wahrhaftigsten Impulse entstammten abgewandelten Erfahrungen seines eigenen frustrierten und widersprüchlichen Lebens." Folgt man seinem Biographen, so war Hitchcock ein Mann, der politisches Engagement "sorgsam vermied". Was ihn jedoch nicht daran hinderte, in den Kriegsjahren für unterhaltsame Anti-Nazi-Propaganda zu sorgen. Sogar für die Filmabteilung des britischen Informationsministeriums hat Hitchcock 1944 zwei halbstündige Spielfilme über die französische Widerstandsbewegung gedreht, (Bon Voyage und Malgache Adventure). Betrachtet man seine "Kriegsfilme" differenzierter, so kommt ein politisch denkender Mensch zum Vorschein, der seinem Bedürfnis folgte, einen "kleinen Beitrag zu den allgemeinen Kriegsanstrengungen zu leisten", wie er Truffaut gegenüber erklärte. Mit Foreign Correspondent ("Mord", 1940) und Lifeboat ("Das Rettungsboot", 1943) demonstrierte Hitchcock, wie wirkungsvoll betont unterhaltsame Propaganda sein kann, wenn sie auf plumpe Schwarz-Weiß-Malerei verzichtet.

Hitchcock gab sich gern als Bürgerschreck. Er liebte es, ein gutbürgerliches Publikum aus der Fassung zu bringen, etwa wenn er Gäste im Smoking erwartete und einem einzigen Gast eine Einladung zu einem Kostümfest schickte. Durch Kurzauftritte in fast jedem seiner 53 Filme avancierte er zum Markenzeichen. Auf PR-Fotos und in den Einführungen zu seiner Fernsehserie Alfred Hitch cock Presents gibt sich im Spiel mit der eigenen Identität der Reklamespezialist Hitchcock zu erkennen.

Hitchcock war ein "kommerzieller Experimentalist" (Truffaut) und überzeugt davon, dass "die Schönheit der Bilder und der Bewegung, der Rhythmus, die Tricks, der Handlung untergeordnet und geopfert werden" müssen.

Über den master of suspense ist im Düsseldorfer Filmmuseum unter dem Titel "Obsessionen - Die Alptraumfabrik des Alfred Hitchcock" eine Ausstellung zu sehen. Noch bis zum 20. Februar 2000.

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