Ein subversiver Lesezirkel

Kuba Raúl gehört zu einem Netzwerk unabhängiger Bibliothekare in Kuba. Für den Traum von einer offenen Gesellschaft riskiert er viel, denn abweichende Meinungen sind strafbar
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Wenn Polizisten kommen, sprichst du nicht mehr mit mir, und wechselst die Straßenseite.“ Mein Informant Pablo knipst das rechte Auge zu, er möchte entspannt wirken. Wissen wir doch, dass dieser Nachmittag massive Konsequenzen haben könnte. Pablo riskiert Gefängnis. Er will mich zu einem Untergrundbibliothekar führen, einem namenlosen Bekannten, der ihn immer wieder illegal mit Lektüre versorgt, die in Kuba auf dem Index steht. Ein gefährlicher Ausflug. Zumal es Kubanern verboten ist, direkten Kontakt zu Fremden aufzunehmen. Ein verzweifelter Kampf der Regierung gegen die Nebenwirkungen der ungeliebten touristischen Öffnung seit der ökonomischen Depression Anfang der neunziger Jahre, den Tausch von Geld gegen Sex, den Austausch von Gedanken