Inhouse Tiny House: Der King der Bescheidenheit

Wohnraum Unsere Kolumnistin lebt bald nur noch auf drei Quadratmetern
Ausgabe 08/2020
Reduce to the max
Reduce to the max

Foto: Westend61/Imago

Mit mehreren Personen und einem Hund werde ich bald nur noch 3 m² Planetenoberfläche verwohnen. Unmöglich? Tja, lesen Sie erst mal weiter. Ein stylisches Tiny House, das ich mir eh nicht leisten kann, ist nicht vonnöten.

John Weisbarth aus der Dokuserie Tiny House Nation brachte mich drauf, wie es geht. Einem Paar, das seine Abende bislang auf fünf Couchgarnituren verbrachte, riet er: Beschränkt euch vor dem Umzug eine Woche lang auf nur eine Couchgarnitur. Was für ein guter Rat! Nur: Wieso nur eine Woche lang? Ich werde diese Idee als Permanentlösung umsetzen und ein Tiny House innerhalb unserer Wohnung einrichten. Wer – wie ich dann – in einem solchen Inhouse Tiny House lebt, ist sogar noch nachhaltiger und bewusster als alle anderen. Der ist der King der Bescheidenheit.

Das Inhouse Tiny House wird in unserer 15 m² großen Küche eingerichtet. He, 15 sind aber nicht 3, werden die Mathematiker unter den Lesern jetzt denken. Das stimmt. Aber sobald die vier Unter- bzw. Obermieter unseres fünfstöckigen Mietshauses ebenfalls in ihrer Küche ein Inhouse Tiny House einrichten, stehen fünf Indoor-Winzhäuser, die alle 15 m² groß sind, übereinandergeschichtet auf nur 15 m² Erdoberfläche, macht für jeden uns – 15 m² : 5 Stockwerke – nur 3 m². Stimmt’s? Wie gestalten wir die nun? Nicht fehlen darf ein kuscheliger Schlafplatz zum Reinkriechen. Dazu einfach ein Bett mit Füßen in die Küche schieben und sich darunterlegen.

Der Platz unter dem Bett sollte nie einfach an Luftvorräte verschwendet werden. Hat ein Tiny House ein hohes Bett, so befindet sich unter ihm eine funktionstüchtige Kleidermanufaktur. Der Platz auf dem Bett eignet sich prima für den Nachwuchs. Welches Kind träumt nicht von einem Zimmer, das komplett aus einer Tobematratze besteht. Da Kinder oft nicht so groß sind, kann darüber noch ein Hochbüro (früher Stockbett genannt) angebracht werden. Da freue ich mich besonders drauf. Die Beine kann man runterhängen lassen, ein kleines Brett dient als Schreibtisch.

Weil es doch recht umständlich ist, sich da rauszuwurschteln, werde ich unermüdlich arbeiten. Direkt gegenüber dem Bettenturm hängt ein Bildschirm, der auf diese Weise Masterbedroom, Kinderzimmer und Büro gleichzeitig versorgt. Der Hund liegt als Luftzugschutz an der Tür und verbreitet Gemütlichkeit. Mit einem eigens entwickelten Langstiel-Kochlöffel kann ich vom Büro aus in den Töpfen auf dem Herd rühren. Puristen würden noch ein Plumpsklo integrieren. Aber ich finde: Spültoilette ist okay, ob Duschen erlaubt ist, überlege ich noch.

Das Inhouse Tiny House ist nicht nur umwerfend designt, sondern auch multifunktional. Herd und Kühlschrank können hoch an die Decke gezogen werden, dann erscheint darunter ein Dancefloor für bis zu 20 Personen. Die werden gucken! Und fragen, was wir jetzt mit den restlichen Zimmern machen. „Hach“, werde ich sagen, „das ist das Beste! Während viele Tiny-House-Besitzer extra Lager anmieten oder Zeugs bei Eltern und Großeltern unterstellen, bekannt als das kleine schmutzige Geheimnis der Tiny-House-Bewegung, haben wir hier sagenhafte 85 m² Stauraum für Kram, den wir halt brauchen. Durch den Trick mit den fünf Stockwerken verschwendet jede Mietpartei dafür nur – 85 : 5 – 17 m² Erdoberfläche. Genial, oder? Plus 3 m² fürs Inhouse Tiny House: insgesamt nur 20 m².“ Also dagegen wirken diese Outdoor Tiny Houses ganz schön protzig.

Susanne Berkenheger verteilt als Die Ratgeberin regelmäßig für den Freitag gute Ratschläge

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden